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Roggen Roll,

viel Eiertanz



Prometheus im Studio der Schaubühne am Lehniner Platz | Foto (C) Thomas Aurin

Bewertung:    



„Bedecke deinen Himmel, Zeus, / Mit Wolkendunst!“ Ja, auch ein originaler Goethe-Vers hat sich an diesem recht lauen Sommerabend ins Studio der Berliner Schaubühne verirrt. Den Prometheus, die Götterfigur der griechischen Mythologie, von Aischylos als der gefesselte beklagt und von Goethe als Menschen nach seinem Bilde formender bedichtet, hat sich Fritsch-Epigone Bastian Reiber in seiner ersten Regiearbeit vorgenommen. Man sollte aber eher nicht auf eine gängige Antikenadaption hoffen, auch wenn Carol Schuler zu Beginn sozusagen als Ein-Frau-Chor eine Chronologie des antiken Göttergeschlechts vorträgt. Diese Illusion wird von Bastian Reiber gleich wieder zerstört. Kennt ja eh jeder, die Geschichte, wie der Regisseur höchstpersönlich verlauten lässt. „Am Anfang war Chaos“, heißt es noch bei Carol Schuler. Dagegen setzt Reiber einen frisch geharkten Kreis aus Spreu um ein kleines Holzhäuschen mit einem hibbeligen Kleingärtner, der in Gestalt von Florian Anderer penibel kleinste Fehlstellen im Vorgarten auffüllt und danach beflissen einen Vortrag über Getreidesorten hält.

Die ersten Menschen sind hier ein paar gelangweilte, leicht deformierte Spießbürger in Gartenstühlen, die mit „Welcome“-Girlande auf den Feuer- und Fortschrittsbringer warten, der aber irgendwie nicht kommen will. Derweil macht Schuler einen gymnastischen Stuhlslapstick, performt lustig den Gebrauch eines Fächers für so an die „tausend Sachen halt“, und Anderer kommt vom Mais über Dinkel bis zum „Roggen Roll“. Mit Live-Congas und Totos Africa-Beats vom Band vertreibt man sich die Wartezeit und auch den ersten Zuschauer im Publikum. Der Rest amüsiert sich wie Bolle.

Nachdem die Giebelwand gefallen ist, geht es im Inneren der kleinen Behausung weiter. Schuler versucht zu lesen, während Anderer den Haushalt schmeißt. Zumindest fuhrwerkt er wild mit dem Staubwedel umher und knetet Kuchenteig. Rollentausch mal anders. Heraus kommt dann doch ein kleines Knetmännchen, das sich schnell in den von oben bis unten bematschten Schauspieler Axel Wandke verwandelt, der wiederum behauptet, Andre Agassi zu sein und einen Tennisalbtraum vom Verlust seines Haarteils zum Besten gibt. Was folgt ist beste Stummfilmcomedy, bei der sich die drei eine wilde Verfolgungsjagd um und durch das Häuschen liefern, bis dann doch noch Bastian Reiber als blonder Prometheus auftaucht und von den drei erfreuten Menschenwesen angehimmelt wird.

Doch sehr viel mehr als ein paar Textphrasen kommen da nicht, bis die sich verarscht fühlenden Gottesanbeter ihr Idol einfach an die Seitenwand tapen und einen Tanz um das von ihm gelegte Ei veranstalten. Bis im Oktober der Meister Herbert Fritsch mit dem vom Hausherrn Thomas Ostermeier von der Wiener Burg wegengagierten Joachim Meyerhoff als Amphitryon Premiere hat, muss man sich halt die Wartezeit noch ein wenig mit der launigen Kopie der vier Fritsch-Schüler vertreiben.



Prometheus im Studio der Schaubühne am Lehniner Platz | Foto (C) Thomas Aurin

Stefan Bock - 29. Juni 2019
ID 11535
PROMETHEUS (Studio, 28.06.2019)
Ein Projekt von Bastian Reiber

Regie: Bastian Reiber
Bühne: Marina Stefan
Kostüme: Vanessa Rust
Dramaturgie: Bettina Ehrlich
Mit: Florian Anderer, Bastian Reiber, Carol Schuler und Axel Wandtke
Premiere an der Schaubühne am Lehniner Platz: 20. Juni 2019
Weitere Termine: 30.06. / 12., 13., 14., 16.09.2019


Weitere Infos siehe auch: https://www.schaubuehne.de/


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