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Berliner Erstaufführung


30. März 2013, Premiere im Radialsystem V

VOTRE FAUST

von Henri Pousseur (Komposition) und Michel Butor (Text)

Aufführung in deutscher Sprache - Übersetzung: Helmut Scheffel

Votre Faust als Berliner Erstaufführung - (C) http://www.votrefaust.de/




Megagähn

Variables Spiel in Art einer Oper nennt sich votre faust, das von dem Komponisten Henri Pousseur (1929-2009) und dem Schriftsteller Michel Butor (geb. 1926) stammt. Die beiden Männer schufen es vor über 50 Jahren, und die damalige Uraufführung (1969) an der Piccola Scala Mailand muss, nach einschlägigem Presseecho, desaströs verlaufen sein; ein "falsches" Stück hatte ein völlig "falsches" Publikum erreicht bzw. nicht erreicht und fiel mit ihm/durch es daher glatt durch...

Im aufschlussreich zu lesenden Programmheft der Berliner Erstaufführung im Radialsystem V (30.03.2013) - fast ein halbes Jahrhundert später - steht zu der Entstehung:

"Die Genese von votre faust fällt in eine turbulente Zeit - die Bürgerrechtsbewegung in den USA und die Studentenbewegung in Deutschland treiben Hunderttausende auf die Straßen, der erste Mensch betritt den Mond und Darmstadt proklamiert eine seriell organisierte Kunstmusik. Bei Henri Pousseur, bis dato ein großer Verfechter serieller Kompositionstechniken und Freund des Darmstädter Kreises, zeichnet sich zu Beginn der 60er Jahre ein wiederbelebtes Interesse an der musikalischen Tradition ab. Um der 'seriellen Enge' zu entkommen, suchte Pousseur nach Wegen, die musikalische Tradition in sein kompositorisches Vokabular aufzunehmen.

Pousseurs Beschäftigung mit mobilen Formen im künstlerischen Ausdruck seit Ende der 1950er Jahre trieb ihn unweigerlich auf Michel Butor zu. In dessen Romanen und Schriften zur Variabilität entdeckte Pousseur einen Weggefährten im Geiste. Mit Blick auf ein mobiles Bühnenwerk zum Faust-Thema, das zugleich die Musiker, den Dirigenten und nicht zuletzt auch das Publikum vor gewisse Entscheidungen stellte, trat Pousseur an Michel Butor heran..."





Henri Pousseur (rechts) und Michel Butor - Foto © Denis und Marianne Pousseur



Der in London geborene Komponist und Dirigent Gerhardt Müller-Goldboom kann mit Fug und Recht als einer der für die Berliner Erstaufführung geltenden Initiatoren bezeichnet sein. Ihm tat dann auch gleich, außer dass er dirigierte, die Gesamtleitung des kraft- und personalaufwändigen Projekts obliegen.

Von ca. 19 Uhr bis ungefähr um elf Uhr nachts musste sich nun geduldet werden, bis dann schließlich - was jedoch der anwesende Laie (oder Halblaie) nur durch erklärende Bemühungen sowohl durch den als Theaterdirektor agierenden Peter von Strombeck als auch durch den als eine Art von Wettmeister bzw. Conferencier zum Zuge kommenden Till Wittwer peu à peu so mitkriegte (oder auch nicht so mitkriegte) - einer der fünf zur Disposition stehenden Opernschlüsse eingetreten war; zu dem Behuf musste zuvor von Publikumsseite aus mittels an es ausgeteilter Mini-Kuhglöckchen laut Krach oder rein nix gemacht werden - - der Wittwer sorgte freilich un-un-unmissverständlich dafür, dass am Ende der verheerendste der votre faust-Schlüsse, nämlich der amoralisch(st)e, von den Beeinflussten gewählt wurde...

Sehr kompliziert und anstrengend in seinem rezipilen Nachvollzug. Und weniger etwas für eingefleischte Faust-"Kenner".

Noch kurz zum Produktionsstab:

Franz Ragowski spielte Henri (Faust); Greta & Maggy wurden von Julia Reznik verkörpert; die Sängerin war Meridian Winterberg; Richard & Louis fanden ihre Doppeldarstellung in Peter Sura - alles Sprechrollen.

Lydia Brotherton, Kerstin Stöcker, Kai-Uwe Fahnert und Martin Schubach (alle vom Vokalconsort Berlin) sowie die Musikerinnen und Musiker des Instrumentalensembles work inprogress-Berlin leisteten schier Unglaubliches, was dann das musikalische Zustandekommen votre faust's ermöglicht haben sollte!

Für die Regie und Bühnenausstattung zeichneten Aliénor Dauchez und Georges Deinon verantwortlich.

Das große Pausen-Happening wurde vom Publikum bereitwillig genutzt, um sich inmitten der Akteure ungezwungen und Kontakt aufnehmend zu bewegen; und aus einem Wunderbrunnen (der von Stefan Träger ausgedacht und gebaut gewesen war) konnte man Cidre trinken.

Schön und - allerdings: Kurzweile sieht womöglich anders aus und hört sich auch womöglich völlig anders an...




Votre Faust mit Franz Rogowski - Foto © Sebastian Bolesch


Andre Sokolowski - 1. April 2013
ID 6654
VOTRE FAUST (Radialsystem V, 30.03.2013)
Musikalische Leitung und Gesamtleitung: Gerhardt Müller-Goldboom
Regie: Aliénor Dauchez und Georges Delnon
Gesang: Lydia Brotherton, Kerstin Stöcker, Kai-Uwe Fahnert und Martin Schubach (Vocalconsort Berlin)
Schauspiel: Julia Reznik, Meridian Winterberg, Franz Rogowski, Peter von Strombeck und Peter Sura
Orchester: work in progress - Berlin
Bühne: Aliénor Dauchez, Georges Delnon und Michael E. Kleine
Einzelszenenbilder: Niklas Binzberger, Stefan Träger und Till Wittwer
Kostüme: Miriam Marto
Licht: Jörg Bittner
Die Uraufführung fand 1969 im Piccola Scala Mailand statt.
Berliner Erstaufführung war am 30. März 2013.
Weitere Vorstellungen waren am 31. 3. + 1. 4. 2013.
Die Berliner Neuproduktion Votre Faust ist am 8. + 9. November 2013 auch am Theater Basel zu sehen.


Weitere Infos siehe auch: http://www.votrefaust.de/


http://www.andre-sokolowski.de



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