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nachDRUCK # 6

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Rezension

Der Mensch soll vom Affen zum Übermenschen werden

Friedrich Nietzsches philosophisch-poetische Beschwörung des Übermenschen wurde von Patrick Wengenroth wagemutig und aufregend inszeniert


Christoph Gawenda in Also sprach Zarathustra an der Schaubühne Berlin - Foto (C) Heiko Schäfer

Bewertung:    



Vier Darsteller schwitzen unter dichten Affenfellen aus Synthetik, bevor sie diese als Zarathustras ablegen können. Behende erklettern sie dann nicht nur einen schweren Philosophie-Brocken, der als Knautschberg das einzige Bühnenelement ist. Sie verkünden auch im fliegenden Wechsel geistreiche Sätze Nietzsches, denen plötzliche Performances philosophisch grundierter Songs von Xavier Naidoo bis Peter Fox gegenüberstellt werden.

Patrick Wengenroths Inszenierung will es so, dass die unerwiderte Liebe zur Russin Lou Andreas-Salomé Nietzsches philosophische Lehren entfachte. Erst als Salomé gleich zwei Heiratsanträge Nietzsches abwies, bewog dies ihn angeblich zur Schöpfung seines dichterisch-philosophischen Werks Also sprach Zarathustra (1883-1885), so Wengenroth als Nietzsche im Eröffnungsmonolog. Zu Höhengedanken schwingen sich von nun an andere Zarathustra-Darsteller (Christoph Gawenda, Moritz Gottwald, Ulrich Hoppe, Felix Römer) herauf. Mit großer Sprechkunst und ebensolcher Komik wird nun berichtet von Lehrstühlen eindrücklicher Lebensereignisse, von der Tugend, der Selbstüberwindung, der Eigen- oder der Nächstenliebe, dem Bösen und dem Begehren. Kontrapunktisch aufgelockert wird die komplex durchdrungene Rhetorik Nietzsches stets durch leichter die Gefühlswelten des Publikums ansprechende Popsongs wie Udo Jürgens „Treibjagd“, Xavier Naidoos „Frei sein“, Stephan Sulkes „Vergessen“ oder Peter Fox' „Stadtaffen“ (Musik: Matze Kloppe). Christoph Gawenda, der sich später fast nackt, auf den Kopf einen Dornenkranz tragend, selber umarmt, probiert sich sogar an Sidos unverhohlen brünftigen Rap-Song „Ich will ficken!“ Tiefsinnige philosophische Gedanken gilt es mit einer Konzentration auf den Körper in Einklang zu bringen, um den Übermenschen zu produzieren.


Philosophisches Entertainment auf Primaten-Niveau


Die Darsteller klettern auch allesamt noch auf den Felsen der Erkenntnis hoch, wirbeln hier übereinander und untereinander hinweg oder fallen gar wieder hinunter, bevor schließlich Wengenroth als Lou und Über-Regisseur in Personalunion im pinken Suffragettenkostüm auftritt und eine gleichfalls rosa leuchtende Peitsche züchtigend knallen lässt. Mehr oder weniger tiefschürfende Gedanken werden vom Aufsehen erregenden Auftritt von gar übermenschlicher Wucht in die Flucht geschlagen. Dann gehört die Bühne ganz Lou beziehungsweise Wengenroth und er beendet die unterhaltsame Vorlesung voller kleiner und großer Wahrheiten swingend mit einer eigenen Version von Frank Zappas „Bobby Brown“, nicht ohne sich „als klasse Hengst der Theaterregie“ in einer Reihe mit Falk Richter und Thomas Ostermeier zu wähnen.




Patrick Wengenroth in Also sprach Zarathustra an der Schaubühne Berlin - Foto (C) Heiko Schäfer



Ansgar Skoda - 3. Juni 2014
ID 7879
ALSO SPRACH ZARATHUSTRA (Schaubühne am Lehniner Platz, 18.05.2014)
Realisation: Patrick Wengenroth
Bühne und Kostüme: Sabine Kohlstedt
Musik: Matze Kloppe
Licht: Kai Luczak
Mit: Christoph Gawenda, Moritz Gottwald, Ulrich Hoppe, Matze Kloppe, Felix Römer und Patrick Wengenroth
Premiere war am 16. Januar 2012
Weiterer Termin: 4. 6. 2014


Weitere Infos siehe auch: http://www.schaubuehne.de/


Post an Ansgar Skoda

ansgarskoda.wordpress.com



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