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               | | Ein Flügel 
 mehr als
 
 letztes
 
 Mal
 |   Nina Stemme als Brünnhilde in der neuen Götterdämmerung an der Deutschen Oper Berlin | Foto (Detail): Bernd Uhlig
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 | Szenische Bewertung:
   
 
 
 Bereits im Rheingold und in der Walküre hatte Regisseur und Bühnenbildner Stefan Herheim jeweils einen Flügel mit dabei, aus/ in welchem diverse Auf- und Abtriebe von mitwirkenden Hauptfiguren seines RINGS DES NIBELUNGEN zu beobachten gewesen waren, und das sah dann meistens so aus, dass sich die Betroffenen entweder in die Unterwelt (also nach Nibelheim) oder in Meeresspiegelhöhe (also an den Rhein) oder zur Oberwelt (also Walhall) bewegen resp. transportieren lassen würden; und das war und ist ja auch soweit okay. Dann nutzten sie den Flügel allerdings auch noch, wie man sich herkömmlicherweise vorstellt, dass man einen Flügel - sprich Konzertflügel sprich "Ein Klavier, ein Klavier!!" (frei nach Loriot) - , wenn er dann schon mal aufgestellt ist, nutzen sollte, nutzt, nämlich zum Auf-ihm-Rumklimpern; ja und so mimten sie ihr Rumklimpern und taten also so, als ob sie auf dem Flügel "richtig spielten"...
 
 Die an hilf- und einfallsloser Idiotie grenzende Masche wurde jetzt auch in der Götterdämmerung, deren Premiere gestern Abend in der DOB stattfand, genüsslich weiter strapaziert. Und dieses Mal gab es sogar noch einen zusätzlichen zweiten Flügel.
 
 Neben den zwei Flügeln gab es außerdem:
 
 Den raumfüllenden Kofferberg zum Beispiel.
 
 Und die Flüchtlinge.
 
 Und (neu!) die bühnenbildnerische Übertragung des Parkett-Foyers des Hauses in der Bismarckstraße - inklusive seiner Wolkenplastik Alunos-Discus vom Künstler George Baker (1931-1997) - als Gibichungenhalle.
 
 Und 'nen (auch neu!) Riesenschal aus weißer Seide, der sowohl als Doppelhochzeitsschleier für Gutrune und Brünnhilde oder Leichentuch für Siegfried oder oder oder diente.
 
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 Herheims infantile Stücke- und Figurensicht tat sich dann insbesondere auf Siegfried fokussieren, den er Ute Heisecke als Rittertrottel "einkleiden" und dementsprechend karikieren ließ.
 
 Der Inszenierung mangelt es an Plausibilität, die Herheim'sche Idee mit "seinen" Flüchtlingen & Koffern ging/ geht nirgendwo, an keiner Stelle, in die Tiefe; also nicht dass sie, nicht mal im Ansatz, irgendwie dann funktionieren würde; und so dient sie allenthalben als 'ne Bauchgefühlsbehauptung - philosophisch und auch intellektuell völlig un-unterfüttert. Das ist unfassbar und allerkläglichst!!
 
 
 
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 |   Thomas Lehmann (als Gunther) und Clay Hilley (als Siegfried) in der neuen Götterdämmerung an der Deutschen Oper Berlin | Foto (C) Bernd Uhlig
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 |   Clay Hilley (als Siegfried) und Jürgen Linn (als Alberich) in der neuen Götterdämmerung
 an der Deutschen Oper Berlin | Foto (C) Bernd Uhlig
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 Musikalisch sah es deutlich besser aus:
 
 Die Schwedin Nina Stemme überwältigte in ihrer Paraderolle der Brünnhilde.
 
 Clay Hilley, die US-amerikanische Tenorwumme par excellence, schmetterte einen Siegfried, der sich hören ließ.
 
 Auch der US-Amerikaner Thomas Lehman brillierte, für den Gunther investierte er nicht nur sein baritonales, sondern auch sein schauspielerndes Extrakönnen.
 
 Gidon Saks (als Hagen) wäre angeblich indisponiert gewesen - sein stimmliches Versagen potenzierte sich im Laufe des Abends derart auffällig, dass man ihn besser hätte "von der Seite aus" gesanglich unterstützen sollen; aber höchstwahrscheinlich war das in der Kürze der Zeit über das KBB nicht oder nicht mehr leistbar.
 
 Die Estin Aile Asszonyi lieferte eine darstellerisch passable und gut klingende Gutrune ab.
 
 Mein absoluter Lieblingsfavorit: Okka von der Damerau (als Waltraute)!!!!! Sowieso ist ihre große Dialogszene mit Brünnhilde die wichtigste der Götterdämmerung an sich.
 
 Auch Jürgen Linn (als Alberich)  sowie Anna Lapkovskaja, Karis Tucker und Meechot Marrero (als Nornen und Rheintöchter) überzeugten insgesamt.
 
 Chor und Extrachor der Deutschen Oper Berlin (Einstudierung: Jeremy Bines): ein stimmkoordinativ grandios funktionierendes Bollwerk!!!
 
 Sir Donald Runnicles' musikalische Leitung hinterließ einen mehr als befriedigenden Gesamteindruck, das Orchester der Deutschen Oper Berlin war in Höchstform.
 
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 Andre Sokolowski - 18. Oktober 2021
 ID 13219
 GÖTTERDÄMMERUNG (Deutsche Oper Berlin, 17.10.2021)
 Musikalische Leitung: Sir Donald Runnicles
 Inszenierung und Bühne: Stefan Herheim
 Co-Bühnenbildnerin: Silke Bauer
 Kostüme: Uta Heiseke
 Video: Torge Møller
 Licht: Ulrich Niepel
 Dramaturgie: Alexander Meier-Dörzenbach und Jörg Königsdorf
 Chöre: Jeremy Bines
 Besetzung:
 Siegfried ... Clay Hilley
 Gunther ... Thomas Lehman
 Alberich ... Jürgen Linn
 Hagen ... Gidon Saks
 Brünnhilde ... Nina Stemme
 Gutrune / Dritte Norn ... Aile Asszonyi
 Waltraute ... Okka von der Damerau
 Erste Norn / Floßhilde ... Anna Lapkovskaja
 Zweite Norn / Wellgunde ... Karis Tucker
 Woglinde ... Meechot Marrero
 Chor und Orchester der Deutschen Oper Berlin
 Premiere war am 17. Oktober 2021.
 Weitere Termine: 24., 31.10. / 14., 21.11.2021 // 09.01.2022
 
 Weitere Infos siehe auch: https://www.deutscheoperberlin.de/
 
 
         http://www.andre-sokolowski.de
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