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Konzertkritik

Unbekanntes

vom Sonderling



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Die sog. "Nullte" von Anton Bruckner ist diejenige seiner beiden unbekannten (oder sagen wir:) unbekannteren Sinfonien, die hin und wieder auf den Konzertplänen verschiedener Orchester zu finden ist; auch gibt es ein paar Aufnahmen mit ihr - ich habe eine alte CD mit einer Einspielung aus den 1990ern, die Neville Marriner mit dem damaligen RSO Stuttgart für Delta Music erledigte.


"Das Werk entstand im Jahre 1869. Im vorangegangenen Jahr war der Komponist gerade von Linz nach Wien übergesiedelt und hatte die durch den Tod seines Lehrmeisters Simon Sechter freigewordene Stelle als Professor für Generalbass und Kontrapunkt am 'Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde' angetreten. Die 1867 durch Überanstrengung ausgelösten nervlichen Störungen waren überwunden, eine überaus erfolgreiche Konzertreise, die den gefeierten Orgelvirtuosen Bruckner Ende April 1869 ins französische Nancy und kurze Zeit später nach Paris führte, dürfte ebenfalls seine kompositorischen Energien beflügelt haben. Die d-Moll-Sinfonie entstand also in einer Zeit günstiger äußerer Umstände. Niedergeschrieben wurde das Werk zwischen dem 24. Januar und dem 12. September 1869.

Die Überwindung seiner Nervenkrise und der Umzug nach Wien könnten in Bruckner das Bedürfnis geweckt haben, nach der Ersten einen sinfonischen Neubeginn zu versuchen. Neben der 'Nullten' legen davon auch Skizzen zum Kopfsatz einer nicht ausgeführten B-Dur-Sinfonie aus der gleichen Zeit Zeugnis ab. Es scheint, als hätte der Komponist in der 'Nullten' erst einmal neue Lösungen erproben wollen, bevor er diese dann in späteren Sinfonien in vollendeter Form ausführte. Besonders die dritte Sinfonie profitiert von den Erfahrungen aus der 'Nullten'. Auch in der neunten Sinfonie ist dieser Einfluss noch teilweise spürbar. Beide Werke haben mit ihr die Tonart d-Moll gemeinsam. Attestiert man der 'Nullten', namentlich ihrem zweiten und vierten Satz, auch oft ein gewisses unfertiges Erscheinungsbild, so darf ihre Bedeutung für die spätere Entwicklung des Sinfonikers Bruckner nicht unterschätzt werden. "


(Quelle: Wikipedia)



Jene "Nullte" koppelte jetzt Christian Thielemann - bei seinem spektakulären Brucknererstlingskonzert mit den Berliner Philharmonikern an den vergangenen drei Abenden - mit einem noch viel spektakuläreren Brucknererstling als der sog. "Nullten", nämlich mit der Symphonie f-Moll:


"Es klingt wie Bruckner, aber Bruckner kann es nicht sein. Und dann ist er es doch! Es scheint immer wieder durch, dass der Bruckner auf dem Weg ist." (Christian Thielemann)


Im Programmheft erfahre ich (und ich höre das an ein paar Stellen ganz genauso), dass in ihr, also der Symphonie f-Moll, an Mendelssohn und Schumann geschuldete Inspirationen eingeflossen sein könnten. Insgesamt klingt dieser Bruckner freilich durch und durch beherzter und "beschwingter" als die v.a. emotional so tief und immer tiefer schürfenden neun Nachfolgerinnen seines sinfonischen Oevres. Eine Entdeckung sondergleichen.



Bruckner-Konzert mit den Berliner Philharmonikern und Christian Thielemann (Dirigent)
am 28. 2. sowie 1. und 2. 3. 2024 | Foto (C) Frederike van der Straeten


*

Thielemann hat sich die letzten Jahre akribisch und umfänglich mit Bruckners Sinfonien auseinandergesetzt, der vorläufige Höhepunkt dieses Entdeckungsmarathons gipfelte jüngst in einer Gesamteinspielung aller elf Werke (inkl. "Nullter" und ihrer Vorgängerin in f-Moll) mit den Wiener Philharmonikern.
Andre Sokolowski - 3. März 2024
ID 14643
BERLINER PHILHARMONIKER (Philharmonie Berlin, 02.03.2024)
Anton Bruckner: Symphonie f-Moll
- Symphonie d-Moll (die sog. "Nullt")
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Christian Thielemann


Weitere Infos siehe auch: https://www.berliner-philharmoniker.de


https://www.andre-sokolowski.de

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Bruckners Dritte
Kammerspiel in einem Aufzug.
Von Andre Sokolowski



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