Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 6

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Tanztheater

Was lebt, tanzt

Gauthier Dance zeigt INFINITY am Theaterhaus Stuttgart


Luke Prunty performt Pacopepepluto von Alejandro Cerrudo | Foto (C) Regina Brocke

Bewertung:    



Acht stilistisch unterschiedliche Stücke verschiedener Choreografen präsentiert Eric Gauthier mit INFINITY in der achten Saison seiner Kompanie Gauthier Dance am Stuttgarter Theaterhaus. Als Symbol der Unendlichkeit gibt die liegende Acht dem Abend seinen Namen. Lange im Vorfeld waren sämtliche Infinity-Vorstellungen mit den Gauthier Dance-Tänzern im Mai ausverkauft. Im Oktober und November gibt es bald zahlreiche weitere Vorführungen. Die Choreographien überzeugen größtenteilt durch ausgeklügelte dramaturgische Strukturen, Spannungsmomente oder risikofreudige Überraschungen. Eine der fünf Uraufführungen im Rahmen von Infinty ist Infinite Sixes von Janice Garrett und Charles Moulton. Die den Abend eröffnende Performance des temporeichen Stückes zu beschwingter Musik von Marc Mellits verschlägt einem den Atem. Alle fünfzehn Tänzer zelebrieren eng beieinander mit dynamischen Gesten ein kollektives Geschehen. Im schnellen Tempo tritt einer der Tänzer vor die Gruppe und hebt sich etwa durch eine Pirouettendrehung von ihr ab, um sich kurz danach in den Bewegungschor wieder einzufügen.

*

Abgelöst wird dieses visuelle Erlebnis von dem Stück The Black Painting. Getragen wird die Uraufführung der Österreicherin Nanine Linning von schwermütiger Musik der 4. Sinfonie Arvo Pärts. Inspiriert zu der eher düsteren Choreografie, die von abstrakten Bedrohungen erzählt, wurde die 37jährige Chefin der Tanzkompanie am Theater Heidelberg von einem Gemälde des spanischen Malers Francisco Goya. Nach einer Geschichte aus der griechischen Mythologie zeigt dies den olympischen Gott Zeus, der seinen Vater Kronos brutal entmachtet, um selbst die Weltherrschaft zu übernehmen. Machtvolle, dunkel kostümierte Tänzer bedrängen und vereinnahmen in Linnings Stück leichter gewandete, sich anmutig bewegende Gestalten, bis diese - verletzlich isoliert - auf dramatische Weise zum Verschwinden gebracht werden.

Thematisch erfrischend leichtfüßiger ist Floating Flowers, eine Uraufführung des Taiwanesen Po-Cheng Tsai. Wie eine schwimmende Blume erblüht hier die Tänzerin Garazi Perez Oloriz zu Musik von Zoë Keating und wächst auf ihrer Reise im wahrsten Sinne des Wortes feierlich über sich hinaus.

Einen eleganten Bewegungskosmos erprobt eine zehnköpfige Gruppe von Tänzern mal keck-spielerisch, mal strategisch-uniformiert im reizvollen Stück Conrazoncorazon des Spaniers Cayetano Soto.

Nur bedingt überzeugen die tänzerisch-schauspielerische Darstellung einer aus dem Ruder laufende High-Society-Party inklusive Champagner-Trinkens in Hans van Manens Black Cake und die Choreografie einer Liebesannäherung in Alexander Ekmans Two Become One, da insbesondere die Paardynamiken in beiden Stücken arg konventionell und langatmig erscheinen.

Der Schwede Johan Inger überrascht hingegen in Now and Now mit einer Befragung klassischer Geschlechterrollen. Anna Süheyla Harms und Florian Lochner erkunden hier erst unvoreingenommen verschiedene Phasen ihres Pas de deux, durchschreiten dabei Höhen und Tiefen und wagen schließlich durchaus elegant Neues.

Zu guter Letzt seien noch die drei Männer-Soli in Pacopepepluto von Alejandro Cerrudo erwähnt. Lochner sticht auch hier neben Luke Prunty und Rosario Guerra angenehm hervor, wenn alle drei nacheinander selbstvergessen, lasziv und cool zu Evergreens von Dean Martin tanzen, beinahe nackt, nur mit hautfarbenen Dance Belts bekleidet. Als Beobachter des Geschehens fühlt man sich hier manchmal wie ein Voyeur beim Gucken durchs Schlüsselloch. Ein vielschichtiger Abend und ein oft köstliches, manchmal inspirierendes Erlebnis.




Gauthier Dance Company performt Infinite Sixes von Charles Moulton & Janice Garrett | Foto (C) Regina Brocke

Ansgar Skoda - 19. Juni 2015
ID 8710
INFINITY (Theaterhaus Stuttgart, 18.06.2015)
Künstlerische Leitung / Choreograph: Eric Gauthier
Ballettmeister & Stellvertretende Company-Leitung: Renato Arismendi
2. Ballettmeisterin: Takako Nishi
Company Coach: Egon Madsen
Künstlerische Leitung Bühne & Kostüme: Gudrun Schretzmeier
Licht und technische Koordination: Mario Daszenies
Mit: Sandra Bourdais, Anneleen Dedroog, Maurus Gauthier, Miriam Gronwald, Rosario Guerra, Anna Süheyla Harms, Lisa Kasman, Florian Lochner, Alessio Marchini, Juliano Nunes, Garazi Perez Oloriz, Maria Prat Balasch, Luke Prunty und David Rodríguez
Premiere am Theaterhaus Stuttgart war am 30. April 2015
Weitere Termine: 21. - 25. 10. / 26. - 30. 11. 2015


Weitere Infos siehe auch: http://www.theaterhaus.de


Post an Ansgar Skoda

http://www.ansgar-skoda.de



  Anzeigen:



THEATER Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BALLETT |
PERFORMANCE |
TANZTHEATER

CASTORFOPERN

DEBATTEN
& PERSONEN

FREIE SZENE

INTERVIEWS

PREMIEREN-
KRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski

THEATERTREFFEN

URAUFFÜHRUNGEN


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)