Begegnung der
besonderen Art
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Bewertung:
So hat man die Standards "You Got To My Head, They Say It‘s Wonderful" oder "It Could Happen To You" wohl noch nie gehört. Das liegt nicht so sehr an der Stimme und Intonation von Rudi Neuwirth, die man nicht von vornherein als jazztypisch bezeichnen würde, die sich, nicht ohne Humor, dem Sprechgesang annähern und, wenn überhaupt an jemanden, am ehesten an den wunderbaren Mose Allison erinnern, wie an dem Duopartner Andreas Willers. Er betrachtet seine Gitarre nicht als Begleitinstrument, sondern spielt sie mit großer Freiheit und stilistischer Vielfalt als unabhängige „Stimme“. So ergibt sich ein Dialog von Wechsel zwischen Einvernehmen und Widerspruch. Am weitesten treiben es die beiden in drei Eigenkompositionen, die die Stücke so prominenter Jazzer wie Wayne Shorter, John Coltrane, Billy Strayhorn, Herbie Hancock und Jim Pepper unterbrechen. In Coltranes Giant Steps legt Neuwirth einen inspirierten Scat hin. In der Eigenkomposition Bluesoff imitiert er eine Trompete. Und Jimmy Van Heusens "It Could Happen To You" scheinen Neuwirth und Willers in seine Bestandteile aufzulösen, als fehlte ihnen der Atem zu einer Melodielinie. In Billy Strayhorns Lush Life gleich darauf setzt Neuwirth zu traditionellem Gesang an, um sich von Willers bereitwillig stören zu lassen und nur gelassen darauf zu reagieren.
Jazztage kommt locker und luftig daher, ohne Druck und Anstrengung. Dann, am Schluss, bei Jim Peppers auf einem traditionellen Thema beruhenden Witchi-Tai-To – so hieß auch eine erfolgreiche Platte von Jan Garbarek –, setzt das Duo vital ein wie ein Indianer-Chor, nur um in den letzten Takten den zerbrechlichen Ansatz wieder aufzunehmen, der diese ungewöhnliche CD kennzeichnet. Man bleibt sich treu.
Thomas Rothschild – 10. Oktober 2020 ID 12520
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