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Premierenkritik

Hitler & Stalin

ließen kurz

mal grüßen



Schwanda, der Dudelsackpfeifer an der KOB | Foto (C) Jaro Suffner

Bewertung:    



Vor zwei Jahren wehten Jaromír Weinbergers Frühlingsstürme über die Bühne der Komischen Oper Berlin, Barry Kosky hatte sie - auf seiner kontinuierlichen Suche nach Operetten und Revuen der Weimarer Republik - hier inszeniert; sie waren dann auch Hauptbestandteil eines Jaromír-Weinberger-Festivals im März 2020. Ein Jahr später sollte dann auch Weinbergers böhmische Volksoper Schwanda, der Dudelsackpfeifer diese Reihe wieder- oder neuentdeckter Werke jüdischer Komponisten der Zwanziger Jahre krönen; die Coronapandemie torpedierte die seiner Zeit von Andreas Homoki (Regie) besorgte Inszenierung, die dann heute Abend (endlich!) Premiere hatte:


"Einmal Königsthron, dann Hölle und zurück, bitte! – Jaromír Weinberger gelang mit seinem 1927 in Prag uraufgeführten Schwanda, der Dudelsackpfeifer ein Sensationserfolg, der bis 1933 tausendfach in Europa und den USA aufgeführt wurde.

[...]

Pünktlich zum Essen steht er auf dem Hof: Babinský – Strauchdieb, Volksheld, Legende – und nimmt den jungen Schwanda mitsamt Dudelsack flugs mit. Es lockt ein Abenteuer, die große Welt! Mit guter Laune und seinem Instrument erwärmt der junge Mann ein Königinnenherz aus Eis, gewinnt ein Volk, gerät in Eifersuchtsprozesse und gar in Höllenpossen. Doch die Hölle ist vor allem eins: sterbenslangweilig! Mit Babinskýs Hilfe, mit Witz und mit Taschenspielertricks rettet Schwanda seine Seele und kehrt am Ende zur Liebe seines Lebens zurück."

(Quelle: komische-oper-berlin.de)


Musikalisch ist der Schwanda (weniger als Frühlingsstürme) kein sofort wiedererkennbarer oder gar "identifizierbarer" Jaromír Weinberger, denn man vermeint so Ähnliches oder bereits schon mal Gehörtes wie z.B. Smetanas Mein Vaterland oder Dvoraks Verkaufte Braut verschämtermaßen zu entdecken; selbst entfernt Bekanntes aus diversen Opern von Auber, Marschner, Pfitzner und Siegfried Wagner klingt und klingt und klingt... Aber egal, im Großen und im Ganzen stellt sich eine hörerische Wohlgeneigtheit ein, und Weinbergers Musik stimmt frohgemut. Schön auch, dass auf die deutsche Nachdichtung Max Brod' zurückgegriffen worden war; freilich, die Handlung liest sich alles andere als irgendwie vernünftig, schlüssig oder intellektuell (was ohnehin keiner, bei dem Sujet, hätte erwarten wollen).

Diese "glanzvolle Eintagsfliege", wie Marcel Prawy einst den Schwanda nannte, ist nunmehr - als eine der womöglich letzten KOB-Premieren in der Behrenstraße (noch bevor das Haus im nächsten Jahr aufgrund des anstehenden Umbaus erst mal länger schließt) - dort angekommen, wo ein solches "leichtes" Stück normalerweise hingehört; und das war/ ist auch gut so.




Schwanda, der Dudelsackpfeifer an der KOB | Foto (C) Jaro Suffner

*

Die wirre Handlung spielt zum einen auf dem Land, zum anderen am Hof einer entherzten und von einem bösen Magier domestizierten Königin, schlussendlich in der Hölle und dann nochmal auf dem Land. Homokis Ausstatter Paul Zoller (Bühne) und Klaus Bruns (Kostüme) taten alles das verschiedentlich verorten; am überzeugendsten geriet ihnen dabei der Mittelteil (= im Nachbarkönigreich), wo jüdische Flüchtlinge auf einem Passagierschiff das kapitalistisch-"kaltherzige" Amerika erreichen, und dort angelangt, wird zusätzlich im Golden-Twenty-Look sinnlos herumgetanzt (Choreografie: Otto Pichler). Die (allein vom Stück her) ziemlich dürftige Höllengrund-Szene wird - krampfhaft und völlig überflüssig - mit zwei chaplinesk agierenden Darstellern für das Kriegsverbrecherpaar Hitler & Stalin angereichert; haaah, haaah, haaah...

Gesanglich sieht es deutlich besser aus:

Daniel Schmutzhard (der uns als sensationeller Alberich in Kent Naganos Rheingold mit Concerto Köln in unvergesslicher Erinnerung geblieben ist), war kongenial als Schwanda besetzt. Die Rolle bot ihm schöne, ausgiebige Möglichkeiten, seinen unverwechselbaren Bariton, den er an manchen Stellen mühelos bis in das Tenorale hochzutreiben in der Lage war, gewaltig als wie zärtlich zu gebrauchen; eine Freude und ein Hochgenuss, ihm dabei zuzuhören!!

Auch die anderen [Namen s.u.] hinterließen einen überwiegend respektablen Eindruck.

Ainārs Rubiķis dirigierte, und man dachte, dass er wohl schon immer (oder öfter) Werke Weinbergers auf seinem Pult hat legen lassen; Chorsolisten & Orchester der Komischen Oper Berlin befanden sich in mehr als akzeptabler Form
.

Andre Sokolowski - 5. März 2022
ID 13500
SCHWANDA, DER DUDELSACKPFEIFER (Komische Oper Berlin, 05.03.2022)
Musikalische Leitung: Ainārs Rubiķis
Inszenierung: Andreas Homoki
Choreographie: Otto Pichler
Bühnenbild: Paul Zoller
Kostüme: Klaus Bruns
Dramaturgie: Simon Berger
Chöre: David Cavelius
Licht: Franck Evin
Besetzung:
Schwanda ... Daniel Schmutzhard
Dorotka ... Kiandra Howarth
Babinský ... Tilmann Unger
Königin ... Ursula Hesse von den Steinen
Magier ... Jens Larsen
Richter ... Johannes Dunz
Scharfrichter/Der Höllenhauptmann ... Ivan Turšić
Teufel ... Philipp Meierhöfer
Des Teufels Famulus ... Timothy Oliver
Tänzer*innen: Lauren Mayer, Meri Ahmaniemi, Tara Randell, Alessandra Bizzarri, Claudia Greco, Marika Gangemi, Ana Dordevic, Anna Athanasiou, Paulina Plucinski und Mariana Souza
Chorsolisten und Orchester der Komischen Oper Berlin
Premiere war am 5. März 2022.
Weitere Termine: 11., 19., 26.03. / 01., 10., 15.04. / 08.07.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.komische-oper-berlin.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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