A burning
woman
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Melissa Etheridge mit ihrer Band im Kölner Palladium | Foto © Ansgar Skoda
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Bewertung:
Voll pulsierender Atmosphäre bebt die Halle des Kölner Palladiums. Die US-amerikanische, aus Oklahoma stammende Rock-Ikone veröffentlichte seit 1988 sechzehn Musikalben. Schon gegen 20 Uhr sorgt sie mit ihrem kraftvollen Stimmorgan und treibendem Gitarrenspiel voller Inbrunst für elektrisierende Rhythmen. Unter tosendem Applaus tritt die heute 64jährige mit Cowboyhut und in Lederhose auf. Sie eröffnet den Abend energiegeladen mit „Must be crazy for me“ von ihrem 1992er Album Never Enough.
Melissa Etheridge war 1993 eine der ersten weiblichen Rockstars, die sich öffentlich outete. Sie lächelt, während sie über den Gitarrenhals einer weißen Akustiggitarre streichelt: „My wife understands my love for any new guitar, strolling its neck…“ Ihr werden von Song zu Song neue Akustikgitarren gereicht. Viele ihrer Fans tragen zu ihrem Konzert in der Domstadt, eine Woche vor dem Cologne Pride, Accessoires wie Taschen oder Armbänder mit der Regenbogenfahne. Die Künstlerin blickt, mit dem Publikum regelmäßig plaudernd, auf ein bewegtes Leben zurück. Es beinhaltet mehr als 20 Jahre als Überlebende einer Brustkrebserkrankung. Die Oscar- und zweifache Grammy-Preisträgerin singt ihre bekenntnishaften Songs eindringlich mit rauer, kehliger und sehr präsenter Stimme.
Sie lädt das Publikum ein bei A-cappella-Versionen von Refrains mit einzustimmen. Während dieser Call-and-Response-Momente beleuchten die Scheinwerfer das Publikum, wenn es mit dem Singen an der Reihe ist. Beim neuen Song „A burning woman“ lobt sie die männlichen Besucher, die bereitwillig skandieren: „I'm a burning woman“ und „I will break the chain“. Der Song ist von Geschichten aus einem Frauengefängnis in ihrem Heimatstaat Kansas inspiriert. Für die 2024er Doku-Serie I’m not broken setzte sie sich mit Insassinnen und ihren Erfahrungen auseinander und sang für die Inhaftierten vor Ort.
Dezente farbige Lichtinstallationen und -projektionen auf der Bühnenrückwand sorgen für Atmosphäre. Melissa verrät, dass einer ihrer größten Fans männlich ist. Lachend erzählt sie über ihre Beziehung zu Tim Dunker, der auch an diesem Abend vor Ort ist. Sie freut sich über diesen „Super-Fan“. Er habe sie erstmals 1988 im Vorprogramm einer Band namens Martin Stephenson And The Dainties gesehen. Er hätte bereits 500 ihrer Shows besucht. Sie sehe den großen Mann, der meistens in der ersten Reihe stehe, öfters als einige ihrer Angehörigen. Sie hätten sich schon längst auch persönlich kennengelernt.
Das sichtlich bewegte Publikum freut sich über die persönlichen Geschichten. Im Konzertverlauf stellt sie ihre Begleitband vor, bestehend aus Keyboarder und Gitarrist Max Hart, Schlagzeuger Eric Gardner und Bassist Eric Curtis. Die Performance der leidenschaftlichen Hymne "Come to my window" wird durch zahlreiche gezückte und erhobene Smartphones aufgezeichnet. Auch Melissas Mundharmonika-Solo am Ende von „I’m the only one“ kommt beim Publikum gut an.
Nach einer Verbeugung spielt sie noch ohne Unterbrechung zwei Zugaben voll schwelgerischem Drive: „Let's pretend I left and would come back after two minutes; I don't steal you anything!“
„Bring me some water“ verleiht sie gefühlvoll mit kraftvoll schwebender Stimme und dem bluesigen Rock ihrer Band eine dynamische Bühnenpräsenz.
Sie wandelt ihre Hits während der Live-Performance mit langen Musikpassagen effektvoll ab. Melissa fügt am Ende des lang erwarteten „Like the way I do“ in einer Art Jam-Session Akkorde auf Akustikgitarre hinzu und begleitet Eric Gardner enthusiastisch an der Percussions. Zum Abschied wirft sie nach dem großen Finale Drumsticks und Gitarrenplektren ins Publikum.
Ein denkwürdiger Gig mit einer überzeugend routinierten Live-Performerin. Ihre langjährigen Fans verlassen die Location noch vor 22 Uhr voller positiver Vibrations.
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Melissa Etheridge mit dreiköpfiger Band im Kölner Palladium | Foto © Ansgar Skoda
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Ansgar Skoda - 1. Juli 2025 (2) ID 15341
Weitere Infos: https://melissaetheridge.com/
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