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nachDRUCK # 6

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Premierenkritik

You Tube

auf der Bühne


WESTERN SOCIETY
von und mit Gob Squad


Bewertung:    



Was ist, wenn man das auf You Tube wirklich ernst nimmt? Oder es ad absurdum führt?

Was ist, wenn man einfach mal Spass hat am banalen Alltagsleben?

Bei diesem Künstlerkollektiv ist alles erlaubt. Sie amüsieren uns mit Einfachheit, die ans Herz geht. Gleichzeitig produzieren sie sich im goldenen Glitteranzug und nehmen auch noch Leute aus dem Publikum dazu, die sich als perfekte Schauspieler entpuppen. Gob Squad, so heißt die Gruppe, schafft es mit ihrem Können, mit ihrem mitreißenden Charme, dass sich jeder gleich heimisch fühlt.

Heimisch auf dem alten braunen Ledersofa.

Diese Theatertruppe - ausgebildet als Schauspieler in England und Deutschland und wer weiß wo noch; erfolgreich also auf den Bühnen der Welt - zeigt sich „bisexual, binational und bilingual“.

Die Bühne hat mehrere Ebenen hintereinander - die der Videoprojektion, die echte Bühne mit den Schauspielern und auch später mit den Laienspielern, davor die Projektionsleinwand mit dem Lifestream.

Das Stück wechselt zwischen deutsch und englisch, man bemerkt es kaum, so fließend natürlich kommen sie daher, dass währenddessen die Vögel zwitschern.

Andererseits spielen sie schizophrene Identitäten, gespaltene Persönlichkeiten und inszenieren sich doppelt mithilfe von Videoinstallation und interaktivem Live-Film, arbeiten im Grenzbereich von Theater, Kunst und Medien.

Zunächst zum Anfang: Lets start from the beginning, were even God was naked.

Chaos auf der Bühne, Nebelschwaden ziehen daher, einer nach dem anderen tritt auf, nackt wie Gott ihn/sie schuf. Obwohl ein Mann dabei ist (ganz deutlich erkennbar), sind sie doch schöne Frauen mit langem blonden Haar (wenn auch Perücke). Sie sind nackt, wie es in anderen Theaterstücken erst gegen Ende passiert. Hier wird ungeniert das Intimste betont, denn sie werden ein You Tube Video nachstellen, welches die Privatsphäre einer Familie vor dem Fernseher zeigt, mit Fernbedienung und angenehmer Langeweile.

So singen sie auch sogleich den Evergreen der Hippies California Dreaming.

"I pretend to pray. Sky is grey on such a winters day" - und frönen ihrer wilden Sexjahre.

Es treten auf: Granny, Cake Lady, Girl with Phone, Remote Control Man... insgesamt sind es sieben, die sich auf, vor, hinter, neben dem Sofa platzieren, gemeinsam ist ihnen das TV mit Fernbedienung und das unbekannte Publikum im „Internet“ - das sind jetzt wir, das Publikum.

Das Original findet statt in einem Wohnzimmer irgendwo in Santa Barbara, Kalifornien, der westlichste Ort der westlichen Gesellschaft.

Während irgendwann die Laiendarsteller das Sofa übernehmen, kommentieren und begleiten von außen die Profi’s das Geschehen. Sie stellen auch Fragen, wie in einer richtigen Quiz-Sendung.

"Kate Moss or Rihanna?", "Kate Moss or Michele Obama." - Immer Kate Moss!!

"Till Schweiger gut oder schlecht?" - "Also, im Augenblick ganz gut."

"ISIS or Jesus?", "ISIS or Al Quaida?", "ADHS oder Depressionen?", "Original oder Kopie." "Brains or beauty?", "Kind oder Karriere?", "Angeborene oder anerzogene Rabenmutter?"


Dummheit, die Spaß macht! Man muss sich nur irgendwie entscheiden!

Alles wirkt absolut authentisch, es wird nichts geschönt, eine herrliche Stimmung.

Someone dances with Granny, another one just watches the szene.

Ach ja, zu erwähnen ist, dass die Mitspieler aus dem Publikum Kopfhörer und Täschchen mit Nummern tragen. Ihr Spiel wird angewiesen via headphone. Niemand ist schüchtern, man lümmelt sich auf dem Sofa, isst Kuchen, macht auf Party und lächelt ungeniert.

"How happy do you think you are? From 1 to 10. Na! Neun ein halb!! God damn!!"

"There is a maximal amount of happiness. Would you be happier in or out of control?"

"If someone from the future would come, what would they think?"


Am VIP table gibt es zum Schluss Champagner für die grandiosen Laiendarsteller, und sie können sich selbst auf der Leinwand sehen.

Ach, der Anrufbeantworter läuft, und wir haben alle Nachrichten verpasst! Zu schön war es hier im Wohnzimmer. Wir haben uns amüsiert als hätten wir guten Sex gehabt. Jetzt ist die Party over und ich als Zuschauer weiß nicht mehr, wer ich selber bin.

California Dreaming on such a summers day - auf der Kampnagel.

Das Original Video hatte nur 473 Viewer. Das Stück hier hat mehr.

Treten Sie ein ins Wohnzimmer der Gefühle, der Intimität und des Nonsens.

Maybe it's the last watched video on the internet.



Western Society auf Kampnagel Hamburg | Foto (C) Liane Kampeter

Liane Kampeter - 25. August 2015
ID 8826
WESTERN SOCIETY (Kampnagel, 19.08.2015)
Konzept und Regie: Gob Squad
Performance und Entwicklung: Johanna Freiburg, Sean Patten, Damian Rebgetz, Tatiana Saphir, Sharon Smith, Berit Stumpf, Sarah Thom und Simon Will
Sound Design: Jeff McGrory (Torsten Schwarzbach)
Video Design: Miles Chalcraft (Kathrin Krottenthaler)
Realisation Kostüme: Emma Cattell und Kerstin Honeit
Realisation Bühnenbild: Lena Mody
Technische Leitung und Lichtdesign: Chris Umney (Max Wegner) Dramaturgie und Produktionsleitung: Christina Runge
Künstlerische Assistenz: Mat Hand (Lena Mody)
Regiehospitanz: Sarah Sarina Rommedahl und Sophie Galibert Management: Eva Hartmann
Tour Management: Mat Hand
Premiere in Hamburg war am 19. August 2015


Weitere Infos siehe auch: http://www.kampnagel.de


Post an Liane Kampeter

http://www.liane-kampeter.de



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