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Prokofjew-Woche vom 18. bis 24. Januar 2014

18. | 19. Januar 2014 - Komische Oper Berlin

NOSFERATU | DER FEURIGE ENGEL



Der feurige Engel an der Komischen Oper Berlin - Foto (C) Gunnar Geller



Durchhalterinnen

In der Komischen Oper Berlin gibt es gerade eine Prokofjew-Woche, wo Die Liebe zu den drei Orangen, Peter und der Wolf oder ein kammermusikalisches Konzert zur Aufführung gelang(t)en.

Pianistin Gabriela Montero - lt. KOB "in den wichtigsten Konzertsälen der Welt ein gefeierter Gast" - improvisierte außerdem am Samstagabend die Begleitmusik zum deutschen Stumm- und Horrorfilm Nosferatu (1922). Und sie fabulierte also, statt der überlieferten und überliefernswerten eigentlichen Nosferatu-Filmmusik von Komponist Hans Erdmann (1882-1942), Themenvorschläge Sergej Prokofjews (1891-1953).

Was uns Zusehende/Zuhörende freilich auch interessierte, hätte eine Darlegung musik- und filmgeschichtlicher Zusammenhänge des so suggerierten Kreativprojektes Murnau & Prokofjew, die vielleicht vorhanden waren, sein können; doch leider stand da nix im mitgelieferten Programmheft, auch die hausinterne Website zeigte sich in puncto Aufklärung so geizig (um nicht gar zu sagen: ahnungslos) wie selten je zuvor. Fast wollten wir demnach vermuten, dass Montero sich dann "einfach so" bei irgendwelchen Themen und Motiven von Prokofjew für diverse Steilvorlagen ihrer hochgenialen (!) Improvisationen imposant bediente - doch (und wie gesagt) wir wussten/wissen nix. Aber man muss ja auch nicht alles bis ins Haargenaue vor- und nachher wissen...

Jedenfalls war es, allein von seinem zwingend-unbedingten Livegrad her, und insbesondere wegen Montero, ein Erleben allererster Sahne!!



Bewertung:    





Nosferatu, eine Symphonie des Grauens - Foto © Films sans Frontières



* *

Mega-Höhepunkt der Themenwoche war dann heute Abend die Premiere von Prokofjews Der feurige Engel. Dieses Werk wird selten aufgeführt. Und - außer anlässlich eines versprengten Gastspiels aus St. Petersburg vor ein paar Jahren in der DOB - wurde es wohl seit über 40 Jahren nicht mehr in Berlin gesehen und gehört...

Nun umso intensiver:

Mehr als zwei Stunden dauerte das Extrem-Bombardement, das uns v.a. durchs Orchester der Komischen Oper (Dirigent: Henrik Nánási) aus dem Graben vehement entgegenschlug. Der Komponist wollte uns/sich nicht sehr viel Leises und/oder Beruhigendes vergönnen; ja und so geriet dann Alles etwas überintensiv - zum Einschlafen also, was das Akustische betraf, wenig Gelegenheit.

Ganz anders (= unhitziger, schlafwilliger) war Einem zumute, wenn man sich den hochgrandiosen Schwachsinn einer kaum beschreibbaren und völlig blödsinnigen Handlung etwas näher zugemüte führen wollte; und die generelle Frage drängte sich schon auf: Weshalb vergeudete ich so viel Zeit damit, mich mit so viel und derartiger Scheiße zusudeln zu lassen; wenn es wenigstens ironisch angedacht gewesen wäre - nicht nur, dass Prokofjew seinerzeit zu einer denkbar "ungünstigen" Vorlage für sein Libretto griff, verstieg er sich (ein dichterischer Laie, der er nun mal war) höchstselbst zum Texteschreiben:

Geistig wirre Frau wollte sich von 'nem Engel, den ihr krankes Hirn ersann, besteigen lassen. Weil das nicht gelang, knallte sie vollends durch und landete, nach ein paar umständlichen Umwegen, auf einen klösterlichen Scheiterhaufen; alle Nonnen um sie rum waren bereits vom sexuellen Überimpetus der Wahnsinnigen infiziert - dem Abt blieb also keine andre Wahl; Jens Larsen könnte da mit Fug und Recht (nachdem die Konkurrenten Max von Sydow, Richard Burton oder George C. Scott in dieser Rolle auch schon prima glänzten) als Parade-Exorzist der Neuzeit durchgehen...

Der hochdramatischen Svetlana Sozdateleva, die ihre Irren-Rolle schon in Brüssel gab, sollten wir am Premierenabend ihre ausdauernde Ausnahmeerscheinung attestieren; und wir staunten wirklich Bauklötzer, was sie sowohl gesanglich wie auch mimisch abzuleisten in der Lage war. Das Haus lag ihr zu Füßen!

Was an Benedict Andrews Regie ganz furchtbar nerven tat: Dass zig als HauptakteurInnen-VervielfältigerInnen aufgetretene KomparsInnen zum Rein- und Raustragen von großen Brettern (Bühnenbild: Johannes Schütz) "missbraucht" wurden; bereits nach 10 Minuten hatten wir die Masche als nicht ganz so neu und witzig, wie die Macher sich das dachten, identifiziert.

Und Krieg und Frieden hätten wir im Übrigen - als "Neu"-Prokofjew hier am Haus - viel lustiger gefunden.



Bewertung:    

Andre Sokolowski - 19. Januar 2014
ID 7529
NOSFERATU (Komische Oper Berlin, 18.01.2014)
Improvisation über Themen von Prokofjew zum Stummfilm Nosferatu von Friedrich Wilhelm Murnau
Gabriela Montero, Klavier

DER FEURIGE ENGEL (Komische Oper Berlin, 19.01.2014)
Musikalische Leitung: Henrik Nánási
Inszenierung: Benedict Andrews
Bühnenbild: Johannes Schütz
Kostüme: Victoria Behr
Dramaturgie: Pavel B. Jiracek
Chöre: David Cavelius
Lichtdesign: Diego Leetz
Besetzung:
Renata ... Svetlana Sozdateleva
Ruprecht, Ritter ... Evez Abdulla
Die Wirtin ... Christiane Oertel
Mephistopheles / Agrippa von Nettesheim ... Dmitry Golovnin
Faust ... Alexey Antonov
Inquisitor ... Jens Larsen
Äbtissin / Wahrsagerin ... Xenia Vyaznikova
Jakob Glock, Buchhändler ... Christoph Späth
Arzt ... Máté Gál
Knecht ... Hans-Peter Scheidegger
Mathias Wissmann ... Bernhard Hansky
Chor und Orchester der Komischen Oper Berlin
Premiere war am 19. Januar 2014
Weitere Termine: 23. 1. | 2., 16. 2. | 2. 3. | 10. 7. 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.komische-oper-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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