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Feuilleton


20. Juli 2008, Warschauer Kammeroper

DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL

(beim 18. Mozart-Festival)


Blick in den Zuschauerraum der Warschauer Kammeroper, wo jedes Jahr ein Mozart-Festival stattfindet.

Warschauer Kammeroper mit (fast) GANZEM Mozart: phänomenal!!!

Mozartfans und solche, die ihrs werden wollt! Lasst euch nicht täuschen oder in die Irre führen, denn:
Nicht nur in Wien und Salzburg spielt man Mozart prall & pur, nein, auch in Warschau!! Jedes Jahr gibts da - in der 1961 gegründeten Warschauer Kammeroper - ein Mozart-Festival, das sich nicht mehr (und auch nicht weniger!) als die Aufführung des nahezu kompletten Bühnenwerks des immerfrohen Wunderkinds zum Ziele nimmt. Das dürfte weltweit einmalig zu nennen sein; auch existiert z. Z. kein Jubiläum, welches ganz besonders Anlass hätte geben können, nein... die machen das da, schon seit Jahren, einfach so. Phänomenal!!!


Warschauer Kammeroper


Das Haus ist niedlich. Draußen ruht man vor den Vorstellungen oder in den Pausen auf sehr schönen Parkbänken, die eine kleine Baum- und Strauchinsel umstehen. Drinnen kriegt man gratis Mokka oder Kaltgetränke allerliebst serviert. Der Saal ist klein; man sitzt auf Holzstühlen, und die Akustik ist sensationell. Ein räumlich ziemlich ausladender und sehr tief gelegener Orchestergraben würde selbst einer Besetzung für den "Lohengrin" standhalten. Und das Merkwürdige des aus diesem Pfefferkuchenorkus her gezauberten Orchesterklanges ist, dass er - aufgrund der schon beträchtlichen "Distanz" von unterhalb nach oberhalb - in dem doch (für ihn) viel zu kleinen Saal harmonisch hallt: warm, weich und wunderklar; und würde hier instrumental gepatzt werden, was selbstverständlich nicht geschehen war... man würde es sofort als Störung erster Art beglaubigt kriegen.
Auf der puppenbühnengroßen Bretterfläche sind Akteure aufgeboten, die bei jedem Casting vor Nagano, Barenboim etc. pp. bestehen würden, wo die Auswahl zudem schwer und schwerer wird; zumindestens in der von mir besuchten Vorstellung von Mozarts Singspiel DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL hatte ich einen dahingehend überwältigenden Generaleindruck.

Ja, die Konstanze von Tatiana Hempel beispielsweise:
Hat man jemals solchen kunstgefertigten und eisklar abgelieferten Koleraturen in der wohl gefährlichsten von allen Mozartarien ("Martern, martern aller Arten...") lauschen düfen?! Und ich wünschte mir, dass irgendwer sehr bald und wichtig auf Tatiana Hempel aufmerksam geworden sei; sie sollte schon dann auch in Wien, in Salzburg usw. singen!!

Eitelsonnenschein, sonst also nichts.

Das Unternehmen GANZER MOZART funktioniert auch deshalb, weil es die Verantwortlichen ziemlich spürbar an durchdachten oder wenigstens dem Heute angeglichenen Regiehandschriften gänzlich fehlen lassen; das spart freilich Zeit und Geld; und ergo hat man reichlich Muse übrig für das Musikalische an sich - - nicht nachzuahmen hier! doch festzustellen bleibt es immerhin.


Andre Sokolowski - red / 21. Juli 2008
ID 3932
www.andre-sokolowski.de



DIE ENTFÜHRUNG AUS DEM SERAIL beim
18. Mozart-Festival der Warschauer Kammeroper
15.06. - 26.07.08


Musikalische Leitung: Ruben Silva
Regie: Ryszard Peryt
Ausstattung: Andrzej Sadowski
Besetzung: Tatiana Hempel (Konstanze), Leszek Swidzinski (Belmonte), Marta Boberska (Blondchen), Zdzislaw Kordyjalik (Pedrillo), Slawomir Jurczak (Osmin), Michal Kanclerski (Bassa Selim) u. a.
Chor und Orchester der Warschauer Kammeroper

Weitere Infos siehe auch: p://www.operakameralna.pl/





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