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Tanz

Die Kunst des Fallens

HUBBARD STREET DANCE CHICAGO gastierten im Forum am Schlosspark Ludwigsburg

Bewertung:    



Der Modern Dance ist neben dem Jazz und der Musical Comedy der Beitrag der USA zu den okzidentalen Kunstgattungen. Für das klassische Ballett bedeutete der Modern Dance seinerzeit eine Provokation. Inzwischen ist er wie der Jazz in Europa angekommen und hat hier seine Spielarten herausgebildet. Der Barfußtanz erregt kein Aufsehen mehr beim deutschen Publikum, und zur Not beruft man sich auf eine heimische Tradition, den Ausdruckstanz. Was amerikanische Tanztruppen auszeichnet und einst für Irritationen sorgte, unterscheidet sich heute kaum grundsätzlich von den Darbietungen so mancher europäischer Compagnien und Choreographen.

*

Die Hubbard Street Dance Chicago gehört seit mehr als vierzig Jahren zu den angesehensten Ensembles der USA. Jetzt hat die vergleichsweise kleine Compagnie vom Michigansee – das Staatsballett Berlin hat mehr als fünf Mal so viele Tänzerinnen und Tänzer – im Ludwigsburger Forum am Schlosspark gastiert. Vier Stücke verschiedener Choreographen standen auf dem Programm, davon drei als Europapremiere. Die beiden mittleren Choreographien Cloudline von Robyn Mineko Williams und The Bystander von Kyle Abraham zu Liedern von Franz Schubert setzten auf gleitende, schmiegsame Bewegungen in Zeitlupe. Bei Cloudline wirkte das organischer, wenn auch eher konventionell. In The Bystander drohten einzelne Einfälle ins Beliebige zu verfallen, als hätten die Tänzer Schwierigkeiten, das durch die Musik vorgegebene Zeitmaß zu füllen.

Mit A Picture of You Falling von Crystal Pite aus dem Jahr 2015, dem einzigen in Europa bereits gezeigten Stück des Abends, haben Cloudline und The Bystander die Nutzung von durch Boxen gesprochener oder an die Rückwand projizierter Sprache gemeinsam, die eher assoziativ als symbiotisch mit dem Tanz verbunden ist. Im Schlussstück Out of your Mind von Alejandro Cerrudo formt das Ensemble ein Gebilde, das zeitweilig an einen Tausendfüßer erinnert und faszinierende überindividuelle Figuren ermöglicht. A Picture of You Falling wiederum setzt auf die Isolation zweier Tänzer und arbeitet virtuos mit Licht. Die schnell wechselnden Spots heben Ausschnitte wie kurze Einstellungen eines Films aus dem Dunkel. Sie lenken die Aufmerksamkeit auf die eben so unkonventionellen wie reizvollen Bilder. Zusammen mit dem letzten Stück sorgen sie für die Dynamik, an der es in den beiden Mittelstücken ein wenig hapert. Jetzt kann man sich nur wünschen, dass das Forum am Schlosspark möglichst bald das Alvin Ailey American Dance Theater nach Ludwigsburg holt. Es würde einen Vergleich zweier Truppen ermöglichen, die in Nordamerika lange Zeit den Ton für das Tanztheater angegeben haben.




Hubbard Street Dance Chicago | Foto (C) Quinn B. Wharton

Thomas Rothschild – 8. Februar 2020
ID 11989
Weitere Infos siehe auch: https://www.hubbardstreetdance.com/


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