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Der Nussknacker mit dem Ballett Dortmund | Foto (C) Bettina Stöß

Bewertung:    



Eine harte Nuss ist die Akustik im Bonner Opernhaus schon. Der Franzose Benjamin Millepied – prominent auch aufgrund seiner Arbeit für das Filmdrama Black Swan (2010) und seiner Heirat mit Hauptdarstellerin Natalie Portman, die für ihre Leistungen im Film den Oscar erhielt - choreographierte 2015 für das Ballett Dortmund Tschaikowski's Der Nussknacker neu. Während jedoch in Dortmund die Musik live von Orchester und Chor aufgeführt wird, läuft beim Tanzgastspiel in Bonn lediglich ein Band. Spürbar zu laut und in den hohen Tönen deutlich zu schrill dröhnt es in den Gehörgängen. Die Anlage scheint nicht richtig ausgesteuert. Insbesondere bei der Wiedergabe des hohen Klangs der Geigen scheppert es verzerrt. Einige Besucher fragen das Opernpersonal in der Pause nach dem ersten Akt nach Ohrenstöpseln. Leider sind diese jedoch vor Ort nicht vorrätig.

Erzählerisch eingeleitet wird das Ballett durch eine Videoprojektion auf die Bühnenwand. Geschwungene Linien lassen eine Schwarz-Weiß-Skizze entstehen, die verspielt den Namen von Ballett und Choreographen in das Gesamtbild einer Schneelandschaft einbettet. Diese Zeichnung wird nun auch fast das einzige weihnachtliche Element der Inszenierung bleiben. Denn das fortan sparsame Bühnenbild verrät wenig vom weihnachtlich freundlichen Märchen Alexandre Dumas des Älteren nach E.T.A. Hoffmann. In der literarischen Vorlage wird der Weihnachtsabend gefeiert, und die Geschwister Klara und Fritz erhalten Spielsachen geschenkt, die in der Nacht lebendig werden. Uninspiriert präsentiert sich im Bühnenbild von Paul Cox anfangs ein farbloses, puppenhausartiges Gebilde aus Styropor und Pappe. Befinden wir uns hier etwa am Weihnachtsabend oder bereits direkt bei den Puppen im Puppenhaus? Dieses räumliche Ensemble hilft wenig dabei, die Rollen der zahllosen Balletttänzer zu erkennen, die dynamisch witzige Figuren vorführen und teilweise in Gruppenformationen ein erstaunliches Tempo vorlegen.

Die Rollen der von Millepied betont modern gehaltenen Umsetzung des Balletts bleiben anfangs etwas unklar. Der Nussknacker wird den Kindern als Plastik-Froschskulptur präsentiert. Gleich anfangs zerbricht die Figur, und man fragt sich, wie sie noch Nüsse knacken soll. Doch zu letzterem kommt es natürlich gar nicht. Andere Spielfiguren erobern mit verblüffend präzisen, mechanisch wirkenden Bewegungen das tänzerische Parkett. Vage bleibt hier etwa, wem denn eigentlich die Rolle der verführerischen Zuckerfee zukommt. Der später für einigermaßen Aufruhr sorgende Mäusekönig und seine Bande lassen sich in plauschigen Ganzkörperkostümen von den Schusswaffen der Zinnsoldaten nur schwer aus der Ruhe bringen. Erfrischend heterogen scheinen auch die Geschlechterrollen verteilt. Tänzerinnen und Tänzer bewegen sich später beeindruckend synchron als Schneepflocken mit fliegenden, weißen Röcken. Im Showdown wird augenzwinkernd eine Vielfalt tänzerischer Kultur vorgeführt. Im weiten Rock, geschminkt und kokett mit grazilen Bewegungen gibt ein muskulöser Tänzer ein Solo und tanzt später einen schwungvollen Pas de deux mit einem anderen schmucken Tänzer im eleganten Frack und mit großem Zylinder. Insbesondere die farbenfrohen und phantasievollen Kostüme und einige glanzvolle tänzerische Momente bleiben in positiver Erinnerung, während etwa die Zwischenspiele mit den projizierten Zeichnungen ein bisschen übertrieben wirken.




Der Nussknacker mit dem Ballett Dortmund | Foto (C) Bettina Stöß

Ansgar Skoda - 28. Dezember 2017
ID 10444
DER NUSSKNACKER (Oper Bonn, 23.12.2017)
Inszenierung und Choreografie: Benjamin Millepied
Bühnenbild und Kostüme: Paul Cox
Lichtdesign: Roderick Murray
Einstudierung: Kurt Froman und Janie Taylor
Ballett Dortmund
Premiere im Opernhaus Dortmund war am 18. Oktober 2015.
Weiterer Termin in Bonn: 28.12.2017


Weitere Infos siehe auch: http://www.theaterdo.de


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