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GOTT von Ferdinand von Schirach
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Richard Gärtner (Matthias Habich, vorne li.) möchte sterben. Über seinen Fall berät die Ethikratsvorsitzende (Barbara Auer, hinten li.) mit der Verfassungsrechtlerin Prof. Litten (Christiane Paul, re.), die Ethikrat-Mitarbeiterin Dr. Keller (Ina Weisse, oben re.), der Ärztin Dr. Brandt (Anna Maria Mühe, Mitte), Bischof Thiel (Ulrich Matthes), Anwalt Biegler (Lars Eidinger, vorne re.) und Ärztekammerchef Sperling (Götz Schubert, li.). | Bild: ARD Degeto/Moovie GmbH/Julia Terjung/Montage: dinjank
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Bewertung:
GOTT von Ferdinand von Schirach [s. auch Terror] kam im September als uraufgeführte Bühnenpremiere am BE heraus. Es handelte sich um das Sterbehilfe-Stück des deutschen Strafverteidigers, Schriftstellers und Dramatikers zum BVerfG-Urteil v. 26.02.2020, wo in den Leitsätzen Zum Urteil des Zweiten Senats Folgendes steht:
"Das Recht auf selbstbestimmtes Sterben schließt die Freiheit ein, sich das Leben zu nehmen. Die Entscheidung des Einzelnen, seinem Leben entsprechend seinem Verständnis von Lebensqualität und Sinnhaftigkeit der eigenen Existenz ein Ende zu setzen, ist im Ausgangspunkt als Akt autonomer Selbstbestimmung von Staat und Gesellschaft zu respektieren." Und: "Die Freiheit, sich das Leben zu nehmen, umfasst auch die Freiheit, hierfür bei Dritten Hilfe zu suchen und Hilfe, soweit sie angeboten wird, in Anspruch zu nehmen." (Quelle: bundesverfassungsgericht.de)
Jetzt zeigte die ARD eine Fernsehfassung dieses Stücks, in der Lars Eidinger (als Rechtsanwalt Biegler) nicht allein Mathias Habich (als lebensmüder Architekt Richard Gärtner), sondern ebenso die Auch-Meinung des Autors offiziell vertritt, dass nämlich der besagte Sterbewillige das tödliche Präparat bekommen sollte, um sich selbstbestimmt zu töten. Ja und weil das Thema halt sehr, sehr, sehr emotional, vor allem aber auch moralisierend-aufgeladen ist, meinte die ARD (Regie: Lars Kraume), dass nicht etwa der fiktiv versammelte Ethikrat das unaburteilbare Urteil fälle, sondern wir, das zugeschaut habende Fernsehpublikum...
Die Abstimmung erfolgte nach dem Film; und zehn Minuten später gab Frank Plasberg in der anschließenden Talkshow Hart aber fair das Ergebnis des Votings bekannt: 70,8 Prozent stimmten für die Sterbehilfe, und der Rest stimmte dagegen, eindeutiger konnte es nicht sein.
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Richard Gärtner (Matthias Habich, li.) und sein Rechtsanwalt Biegler (Lars Eidinger) pochen auf das Recht auf selbstbestimmtes Sterben. | Bild: ARD Degeto/Moovie GmbH/Julia Terjung
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Nachdem Barbara Auer (als Ethikrat-Vorsitzende) die Spielregeln der Nicht-Gerichtsverhandlung einleitend erläuterte, erteilte sie zunächst dem Habich und dem Eidinger (den beiden einzigen Befürwortern aktiver Sterbehilfe) das Wort; so wurde uns der eigentliche Fall erst einmal faktisch vorgestellt.
Dann trat Christiane Paul (als Frau Professor Litten) auf, sie spielte die rechtsgutachtlich bescheidwissende "Unparteiische", die das Formaljuristische ausführlich darzulegen wusste; und das alles hörte sich interessant an und ließ eigene Denkschlüsse zu.
Bei Ina Weisse (als Frau Dr. Keller) wusste man von Anfang an, dass sie - Stichwort "Ein Dammbruch droht" - gegen den selbstbestimmten Suizid wäre. Sie holte dann auch ziemlich weit und kräftig aus und zog einschüchternde Vergleiche, beispielsweise zu den tausenden Euthanasie-Ermordeten des Dritten Reichs etc. pp.; die Gutmenschtante sprach da vehement aus ihr.
Anna Maria Mühe (als Frau Dr. Brandt) bekräftigte ihr prinzipiell-hausärztliches Voreingenommensein gegen die durch den Hauspatienten eindringlich von ihr begehrte "Beihilfe" zum Suizid; sie trug eintöniges Grauschwarz, und ihr Erscheinungsbild wirkte auch nicht viel froher.
Götz Schubert (als Professor Sperling) kehrte seine Ärztekammer-Vorstandsmitgliedsrolle eindringlich heraus, und übereinstimmend handelte seine Zunft nach ärztlich-ethischer Ermessenslage lt. des Hippokratischen Eides - früher, heute und für alle Zeit.
Und dann kam noch ein großer Schlagabtausch zwischen den zwei Theater-Schauspielkoryphäen Ulrich Matthes (als Bischof Thiel) und unserm allbekannten und -beliebten Eidinger, in dem die Heilige Schrift befragt und hinterfragt wurde, was sie denn nun zum Thema Suizid so alles Abweisendes vorzubringen wüsste, und die Antworten des hohen Geistlichen waren erwartbar klar - obgleich dann freilich auch das altkluge Rechtfertigungsgefasel des sich frech und unhöflich aufführenden Junganwalts stark befremden tat.
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Die oftmals bis zum Überdruss dozierten Schirach-Texte sind bei weitem keine sprachliche Verheißung. Alles irgendwie im Plädoyer-Stil, und nichts wirklich Zwischenmenschliches dabei.
Gequälter Themenabend.
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Andre Sokolowski - 24. November 2020 ID 12618
GOTT
von Ferdinand von Schirach
Regie: Lars Kraume
Buch: Ferdinand von Schirach
Kamera: Frank Griebe
Besetzung:
Vorsitzende ... Barbara Auer
Rechtsanwalt Biegler ... Lars Eidinger
Richard Gärtner ... Matthias Habich
Bischof Thiel ... Ulrich Matthes
Ärztin Brandt ... Anna Maria Mühe
Professorin Litten ... Christiane Paul
Professor Sperling ... Götz Schubert
Frau Keller ... Ina Weisse
Erstausstrahlung in der ARD am 23. November 2020
Weitere Infos siehe auch: https://www.daserste.de/unterhaltung/film/gott-von-ferdinand-von-schirach/sendung/index.html
http://www.andre-sokolowski.de
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