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CD-Kritik

Vom Blues zum

Rock´n´Roll





Bewertung:    



Alligator Records ist eins von vielen kleineren Labels abseits der Major Companies, die sich des Blues angenommen und Musikern die Möglichkeit gegeben haben, Schallplatten aufzunehmen, die erst viel später oder auch nie ein breiteres Publikum erreicht haben. Fast vier Stunden Musik liefert es nun auf 3 CDs unter dem Titel 50 Years of Genuine Houserockin' Music.

*

Alligator Records wurden zwar erst 1971, von Bruce Iglauer, gegründet, zunächst einzig und allein, um in Chicago eine Platte von Hound Dog Taylor und seinem Trio aufzunehmen, aber das Repertoire greift zurück auf die frühen Jahre des 20. Jahrhunderts, als sich aus der Folk Music der Schwarzen im Süden der Vereinigten Staaten schließlich der Rock’n’Roll entwickelte. Am nächsten kommen ihm in der Anthologie The Crash Box Kings mit Ain’t No Fun (When The Rabbit Got The Gun). Fast alle Riffs, alle Licks, alle Gitarrentechniken, die man von den Stars der Rockgeschichte kennt, sind hier bereits vorhanden. Die Rockgeschichte ist eine Geschichte des Plagiats und der Enteignung. Wer sich für die Quellen interessiert, der sollte zu diesen technisch bisweilen nicht perfekten, „schmutzigen“ Aufnahmen greifen, die sich zu Elvis Presley, Keith Richards oder Mark Knopfler verhalten wie ein Hinterhof in New Orleans zur Tin Pan Alley.

Zu den Musikern, die im Lauf der Jahre zu Alligator Records stießen oder überhaupt erst durch sie bekannt wurden, zählen immerhin so prominente Namen wie unter anderem Koko Taylor, Albert Collins, Luther Allison, Clarence „Gatemouth“ Brown, Katie Webster, Professor Longhair, Johnny Winter oder die Siegel-Schwall Band. Ihnen allen begegnet man auf der Kompilation. Sie präsentiert die ganze Spannbreite dessen, was man unter Blues verstehen kann und was nicht, wie ein verbreitetes Vorurteil meint, schwermütig wirken muss, mitsamt den Übergängen zu anderen Genres der populären Musik. Sie ist auch, in der Nachfolge der Pionierarbeit von Alan Lomax, ein Zeugnis für eine Musikproduktion, die sich, ausgerechnet in den USA, aus Neugier und Begeisterung speist und nicht aus dem Streben nach Profit. Wer Ohren hat zu hören, sollte sich diese Anthologie nicht entgehen lassen.

Es ist schwer, einzelne Tracks dieser durchweg qualitätsbewussten Zusammenstellung hervorzuheben. Wenn es denn sein soll, nenne ich Lonnie Brooks, seinen Gesang und zumindest ebenso nachdrücklich seine Gitarre, in Cold Lonely Nights, die kehlige Stimme von Joe Louis Walker in I Won’t Do That und wiederum die Gitarre von Guitar Shorty in Too Late.


Thomas Rothschild – 1. August 2021
ID 13062
Link zu den CD von Alligator Records


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