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Technische Erfindungen üben auf manche Künstler eine große Faszination aus. Ob die extensive Nutzung neuer Techniken freilich einen künstlerischen Fortschritt bedeutet, darf man bezweifeln. Ist das Theater durch den inflationären Einsatz von Videos tatsächlich interessanter geworden, oder hat es sich dadurch nicht eher von seinen spezifischen Möglichkeiten, die es von anderen Künsten unterscheidet, entfernt? Ist der Animationsfilm als eigenständiges Genre durch die Verwendung von Computern reicher oder bloß in der Herstellung weniger aufwendig und billiger geworden?

Andererseits gibt es ästhetisch fruchtbare Innovationen, für die technische Erfindungen die Voraussetzung geliefert haben. Die Filme eines John Cassavetes oder eines Jean-Luc Godard wären ohne die Perfektionierung leichter Handkameras ebenso wenig denkbar gewesen wie revolutionäre Entwicklungen in der Rockmusik ohne den Synthesizer. Anders als Video bei vielen zweitrangigen Regisseuren, haben sich in diesen Fällen die Techniken nicht verselbständigt, sondern künstlerischen Erwägungen untergeordnet.

Der Kontrabass diente in den Anfangsjahren des Jazz als Rhythmusinstrument, das, zusammen mit dem Schlagzeug und oft auch dem Klavier, hinter den Blasinstrumenten im wörtlichen Sinne zurückstehen musste. Erst die technische Vervollkommnung elektrischer Tonabnehmer und Verstärker eröffneten ihm den Weg zum Soloinstrument. Inzwischen gibt es eine ganze Riege namhafter Bassisten, die nicht nur ein Solo als Einlage im Ensemblespiel anbieten, sondern im strengen Sinn als Solisten auftreten. Von dem amerikanischen Kontrabassisten Larry Grenadier, Jahrgang 1966, ist jetzt bei ECM unter dem durch einen Film von Agnès Varda angeregten Titel The Gleaners eine Solo-CD erschienen, die zwölf Titel mit einer durchschnittlichen Länge von dreieinhalb Minuten enthält. Die Kürze verleiht den gezupften und gestrichenen Stücken einen aphoristischen Charakter. Das Material hat sich Grenadier aus sehr unterschiedlichen Quellen geholt, von George Gershwin, von John Coltrane und Paul Motian, von dem österreichischen Gitarristen Wolfgang Muthspiel, mit dessen Trio der Bassist drei CDs aufgenommen hat, sowie von seiner Frau, der Sängerin Rebecca Martin. Sieben Titel sind Eigenkompositionen.

In seinem eher nachdenklichen als expressiven Stil meint man Spuren der langjährigen Erfahrung mit dem Trio von Brad Mehldau wahrzunehmen. Wie bei dem bedeutenden Pianisten verschwimmen auch bei Grenadier die Grenzen zwischen Jazz und so genannter E-Musik. Dass diese Musik Manfred Eicher von ECM Records reizen musste, liegt auf der Hand: Vor seiner Karriere als vielfach ausgezeichneter Produzent war er selbst Bassist.



Thomas Rothschild – 15. Februar 2019
ID 11220
Link zur CD: https://www.ecmrecords.com/artists/1435046989/larry-grenadier


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