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Premierenkritik

Triste Party

Verdis MACBETH in Düsseldorf


Ewa Plonka (als Lady Macbeth) in Verdis Macbeth an der Deutschen Oper am Rhein | Foto (C) Sandra Then

Bewertung:    



Dunkel ist es in Macbeths Schottland, grau und trist. Zumindest so, wie es sich im Opernhaus Düsseldorf zu Beginn der neuen Spielzeit der Deutschen Oper am Rhein auf der Bühne präsentiert. Henrik Ahr hat Regisseur Michael Thalheimer eine monumentale Bühne gebaut, die aussieht wie eine nach vorne offene stahlgraue Wanne, in die Protagonisten wahlweise hineinklettern oder -fallen. Auch der Blick in die Ferne ist versperrt: Hohe graue Wände erheben sich zu allen Seiten und lassen nur wenig Platz, um sich oberhalb der Wanne zu versammeln. Alles ist hier aufs Wesentliche konzentriert: Macbeth und seine Lady, mit gelegentlichen Auftritten einzelner anderer Protagonisten. Am Schluss darf dann auch der Chor die große Fläche in der Mitte bespielen und nicht nur am Rand stehen. Anders wäre aber vermutlich das großartige Chorstück zu Beginn des finalen Aktes auch nicht zu lösen.

Macbeth und seine Lady gegen alle: In Thalheimers Inszenierung muss gar keine Untat mehr versteckt werden, alle haben sich mit dem grausamen Machtspiel abgefunden. Bei der Feier zu Macbeths Krönung sind alle Gäste mit einer Menge Luftschlangen behängt, aber wie sehr sich die Lady auch bemüht, um Partystimmung zu erzeugen: Es bleibt alles sehr verhalten. Und düster. So weit, so durchschaubar.

Der szenische Auftakt setzt den Maßstab für den restlichen Abend: Zuckende Leiber der Hexen, Blitze, die schlagartig die Szenerie erhellen, ansonsten Dunkel. Das ist sehr viel Effekt und Vorgeführtes. Daran schließt das Dirigat von Antonino Fogliani nahtlos an. Es fehlen die Zwischentöne, das Fragende, Suchende, Innige. Eher ist das musikalisch Laute, Knallige gefragt. So verpufft auch die Wahnsinnsarie der Lady gegenüber ihren anderen Soloauftritten, die dazu anregen, stimmliche Brillanz zu präsentieren. Ewa Płonka als Lady gelingt Letzteres vortrefflich, mehrmals reißt sie das leicht begeisterungsfähige Publikum zu Bravorufen hin. Aber es berührt nicht. Stimmlich nicht ganz auf der Höhe leider Hrólfur Saemundsson als Macbeth. Oder ist das Programm, weil er den Wünschen seiner Frau nicht viel entgegenzusetzen hat?

Die Inszenierung hat ihre Stärken nach der Pause, etwa wenn plötzlich alles rot erstrahlt oder wenn in der nebelwabernden Hexenszene, in der Macbeth sein finales Schicksal erfährt, eine Reihe von früheren und kommenden Königen auftreten. Der sagenumwobene Wald von Birnam, dem Macbeth sich schließlich beugen muss, mutet dagegen an wie ein Haufen Trockenholz. Unklar bleibt, wovon hier die Gefahr ausgeht. Das hat man in Düsseldorf im Schauspielhaus in der Regie von Jürgen Gosch vor ein paar Jahren eindrücklicher gesehen.

Es bleibt alles sehr kühl in diesem Macbeth, geradezu ein wenig langweilig. Einen starken Moment hat die Inszenierung dann doch noch kurz vor Ende: Der Usurpator ist überraschend schnell gestorben, kein großer Abgang für Macbeth, und es wird kleinkariert um seine Krone gestritten. Klar ist, es wird keinen Deut besser werden, weil es den ehrgeizigen Nachfolgern immer nur um sich selbst und ihre Macht geht.




Hrólfur Saemundsson als Macbeth an der Deutschen Oper am Rhein | Foto (C) Sandra Then

Karoline Bendig - 5. September 2022
ID 13790
MACBETH (Opernhaus Düsseldorf, 04.09.2022)
Musikalische Leitung: Antonino Fogliani
Inszenierung: Michael Thalheimer
Bühne: Henrik Ahr
Kostüme: Michaela Barth
Licht: Stefan Bolliger
Chor: Gerhard Michalski
Dramaturgie: Bettina Auer und Anna Grundmeier
Spielleitung: Sina Schecker
Mit: Hrólfur Saemundsson (Macbeth), Ewa Płonka (Lady Macbeth), Bogdan Taloș (Banco), Eduardo Aladrén (Macduff), David Fischer (Malcom), Valentin Ruckebier (Diener des Macbeth, Arzt, Mörder, Apparizione), Mara Guseynova (Kammerfrau der Lady Macbeth), Annette Hörle (Solo-Hexe), Marie-Sophie Tétard (Fleance, Bancos Sohn, und Apparizione) und Norbert Kaulhausen (König Duncan)
Chor und Statisterie der Deutschen Oper am Rhein
Düsseldorfer Symphoniker
Premiere an der Deutschen Oper am Rhein: 4. September 2022
Weitere Termine: 08., 11., 14., 16., 18.09.2022


Weitere Infos siehe auch: https://www.operamrhein.de


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