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Vor der

Steinigung



Bilqiss von Saphia Azzeddine im Theater der Keller | Foto (C) MEYER ORIGINALS

Bewertung:    



Bilqiss ist eine frei erfundene Romanfigur der französisch-marokkanischen Autorin und Journalistin Saphia Azzeddine - die deutsche Übersetzung ihres Buches erschien 2016 im Wagenbach Verlag.

Regisseurin Urike Janssen hatte den Roman im Herbst 2017 fürs Theater der Keller in Köln dramatisiert, und seither läuft die Inszenierung dort...

*

Es geht um Lynchjustiz, wie sie heute noch in islamistisch geprägten Staaten und Regionen an der Tagesordnung ist, und insbesondere die aktuell praktizierten Steinigungen im Iran (obgleich der in dem Stücktext nicht benannt wird) drängen sich als DER reale Hintergrund zur Konstruktion jener Geschichte auf:



"Was passiert, wenn anstelle des Imams plötzlich eine Frau die Muslime zum Morgengebet ruft? Die junge Bilqiss wagt es - und soll für diese Grenzüberschreitung gesteinigt werden. Im Zuge der Untersuchungen kommen noch weitere Vergehen ans Licht: Besitz eines Lyrikbandes, Fingernägel lackiert, Schleier nicht richtig getragen, Aubergine am Stück gekauft statt, wie wegen der phallischen Form des Gemüses vorgeschrieben, zerhackt. Bilqiss sieht das aber nicht ein und verteidigt sich vor Gericht. Obwohl das Urteil längst feststeht, ist der Richter zunehmend von ihr fasziniert und beginnt, Bilqiss in ihrer Zelle zu besuchen und mit ihr zu sprechen. Wie in der Geschichte von Scheherazade schiebt er den Zeitpunkt der Vollstreckung des Urteils immer weiter hinaus. Handyvideos von der Gerichtsverhandlung verbreiten sich unterdessen im Internet und erreichen die Öffentlichkeit. So macht sich eine amerikanische Journalistin auf den Weg, den Fall genauer zu untersuchen. Und auch sie begegnet dabei ihren eigenen Vorurteilen..."

(Quelle: Theater der Keller)


Franziska Seiferts Bilqiss-Erzähle und insbesondere die durch sie vermittelten letzten Momente ihres allzu jungen Mädchenlebens gehen ätzend und brutal unter die Haut! Ihr anfängliches "oppositionelles" Ungestüm, das viel Sarkastik und Humor in sich vereint, verliert sich schließlich in der absoluten Todesangst kurz vor der Hinrichtung.

"Erlösung" wünscht sich Bilqiss von Susanne Seufferts Journalistin aus dem Westen - diese soll "den ersten Stein", der sie dann hoffentlich sofort an eine ihrer Schläfen träfe, werfen; und so müsste sie sich nicht der Endlosprozedur, die auf sie zukäme, kraft ihres Vollbewusstseins aussetzen.

Auch Doris Plenerts Richter-Zeichnung ist mit ihrer ganzen widersprüchlichen und dennoch unleugbaren Emotionalität voll suggestiver Kraft.

Genial gemacht (Ausstattung: Dietrich Körner und Maria Strauch)!,

Vor allem aber bravourös gespielt!!



Bilqiss im Theater der Keller | Foto (C) MEYER ORIGINALS

Andre Sokolowski - 23. Dezember 2018
ID 11118
BILQISS (Theater der Keller, 22.12.2018)
Regie, Video und Ton: Ulrike Janssen
Bühne und Licht: Dietrich Körner
Kostüme: Maria Strauch
Mit: Doris Plenert, Franziska Seifert und Susanne Seuffert
Uraufführung war am 22. September 2017.
Weitere Termine: 19.01., 09.02.2019
Koproduktion mit dem theaterblackbox köln


Weitere Infos siehe auch: https://www.theater-der-keller.de


http://www.andre-sokolowski.de

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