Irdisches Geschlechtertreiben
DIE SCHÖPFUNG mit den Berliner Philharmonikern
|
Simon Rattle machte sich und uns die allergrößte Freude, Haydn diesen Februar zum Schwerpunkt der von ihm bestrittenen Konzerte zu erheben. Das bedeutet zwar, in Wirklichkeit, "nur" fortgesetzte Kontinuität seiner alljährlichen Veroffenbarungen mit "Papa", freilich diesmal aus der dicken Tube, Haydn zählt ja wohl gefühlter Maßen zu den absoluten Favoriten Rattles; jedesmal wenn wir ihn die Berliner Philharmoniker mit "Papa Haydn" dirigier'n erleben, werden wir verwandelt, derart heil stimmt uns der Zauberleichtklang seiner Interpretation, und das hält an für mindestens drei, vier, fünf, sechs bis sieben Tage - bei der Schöpfung nun, jenem vielleicht bedeutendsten der Werke des Senioren (Haydn schrieb sie 66jährig!), soll hingegen zusätzlich noch auf das Exemplarische des als ein Oratorium seiner Zeit (den Text lieferte Herr van Swieten; und man möchte ihn als Hobbydichter nicht verunloben!!) verkaufte Opus eingegangen sein:
Das merkwürdige Ding ist dreiteilig. Teil 1/Teil 2 behandeln, frei nach Bibelstellen, die verheiländigende Erschaffung unsrer Erde in sechs Tagen, also bis zum Tage X wo sich dann Gott seines Hinzugezaubertseins des Ersten Menschenpaares generös erbarmte; dieser pseudomaskuline Schlussakt nahm den Herrn dann so in Anspruch, dass er justament am siebten erst mal ruhen musste und - wer gibt als Mann schon gerne seine eignen Konditionsermangelungen preis - dieses zum allgemeinen "Staatsgesetz" befahl; heut' freilich scheißt die fromme Zivilisation auf Sonntagsruhen usf., die Bahnhofsläden haben ohnehin geöffnet.
Also:
In Teil 3, welcher das anfängliche Erden-Dasein des erschaffnen Menschenpaares prologiös beleuchten tut, ergehen sich Adam & Eva allerliebstens einer auf das Irdischste, ja Freieste hinzugewandten Lebensform. Eva sagt zwar "Dein Will' ist mir Gesetz. / So hat's der Herr bestimmt, / Und dir gehorchen bringt / Mir Freude, Glück und Ruhm." - aber sie meint es selbstverständlich überhaupt nicht so - - auch wenn man Adam hört "Ich leite dich" etc., kommt man ins schmunzlerische Grübeln:
Hat man je zuvor dieses erquicklichste an Oratorienschlussduetten derart augenzwinkernd und mit Hinterwitz herüberbringen hören/sehen wie an diesem Abend durch das Traumpaar Lisa Milne & Thomas Quasthoff !! Nicht nur dass sie beide stimmlich harmonieren - sie mit ihrem Nachtigallenzwitschersound und er mit seiner Knabenwunderhörnersonorenz - - vor allem ist's ein Guckgenuss, ihnen auch "bei der Arbeit" zuzusehen... wie sie ihn mitunter seitlich anlächelt, und er lächelt zu ihr zurück. Von wegen Sündenfall und so: Als ob sie beide Gott 'nen Stinkefinger zeigen wollen würden nach dem Motto 'Hier sind wir, und da bist du, und jetzt verpisse dich' .
Entstaubt, enthemmt. O wie die Leute hiernach tobten!!!!!
|
Andre Sokolowski - 3. Februar 2007 ID 2965
http://www.andre-sokolowski.de
HAYDN-Heimspiele mit den Berliner Philharmonikern:
DIE SCHÖPFUNG
Lisa Milne (Sopran)
John Mark Ainsley (Tenor)
Thomas Quasthoff (Bariton)
Rundfunkchor Berlin
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Sir Simon Rattle
Aufführungen in der Philharmonie am 2., 3., 4. Februar 2007
SYMPHONIEN NR. 88, 89, 90
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Sir Simon Rattle
Aufführungen in der Philharmonie am 8., 9., 10. Februar 2007
"JEDE NOTE VON HAYDN?" (Haydn-Symposium)
In Zusammenarbeit mit dem Joseph Haydn-Institut, Köln
Öffentliche Veranstaltung im Hermann-Wolff-Saal der Philharmonie am 9. Februar 2007
STREICHQUARTETTE
Quatuor Mosaiques:
Erich Hörbath (Violine)
Andrea Bischof (Violine)
Anita Mittlerer (Viola)
Christophe Coin (Violoncello)
Aufführung im Kammermusiksaal der Philharmonie am 11. Februar 2007
SYMPHONIEN NR. 91, 92 | SINFONIA CONCERTANTE FÜR OBOE, FAGOTT, VIOLINE UND VIOLONCELLO
Jonathan Kelly (Oboe)
Stefan Schweigert (Fagott)
Toru Yasunaga (Violine)
Georg Faust (Violoncello)
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Sir Simon Rattle
Aufführungen in der Philharmonie am 14, 15., 16. Februar 2007
Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-philharmoniker.de
|
|
|
Anzeigen:
Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN
Rothschilds Kolumnen
BALLETT | PERFORMANCE | TANZTHEATER
CASTORFOPERN
CD / DVD
INTERVIEWS
KONZERTKRITIKEN
LEUTE
NEUE MUSIK
PREMIERENKRITIKEN
ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski
RUHRTRIENNALE
= nicht zu toppen
= schon gut
= geht so
= na ja
= katastrophal
|