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TANZTAUSCH (19. bis 22. Juni 2014 im LOFFT)

Interview

Dirk Förster, der Geschäftsführer vom freien Theater LOFFT, im Gespräch über das erstmals in Leipzig ausgerichtete Tanzfestival





Das LOFFT hat sich in den letzten Jahren zum festen Bestandteil der ernstzunehmenden Theater- und Tanzszene entwickelt. Wie war das möglich? Was sind die Stärken Ihres Produktionszentrums, die Sie optimistisch in die Zukunft sehen lassen?

Dirk Förster:
Das LOFFT hat sich v.a. deshalb entwickelt, weil wir konsequent auf künstlerische Qualität im nationalen Maßstab setzen und dies immer mit einer internationalen Orientierung verbinden. Das sieht man am besten in unseren Tanzfestivals. Gleichzeitig betreiben wir eine konsequente Nachwuchsarbeit mit dem Ziel, die lokalen Künstler in einen deutschlandweiten Austausch zu bringen. Wir sind immer bemüht, den größten Teil unseres Budgets so einzusetzen, dass das Geld unmittelbar für die Kunst fruchtbar wird. Zudem sind wir, wie eigentlich alle freien Theater, irgendwie auch Spiderman – Meister im Vernetzen. Denn ohne Partner und Netzwerk ginge gar nichts in der Szene. Was unsere Stärken und den Optimismus und die Stärken angeht: Wenn andere unsere Ideen klauen, haben wir schon wieder fünf neue.


Wie sehen die aktuellen Probleme aus? Können Sie Zahlen nennen?

D. F.:
Das ist ganz einfach: Unser Budget ist zu gering, um ein internationales Niveau weiterzuentwickeln und kontinuierlich mit Projekten auf diesem Level zu arbeiten. Dadurch haben wir es sehr schwer, nach außen (also aus Leipzig heraus) gehen zu können mit unseren Produktionen, mit unseren Künstlern, mit unserem Know-How. Ein positives Beispiel, wie es sein sollte, ist unser aktuelles Festival Tanztausch. Für diesen künstlerischen Austausch würden wir gern noch viel mehr tun. Auf einer anderen Ebene können wir allerdings mit den ganz Großen mithalten, und das ist die Krise. Die Stadt Leipzig hat uns soeben unser seit Jahren laufendes Neubauprojekt abgesagt. Und der Mietvertrag in unserem jetzigen Standort läuft nur noch bis 31. Dezember 2014 und wurde bis heute noch nicht verlängert.


Bleiben wir in der Gegenwart: Tanztausch will Choreografen aus verschiedenen Regionen in einen Austausch bringen. Gibt es zusätzlich eine ästhetische oder inhaltliche Klammer, die die zu sehenden Tanzproduktionen vereint?

D. F.:
Tanztausch ist eine 2011 ins Leben gerufene Präsentationsplattform mit dem Ziel, Choreografen aus verschiedenen Regionen in einen Austausch zu bringen. Die Ideen von Tanztausch sind momentan drei Ankerpunkte: Köln und das unglaublich vielfältige Tanzland NRW, Tilburg in den Niederlanden (einer der aktivsten Orte des holländischen Tanzes) und das LOFFT als Tanzzentrum in Leipzig. Diese drei bilden einen Pool von aktuellen Tanzproduktionen. Daraus haben wir uns die spannendsten für das erste Festival in Leipzig ausgesucht. Darunter auch drei Produktionen, die unter dem Label „Almost Famous“ laufen. Dies ist ein Programm zur Unterstützung junger Künstler und Arbeiten. Im ersten Jahr, in dem das zukünftig biennal veranstaltete Festival „Tanzoffensive“ pausiert, nehmen wir uns eines der drängendsten Probleme der Tanzszene an: Sächsische Künstlerinnen und Künstler finden zu wenige Auftritte innerhalb und außerhalb Sachsens. Und zu wenige nationale und internationale Tanzproduktionen finden den Weg nach Leipzig. Für jede von uns eingeladene Produktion aus Köln und Tilburg geht eine sächsische Produktion auf Tour in die Niederlande und nach NRW. Vom 19. bis 22. Juni 2014 gibt es neun Leipzig-Premieren an vier Abenden zu sehen. Am ersten Abend sehen Sie drei hochintensive Kurzstücke zum Minenfeld Mann und Frau. Der nächste Abend kreist um die Tyrannei des Ichs und deren Auswirkungen auf mich, mir und Sie! Die weiteren Abende stehen unter dem Motto der Erforschungen von Generationen – U20, Ü50 und Ü60 treffen aufeinander und schauen, was passiert! Beim One Week Stand des Kölner MichaelDouglas Kollektivs mit dem Tanzlabor Leipzig prallen die kreativen Energien produktiv aufeinander. Die Ergebnisse einer intensiven Arbeitswoche werden am 20. Juni präsentiert.


Sachsen steckt also hinsichtlich der Auftrittsmöglichkeiten nationaler und internationale Tanzproduktionen in den Kinderschuhen. Können Sie das in Relation zu Berlin setzen?

D. F.:
Die Tanzszene in Sachsen ist zunächst erst mal kleiner, vielleicht in einem Verhältnis von 1:10 gegenüber Berlin. Uns fehlt ganz einfach der Hauptstadtbonus, was sich v.a. auch in den verfügbaren Produktionsbudgets ausdrückt. Zudem muss hier jedes Gastspiel drittmittelfinanziert werden, da Gelder für Gastspiele nicht vorhanden sind. Trotzdem haben wir uns zu einem Zentrum für zeitgenössisches Theater, Tanz und Performance entwickeln können. Auch auf Publikumsseite gibt es ja noch einigen Nachholbedarf. Das, was man in den alten Bundesländern als freie Szene schon seit den 70ern kennt, gibt es in dieser Form, mit diesen Ästhetiken und Arbeitsweisen, hier erst seit den 90ern. Auch was den Tourismus angeht, sehen wir noch viel Potenzial für unser Theater. Daher unser Aufruf: Touristen aller Länder kommt ins LOFFT nach Leipzig – der Flughafen ist auch schon fertig. LEJ - the better Airport!


Wie kann Sachsen ein europäisches und athletisches Tänzer-Land werden? Welche Wege wünschen Sie sich? Wo sehen Sie die Schwierigkeiten?

D. F.:
Mit dem „Ursula-Cain“-Preis, dem sächsischen Tanzpreis, den wir seit Anfang des Jahres ausrichten, sind wir ja schon auf einem ganz richtigen Weg. Denn er fördert nicht nur per Geldscheck, sondern verschafft dem Gewinner auch weitere Aufführungen. Wir brauchen mehr solche Spitzenförderung. Außerdem müssen wir die Künstler vernünftig bezahlen, und die Förderer müssen über kurz oder lang der Professionalisierung der Szene Rechnung tragen. Leipzig ist ein guter Ort zum Leben und wir wollen, dass er für Künstler auch ein guter Ort zum Arbeiten wird. Darüber reden wir übrigens auch im Rahmen von Tanztausch bei der Diskussionsrunde „Tanzland Sachsen eine Kunstform und ihre Chancen“ am 20. Juni.




Sylvana Seddigs Neurosen und Altlasten beim diesjährigen TANZTAUSCH im LOFFT Leipzig - Foto (C) Marina Schutte



Interviewer: Mathias Schulze - 7. Juni 2014
ID 7894
Weitere Infos siehe auch: http://www.lofft.de


Post an Mathias Schulze

journalist-schulze.de



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