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POINTS DE NON-RETOUR
im La Colline Paris


Points de Non-Retour (Thiaroye) im La Colline, Paris | Foto (C) Simon Gosselin

Bewertung:    



Die gebürtige Rumänin Alexandra Badea eröffnete die Saison im Kleinen Saal des Théâtre National de la Colline.

Seit 2003 dauerhaft wohnhaft in Frankreich, bekam sie 2014 die französische Staatsbürgerschaft. Aus diesem langwierigen Prozess sich mit einer neuen Kultur zu beschäftigen, sich zu integrieren oder zu assimilieren, eine neue Staatsbürgerschaft anzunehmen, entstand der Text für Points de Non-Retour (Thiaroye).

Bei der Annahme der französischen Staatsbürgerschaft verpflichtet man sich, die großen und die dunklen Momente der Geschichte des Landes mitzutragen. Die Autorin hinterfragt also die Kolonialzeit, die Frankreich bis heute noch nicht vollständig verarbeitet hat. Sie fragt sich, ob sie die gleiche Verantwortung trägt wie jemand, der in Frankreich geboren ist. Sie fragt sich, welche Erzählungen fehlen – in dieser großen Geschichte der Grande Nation. Die Schauspieler des Stücks sind alle binational oder anderer Herkunft: französisch-belgisch, französisch-algerisch, französisch-ivorisch und rumänisch.

Sie erzählt zwei Geschichten von Heimat und Fremde, die von einer Generation an die Kinder weitergegeben und unterschiedlich verarbeitet wird. Beide Geschichten sind sehr ähnlich: Die erwachsen gewordenen Kinder von Einwanderern teilen Ausschnitte ihres Lebens, in denen die Entwurzelung ihrer Eltern verarbeiten, sich Fragen zu ihrer Identität stellen und das Schweigen Ihrer Eltern missachten – mal in Wut, mal in philosophischer Nachdenklichkeit. Die Akteure spielen im Wechselspiel aneinander vorbei.

*

Das Dekor ist schlicht; es hilft dabei, der Gefühlswelt der Charaktere zu folgen ohne abgelenkt zu werden. Im Mittelpunkt steht eine leere Wohnzimmerecke mit zwei großen Fenstern. Die sich immer ändernden Hintergründe der Fenster helfen dem Zuschauer dem Text zu folgen. Beide Geschichten haben einen eigenen Hintergrund, der mal klar und mal verschwommen ist. Genau wie die Details der Familiengeschichte und der Vorkommnisse in Algerien und Senegal.

Die wenigen Accessoires lassen die Bühne kalt wirken, die Bühne ist wenig beleuchtet. Der rote Sand in unmittelbarer Nähe zur ersten Sitzreihe ist allgegenwärtig, denn die Schauspieler finden sich in verschiedenen Szenen darin wieder...

Die Schauspieler wurden von Regisseurin Alexandra Badea geschickt gewählt. Sie können die Emotionen ihrer Familiengeschichte und der schweren Geschichte des Landes in einem Gemisch aus Authentizität und Wut übermitteln. Es ist interessant zu sehen, wie im heute dominanten sozialpolitischen Dialog über Migration und Flucht auch Geschichten erzählt werden können, bei denen nicht das Einwanderungsland und dessen Bevölkerung permanent im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.

Auch das Stück im 200 Zuschauer fassenden Kleinen Saal nimmt sich Migration und Identitätsfindung an. Es bleibt abzuwarten, ob sich das konservative Pariser Publikum durch die Fülle der Thematik auf einen Dialog einlässt oder diesen an sich abperlen lässt.




Points de Non-Retour (Thiaroye) im La Colline, Paris | Foto (C) Simon Gosselin

Tobias Marian Wollenhaupt - 1. Oktober 2018
ID 10947
POINTS DE NON-RETOUR (La Colline Paris, 20.09.2018)
Scénographie et environnement visuel: Velica Panduru
Musique originale: Nihil Bordures
Lumières: Sébastien Lemarchand
Chef opérateur: Sorin Dorian Dragoi (RSC)
Montage: David Dubost
Assistanat à la mise en scène: Amélie Vignals
Voix: Séphora Pondi et Frédéric Fisbach
Réalisation documentaire radio: Nedjma Bouakra
Texte et mise en scène: Alexandra Badea
Avec: Amine Adjina, Madalina Constantin, Kader Lassina Touré, Thierry Raynaud, Sophie Verbeeck et Alexandra Badea
Du 19 septembre au 14 octobre 2018


Weitere Infos siehe auch: http://www.colline.fr


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