Frauenliebe und -leben
Golda Schultz sang 18 Lieder von 5 Komponistinnen - am Klavier begleitete sie Jonathan Ware
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Bewertung:
Die südafrikanische Sopranistin Golda Schultz (39) konnte, wer wollte, zumeist in München an der Bayerischen Staatsoper, deren Ensemblemitglied sie bereits seit Jahren ist, bewundern und bestaunen; mein Kollege Heiko Schon sah sie dort als Sophie im "alten" Rosenkavalier (von Otto Schenk), das war dann bei den Opernfestspielen 2014. Ich für meinen Teil entdeckte sie in Tscherniakovs "neuem" Freischütz - ebenfalls in München - , wo ich sie anlässlich eines Livestreams als Agathe (an der Seite von Anna Prohaska, die als feministisch auftrumpfendes Ännchen triumphierte) erstmals wahrnahm. Ja und jetzt und heute sang sie im Boulezsaal in Berlin, und endlich konnte ich sie also aus der nächsten Nähe live erleben!
Sie kam mit dem in Texas geborenen US-amerikanische Pianisten und Hochschullehrer Jonathan Ware (38), der sie weit über eine Stunde lang auf dem Klavier begleitete.
Beide entschieden sich für'n ausschließliches Frauenprogramm, d.h. sie boten insgesamt 18 Kompositionen von fünf Komponistinnen von früher (Clara Schumann, Emilie Mayer), von nicht ganz so früher (Rebecca Clarke, Nadia Boulanger) und von heute (Kathleen Tagg). Das allermeiste dieser Auswahl hatte ich noch nie gehört; allein ein paar der Clara-Lieder (Lorelei z.B.) kriegte ich schon ab und an mal vorgesungen. Von der anderen Vertreterin der deutschen Hochromantik, unsrer Emilie, wusste ich allerdings soweit noch nichts, ja, ich gestehe es zu meiner Schande ein; interessant war freilich, was die Emilie aus Goethes Erlkönig so machte - nein und nochmals nein! dem Zwingenden des untoppbaren Schubert-Vorbilds konnte sie natürlich nicht, nicht mal im Ansatz, beikommen.
Die je vier Lieder von der Clarke und der Boulanger hatten etwas spätromantisch Abgehobenes, waren teils impressionistisch und/ oder surrealistisch, was besonders gut gefiel; siehe Clarkes Gruselstück vom Sealman: Frau verfolgt Tiermann/ Manntier bis in das Meer und (hast du's nicht geseh'n) ersäuft dortselbst; herrlich und wunderbar!!
Zum Schluss gab es noch Zeitgenössisches mit Taggs This Be Her Verse (nach Texten Lila Palmers). Insbesondere die Lieder "Hochzeit" sowie "Einzelbett" lieferten Schultz & Ware avantgardistisch Futter als wie Munition, ja und Humor bewiesen die zwei hochgrandiosen Unterhalter obendrein.
Sehr schöner und sehr kurzweiliger Liederabend.
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Golda Schultz im Pierre Boulez Saal am 9. Februar 2022 | Foto (C) Peter Adamik
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Andre Sokolowski - 9. Februar 2022 (2) ID 13450
LIEDERABEND GOLDA SCHULTZ (Pierre Boulez Saal, 09.02.2022)
Clara Schumann: Liebst du um Schönheit op. 12/2
- Warum willst du Andre fragen op. 12/3
- Am Strande
Emilie Mayer: Wenn der Abendstern die Rosen op. 7/3
- Du bist wie eine Blume op. 7/1
Rebecca Clarke: Down by the Salley Gardens
- Tiger, Tiger
- Cradle Song
- The Seal Man
C. Schumann: Lorelei
Mayer: Erlkönig II
Nadia Boulanger: La mer
- Prière
- Élégie
- Cantique
Kathleen Tagg: After Philip Larkin (aus This Be Her Verse)
- Wedding (aus This Be Her Verse)
- Single Bed (aus This Be Her Verse)
Golda Schultz, Sopran
Jonathan Ware, Klavier
Weitere Infos siehe auch: https://www.boulezsaal.de/
https://www.andre-sokolowski.de
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