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Auf den Spuren

des heiligen

Franziskus



Anna Prohaska (als Engel) in Messiaens Saint François d´Assise - in der Hamburger Elbphilharmonie | Foto (C) Bernd Uhlig

Bewertung:    



Kent Nagano (72) ist gegenwärtig wahrscheinlich DER Dirigent mit der größten Expertise in puncto Saint François d'Assise von Olivier Messiaen (1908-1992). Er assistierte seiner Zeit Seiji Ozawa, als der - im Beisein des Komponisten - das Werk für die Pariser Oper anno 1983 einstudierte. Selbst dirigierte er es erstmals 1988 (London Philharmonic Orchestra). Zehn Jahre später war er für die musikalische Leitung einer szenischen Neueinstudierung der Salzburger Festspiele engagiert. Als Referenzaufnahme muss seine CD-Einspielung mit dem Hallé Orchestra 1999 bezeichnet sein. Untoppbar spektakulär ist Hermann Nitschs 2011er einzige und letzte Inszenierung an der Bayerischen Staatsoper in Erinnerung geblieben; Nagano krönte mit ihr seine siebenjährige GMD-Ära am Münchner Nationaltheater.

Und jetzt: das Hamburger Staatsopernspektakel in der Elbphilharmonie.

Georges Delnon hat es szenisch eingerichtet, und Nagano hat es dirigiert - beide verlassen zur übernächsten Spielzeit 2025/26 die Hamburgische Staatsoper und machen für Tobias Kratzer (den designierten neuen Intendanten) und Omer Meir Wellber (den designierten neuen Generalmusikdirektor) Platz; und ich vermute stark, dass sie sich mit dem Saint François d'Assise jetzt bereits ein Denkmal setzen wollten, denn "noch größer" als mit ihm dürfte es unter Garantie die kommende und letzte Saison für sie wohl nicht mehr werden.


"Wie für Franziskus wird für Messiaen im Gesang der Vögel das Göttliche erfahrbar. Seine Musik ist der Natur abgelauscht und zugleich an Virtuosität und Komplexität kaum zu überbieten. Die raumtheatralische Umsetzung in der Elbphilharmonie stellt die Fragen des Heiligen Franz von Assisi an die Welt im 21. Jahrhundert: Wie können wir der Schöpfung und der Natur angesichts von Krieg und Flüchtlingselend, von Not und Klimakatastrophe noch verantwortungsvoll gerecht werden? Auf einem großen LED-Ring im Bühnenraum werden Menschen unserer Zeit dies unmittelbar erfahrbar machen. Die Filme entstanden u. a. auf dem Seenotrettungsschiff Sea-Watch 5, im Kloster Assisi, in einem Hamburger Hospiz oder einem Duschbus für Obdachlose und mit dem international renommierten Klimaexperten Prof. Mojib Latif." (Quelle: staatsoper-hamburg.de)


*

Gleich im Voraus: Der eigentliche Mehrwert dieser szenisch zwar wegen ihrer zeitgemäßen Videokommentare von Marcus Richardt (mit gezielten Querschlenkern zur Obdachlosenzeitschrift Hinz&Kunzt, zum GEOMAR-Präsidenten Professor Latif, zur Seenotrettung Sea-Watch oder dem Hamburger Helenenstift-Hospiz) emotional ansprechenden, mit ihrer von den Ausstattern Thomas Jürgens & Julia Mottl allerdings über eine "engelgleiche" Überkitschung nicht hinaus reichenden Großproduktion lag im Musikalischen - wann und wo hätte man, wenn nicht an diesen drei überlangen Abenden, die überdimensionale Originalbesetzung dieses Messiaen'schen Mammuts mit allein weit über hundert Musikerinnen und Musikern inkl. dreifach aufgestelltem Ondes Martenot (bedient von Pascale Rousse-Lacordaire, Philippe Arrieus und Augustin Viard) jemals live zu Gesicht bekommen?

Der Klang, der von diesem orchestralen Bollwerk (Philharmonisches Staatsorchester Hamburg!) und hinzu in diesem jedes auch nur erdenkliche akustische Detail einfangenden und widerstrahlenden Konzertsaal ausging, war überwältigend.

Vom Gesanglichen her brillierte die Aufführung erstrangig durch die von Martin Steidler einstudierten zwei Chöre, der Audi Jugendchorakademie und dem Vokalensemble LauschWerk.

Jacques Imbrailo sang den Heiligen Franziskus, und Anna Prohaska (als einzige Frauenrolle) betörte als Engel.

Alles in allem - unwiederholbar.



Saint François d´Assise - in der Hamburger Elbphilharmonie | Foto (C) Bernd Uhlig

Andre Sokolowski - 11. Juni 2024
ID 14791
Saint François d'Assise (Elbphilharmonie, 09.06.2024)
Musikalische Leitung: Kent Nagano
Szenische Einrichtung: Georges Delnon
Szenografie: Thomas Jürgens
Kostüme: Julia Mottl
Video: Marcus Richardt
Kamera: David Rankenhohn
Licht: Stefan Bolliger
Dramaturgie: Janina Zell und Ralf Waldschmidt
Chor: Martin Steidler
Besetzung:
St. François ... Jacques Imbrailo
L'Ange ... Anna Prohaska
Le Lépreux ... Anthony Gregory
Frère Léon ... Kartal Karagedik
Frère Massée ... Dovlet Nurgeldiyev
Frère Elie ... Andrew Dickinson
Frère Bernard ... David Minseok Kang
Frère Sylvestre ... Florian Eggers
Frère Rufin ... Niklas Mallmann
Komparserie und Kinderkomparserie der Staatsoper Hamburg
Audi Jugendchorakademie
Vokalensemble LauschWerk
Philharmonisches Staatsorchester Hamburg
Premiere an der Hamburgischen Staatsoper: 2. Juni 2024
Koproduktion mit der Elbphilharmonie Hamburg


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-hamburg.de


https://www.andre-sokolowski.de

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