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Premierenkritik

Gefährliche

Unterforderung



Gefährliche Operette an der Staatsoper Stuttgart | Foto (C) Martin Sigmund

Bewertung:    



Kurz vor dem Ende wird ein Witz erzählt, nicht ein Mal, sondern mehrmals. Er geht so: „Steht ein Dalmatiner an der Kasse. Sagt die Kassiererin: ‚Sammeln Sie Punkte?‘“ Ob das komisch sein soll oder die Veräppelung von einer bestimmten Form von Komik und jenen, die sie goutieren, bleibt unklar.

So ähnlich verhält es sich mit dem ganzen Abend. Soll die Koproduktion der Stuttgarter Jungen Oper im Nord (JOiN) mit dem Stadttheater Gießen Gefährliche Operette eine Denunziation der Operette sein oder ihre Ehrenrettung? Für Klamauk ist das Stück zu Texten von so unterschiedlich begabten Autoren wie dem zurzeit ubiquitären Schorsch Kamerun, Werner und Renate Leismann, Guillaume Apollinaire (in wessen Übersetzung?), Wiglaf Droste, Kurt Tucholsky, Kurt Feltz, dem Autor von Steig in DasTraumboot der Liebe und Cindy, oh Cindy, Marc-Uwe Kling und Sibylle Berg, das der Komponist Gordon Kampe (ironisch?) Operette nennt, zu wenig komisch, es sei denn, man hält eine herausgestreckte Zunge, eine grüne Kette am Brillenbügel unter Lockenwicklern oder einen Dirigenten mit grünen Socken, einer unfertigen Frackjacke ohne Ärmel und mit Johann-Strauss-Frisur für komisch, für eine Satire ist es zu wenig zielgerichtet. Zudem sind die Zitate etwa von Volker Klotz oder von Carl Dahlhaus nichts weniger als unernst gemeint.

Es beginnt mit dem schrägen Vortrag eines VHS-Dozenten namens Dr. Thorsten Khranich (Ben Janssen) über die im Titel angekündigte Operette. Dann strampeln sich Jana Marković und Tomi Wendt als angebliche Operettenfiguren ab. Wenn sie nichts zu tun haben, verteilen sie alkoholfreien Prosecco an das Publikum.

Was annähernd nach Operette klingt, wird mit Dissonanzen „übermalt“. Die Musiker des Staatsorchesters Stuttgart unter dem Dirigat von Clemens Mohr, ein Cello, eine Gitarre, eine Klarinette, eine Trompete, eine Posaune, ein Klavier, zwei Schlagzeuger, aber keine Violinen, tun ihr Bestes, Belanglosigkeit mit Sinn zu füllen. Die Talente der Instrumentalisten wie der Sänger aber sind verschenkt.

Denn was den Abend wirklich überflüssig macht, ist die Armseligkeit der Musik. Wolfgang Rihm oder Helmut Lachenmann brauchen solche Mätzchen nicht. Und was selbstreferentielles Musiktheater angeht, könnte sich Kampe bei Mauricio Kagels Staatstheater kundig machen.

Am Schluss wird der Dirigent in den Schnürboden hochgezogen. Wird er stellvertretend für diese Zeitverschwendung bestraft? Das wäre ungerecht.




Gefährliche Operette an der Staatsoper Stuttgart | Foto (C) Martin Sigmund

Thomas Rothschild – 1. April 2023
ID 14126
GEFÄHRLICHE OPERETTE (Nord, 31.03.2023)
von Gordon Kampe

Musikalische Leitung: Clemens Mohr
Regie: Elena Tzavara und Sarah Ritter
Bühne & Kostüm: Elisabeth Vogetseder
Dramaturgie: Ann-Christine Mecke
Besetzung:
Operettenfigur weiblich ... Jana Marković
Operettenfigur männlich ... Tomi Wendt
VHS-Dozent Dr. Thorsten Khranich ... Ben Janssen
Musiker*innen des Staatsorchesters Stuttgart
Premiere an der Staatsoper Stuttgart: 31. März 2023
Weitere Termine: 04., 14., 16., 20., 22.04.2023


Weitere Infos siehe auch: https://www.staatsoper-stuttgart.de


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