Jazz goes Twist
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Bewertung:
Der Twist blieb, wie Hula Hoop oder Minirock, eine Episode der Popgeschichte. Eines der erfolgreichsten Exemplare war der St. Tropez Twist von 1962, der es in den deutschen Charts bis auf Platz 3 brachte. Gesungen hat ihn Peppino di Capri. Ihm hat das Trio Georg Ruby (p), Stephan Goldbach (b) und Daniel Weber (dr), das sich Village Zone nennt, die CD Saluti a Peppino gewidmet. Es präsentiert eine eigenwillige, durch Maschinenrhythmen unterbrochene Interpretation seines St. Tropez Twist sowie seiner Canzone Le Stelle d’Oro. Die übrigen Titel sind, mit Ausnahme von Michel Legrands What Are You Doing The Rest Of Your Life, Improvisationen der Beteiligten, zu denen sich auf vier Tracks die luxemburgische Sängerin Sascha Ley gesellt.
Die kollektiven Improvisationen lassen den einzelnen Musikern große Freiheit. Das verleiht den Stücken einen anarchischen Charakter eines gemäßigten Free Jazz. Auf dem Cover sieht man Fotos des Ensembles, die grafisch verfremdet sind. Sie versinnbildlichen die verwischten Konturen, die irritierende Unbestimmtheit der Musik. Saluti a Peppino ist, von der Berechenbarkeit und einfachen Struktur des Twist weit entfernt, ein Paradebeispiel für eine Eigenschaft des kleinformatigen Jazz: dass die Grenzen zwischen solistischem und kollektivem Spiel aufgelöst werden, indem man auf einander hört und reagiert, den Gesamtklang anstrebt, ohne die eigene „Überzeugung“ zu verraten. In keiner anderen Kunstform begegnen einander die Macher auf so demokratische, hierarchiefreie Weise wie in der Jazzimprovisation. Was im Theater der (übergeordnete) Regisseur oder im Film der (untergeordnete) Cutter, hat im Combo-Jazz keinen Platz. Alle sind Autor und Interpret zugleich. Nur ein Mal bringt sich Georg Ruby am präparierten Klavier als Solist in Erinnerung.
Ein Stück heißt Tippett. Ob der Komponist Michael Tippett gemeint ist oder der Pianist Keith Tippett, wird nicht verraten. So oder so: ein weiter Weg von Peppino di Capri.
Thomas Rothschild – 15. Mai 2021 ID 12910
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Saluti a Peppino
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