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Spellbound Contemporary Ballet mit Rossini Ouvertures | Foto © Christiano Castaldi

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Das Bühnenzentrum bevölkert ein großer, mahagoniartiger Wandschrank. In diesem holzvertäfelten Kasten wird kein Hausrat aufbewahrt. Die Schranktüren und –regale dienen als Verstecke. Unterschiedlich große Fächer werden hinaus- und hineingeschoben, öffnen oder schließen sich. Unvorhergesehen treten Tänzer hervor wie Erinnerungen, Sehnsüchte oder verhängnisvolle Geister. Der kostbar anmutende Wandschrank beherbergt Erfahrungen, Geheimnisse oder Projektionen. Manchmal ist der Schrank auch leer. Bald schon bahnt sich jedoch eine nächste Inspiration oder kleine Sünde an.

Das römische Spellbound Contemporary Ballet unter der Leitung von Mauro Astolfi, der die Kompanie 1994 gründete, gilt als eine der führenden zeitgenössischen Ballettkompanien Italiens. Sie würdigt in der siebzig minütigen Performance Rossini Ouvertures den Landsmann, „Schwan von Pesaro“ und bedeutenden Opernkomponisten Gioachino Rossini (1792-1868).

Die Idee, Ballette nach Rossinis Kompositionen zu inszenieren ist nicht neu: Sergei Djagilevs legendäre Kompanie Ballets Russes tanzte schon 1919 in London in „La Boutique fantasque“ zu Klavierkompositionen Rossinis. Beim ausverkauften Gastspiel der italienischen Kompanie an der Oper Bonn erklingen Ouvertüren etwa aus den Rossini-Opern Il barbiere di Siviglia, La Cenerentola oder Guillaume Tell von Band. Unter die Ouvertüren mischen sich auch Arien, so wird auch die Kavatine „Fac ut portem" aus Rossinis Stabat Mater gespielt.

Die Vorführung folgt dem Weg eines Traums voll von momentartigen Situationen und flüchtigen Figuren. In Imaginationen amüsieren sich fünf Tänzerinnen und vier Tänzer. Sie tragen körperbetonte Hosen-Kostüme, die in Stil und Stoff an die Zeit des Komponisten erinnern. Ihre Figuren sind oft ausgelassen bis zur Raserei. Sie schütteln und winden sich oder bewegen sich kurzweilig in miteinander synchronen Abläufen. Kraftvoll rollen Körper in fließenden Bewegungen übereinander. Es gibt temperamentvolle Slapstick-Momente etwa in einer Barbierszene, in der sich gleich drei Tänzer gleichzeitig zur Rasur gesellen. Komplizierte Hebefiguren erzählen von Begegnungen und Verführung. Die Choreographie experimentiert auch effektvoll mit Anregungen aus Modern Dance, Pantomime und Akrobatik.

Bald wirken einzelne Bühnenakteure melancholisch und getrieben von Zweifeln. Nach und nach kristallisiert sich ein athletischer junger Mann als Titelfigur heraus. Er wird als gefeierter Künstler und triebhafter Lebemann von beiderlei Geschlecht umgarnt. Seine Anhänger, Eingebungen und Ängste verfolgen ihn bis in den Schlaf. Eine Kreatur im schwarzen Ganzkörperkostüm kriecht zärtlich an der nur mit Slip bekleideten, liegenden Hauptfigur empor. Erschrocken von ihm weggestoßen, schlängelt sie sich erneut tückisch an ihn heran. Die schattenhafte Figur erscheint wie eine Personifikation des Todes oder eine Begleitung in die Einsamkeit.

Rossini Ouvertures ist eine Kreation voller starker Bilder, Dynamik und Energie. Die üppige Bewegungssprache betört durch Vitalität, Anmut und erotische Anspielungen. Choreograph Mauro Astolfi gelang ein mitreißender Abend mit finessenreichen Fantasien.



Spellbound Contemporary Ballet mit Rossini Ouvertures | Foto © Christiano Castaldi

Ansgar Skoda - 10. Februar 2022
ID 13451
SPELLBOUND CONTEMPORARY BALLET: ROSSINI OUVERTURES (Oper Bonn, 08.02.2022)
Künstlerische Leitung und Choreographie: Mauro Astolfi
Lichtdesign: Marco Policastro
Bühnenkonzept: Mauro Astolfi und Marco Policastro
Bühnenkonstruktion: Filippo Mancini / CHIEDISCENA
Kostüme: Verdiana Angelucci
Probendirektorin: Alessandra Chirulli
TänzerInnen: Anita Bonavida, Lorenzo Capozzi, Maria Giovanna Cossu, Mario Laterza, Giuliana Mele, Mateo Mirdita, Alessandro Piergentili, Caterina Politi und Martina Staltari
Premiere im Teatro Massimo Bellini in Catania: 20. Februar 2018
Una produzione Spellbound in collaborazione con il Comune di Pesaro & AMAT


Weitere Infos siehe auch: https://www.spellboundance.com/


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