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CD-Besprechung

"Johannes Haage Trio plays Marlene Dietrich"

meta records 057



Es begann mit einer Art persönlicher Offenbarung: Marlene Dietrichs Interpretation von „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ löst in dem kosmopolitischen deutschen E-Gitarristen Johannes Haage den Wunsch aus, sich intensiver mit ihrem musikalischen Schaffen zu beschäftigen. Offenbar beseelt vom Geist einer anderen, glamouröseren Ära und mit frischen Ideen spielt Haage für das Debüt seines Trios mit Bassist und Schlagzeuger eine Reihe von Dietrichs schönsten und bekanntesten Liedern in deutscher Sprache ein.

Mit Verve und Nonchalance einer Dietrich können es die Musiker freilich nicht aufnehmen – zu sehr lassen Instrumentalversionen ihrer Lieder (generell!) die betörende Intensität vermissen, mit der die Ikone ihnen dermaleinst Leben einzuhauchen wusste.

Andererseits stellt just dieses „Manko“ die drei Wahlberliner vor die schöne, wenn auch schwierige Aufgabe, aus der Vorlage etwas Neues, Originäres zu schaffen, ohne dass dabei die ursprünglichen Arrangements des großen Burt Bacharach zum Beispiel allzu sehr durch den Fleischwolf gedreht werden. Doch vielleicht sollte man die Produktion auch gar nicht so sehr als fulminante Neuinterpretation werten, sondern eher als eigenständiges Tribut an Marlene Dietrich, an dem mit sehr viel Feingefühl arbeitet wurde.

Könnte so die Untermalung eines Dietrich-Films ausgesehen haben, hätte die Diva in unserer Zeit gelebt? Möglich ist es – denn gerade weil in den Songs nie zu dick aufgetragen wird, muss man ihnen eine gewisse Soundtrackqualität zusprechen. Zu verdanken ist der neue Reiz der alten Lieder nicht zuletzt auch der ausgeklügelten Soundtechnik. So wurde für diese Platte zum ersten Mal überhaupt ein spezielles analoges Effektgerät eingesetzt, das für einen besonders vollen, räumlichen Klang sorgt. Sein Übriges tut auch der warme Klang der E-Gitarre, die mal „gently weeps“, mal an Großmeister Bill Frisell erinnert, bei dem Johannes Haage unter anderem gelernt hat.

Zusammen mit Andreas Lang am Bass und Sebastian Merk am Schlagzeug generiert Haage eine Klangwelt, ohne dabei in verklärter Nostalgie zu schwelgen oder zu versuchen, den Klassikern des Dietrich-Songbooks einen ultramodernen Duktus aufzuzwängen. „Ich hab noch einen Koffer in Berlin“ zum Beispiel wird experimentell mithilfe von Fender Rhodes und Effekten in einen komplett neuen Kontext gesetzt, doch die Melodie bleibt unverkennbar. Auch „In den Kasernen“ klingt nach einundzwanzigstem Jahrhundert, bewahrt indes jedoch die Eleganz der alten Tage.

Die oftmals gedämpfte Stimmung der Songs wirkt nur stellenweise etwas ermüdend, meist trägt das Prinzip, auf Pathos zu verzichten, wunderbare Früchte: Das richtige Maß an Understatement bekommt der Musik. Johannes Haage und seine Mitstreiter sind ganz offensichtlich von Kopf bis Fuß auf Marlene eingestellt.

Jaleh Ojan - red. 14. Februar 2011
ID 5062
Johannes Haage Trio plays Marlene Dietrich
Johannes Haage: elektrische und akustische Gitarre, Effekte, Loops
Andreas Lang: Kontrabass
Sebastian Merk: Schlagzeug, Elektronik, Fender Rhodes
meta records



Siehe auch:
http://www.metarecords.de


http://www.johanneshaage.com



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