Das Meer
wie'n Spiegel
glatt wie tot
CIRCULATING OCEAN von Toshio Hosokawa
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Toshio Hosokawa (geb. 1955)
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Apocalypse Now besticht durch seinen Helikopterangriff mit Musik von Wagner. Diese Szene hat den Film berühmt gemacht: Von ganz weit hinten nähert sich die Staffel. Rotationsgeräusche werden hörbar. Und "Walkürenritt", jener von Wagner. Noch ist freilich nichts zu sehen. Nur der grüne Ozean mit seinen Wellen, seiner gelben Gischt. / Filmschnitt // Kilgore, der Helikopterkommandant, schaut sich die Bucht von oben an. Um ihn herum der Helikopterlärm. Kilgore muss schreien. Und man hört ihn, wie er sich über die Wellen unten echauffiert. Es sei, meint er, die einzige der Stellen wo die Wellen derart hoch und "tragend" sind. Er spielt damit auf Lance, den jungen Surfer, an. Der sitzt ganz brav mit 'nem MG bewaffnet bei Kilgore. Kilgore & Lance. Lance soll für ihn, Kilgore, hinunter auf die Welle. Wellenreiten. Ihn dann, Lance, zu sehen, also live zu sehen, ist der Traum Kilgores. Ja, das versüßt ihn momentan wohl diesen Krieg. Sie starten durch. Zum Angriff!
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Meeresansichten - kann sein - sind immer gleich...
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Warum fall'n mir ausgerechnet diese Filmsequenzen Coppolas jetzt ein? warum gerade im Zusammenhang mit Circulating Ocean??
Der z.Z. hier in Berlin tätige Komponist Toshio Hosokawa hat das halbstündige Bild für Großorchester (Circulating Ocean) vor zwei Jahren schon geschrieben, und die Wiener Philharmoniker unter Valeri Gergiew führten es erstmals bei den Festspielen in Salzburg auf. Am Sonntag nun legte das DSO bekennend nach. Es stellte das Werk ganz am Anfang seines Sinfoniekonzerts, in dem dann außerdem noch Mozart, Brahms geboten wurde. Kent Nagano dirigierte.
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So was irre Schönes - Circulating Ocean - hab' ich nie gehört:
Auf einen Ton (scheinbar) basieren die Bewegungen, Entwicklungen, Zirkulationen in dem Stück. Es ist in Abschnitte gegliedert. Diese heben sich jedoch nicht voneinander ab, durch keinerlei Zäsur. Das All-Machende ist die Welle. Sie ist immer da, selbst wenn sich (scheinbar) nichts bewegt. Das wogt, wogt immerfort, heran... hinweg... heran... hinweg... Ein "wasserdichtes" Phänomen an sich. Die Welle da sie kommt und geht, und wie sie über Alles - alles um uns her - "obsiegt". Ebbe und Flut. Auch als Notturno - nachts wo ja das Meer am unheimlichsten ist - konnte ich mir die Wasserwoge bildlich vorstellen, von Dämmerung zu Dämmerung.
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Das Meer wie'n Spiegel glatt wie tot.
Ein Hauch. Einhauchen. Lüfte. Wind...
Das Unberechenbarste wird ereilig überm Horizont. Streift sich heran, wird Macht. Das Aufgehen der Elemente. Sturmesbrausen. Dauert auch nicht lange, schafft Verwüstungen wohin es donnert, flacht hinan.
Das Meer wie'n Spiegel glatt wie tot, wie vorher halt.
Es hätte auch als Filmmusik zu Shining oder Ähnlichem getaugt. Das Wellige des Stückes könnte ja auch psychologisierend angedacht gewesen sein, als Introschübe alles Sinnlichen, des Seelischen an sich. Wie wunderbar!!
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Andre Sokolowski - 8. Januar 2007 ID 2899
DEUTSCHES SYMPHONIE-ORCHESTER (Philharmonie Berlin, 06.01.2007)
Hosokawa: Circulating Ocean
Mozart: Violinkonzert G-Dur KV 216
Brahms: Dritte Sinfonie
Gil Shaham, Violine
Deutsches Symphonie Orchester Berlin
Dirigent: Kent Nagano
Weitere Infos siehe auch: http://www.dso-berlin.de
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