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WACHSE ODER WEICHE an den Münchner Kammerspielen


Maximilian Schafroth in Wachse oder Weiche - an den Münchner Kammerspielen | Foto (C) Julian Baumann

Bewertung:    



Gleich zu Beginn, als die Zuschauer noch in den Saal strömen, winkt Maximilian Schafroth, eingezwängt in einen grauen Trachtenanzug, jovial in die Menge. Ein bisschen sieht man ihm die Anspannung schon an, schließlich ist es für den bekannten Kabarettisten sein erstes abendfüllendes Theaterstück. Eigentlich kein Stück, sondern eine Revue, die uns den Zusammenprall von Stadt und Land, von Ökologie und Marktwirtschaft, von Überlastung und Entspannungsübungen glänzend vor Augen führt und dazu noch wahnsinnig lustig ist.

Im Trachtenanzug gibt Schafroth den Vertreter der Raiffeisenbank Memmingen, Rammingen Mindelheim, die mit der Raiffeisenbank Bogenhausen-Starnberg-Grünwald fusioniert werden soll. Also die kleinen Allgäuer Filialen mit denen im wohlhabenden München und seinem Umland. Die Reichen wollen den Ton angeben können. Klappt dann aber nicht so, das sei hier verraten, und das Gelächter in den Rängen, die die Allgäuer Fans von Maximilian Schafroth besetzen, klingt dann noch heiterer als das der anderen.

„Wer nicht mit der Zeit geht, der verschwindet.“ Das gilt nicht nur für Banken, sondern auch für die Landwirtschaft. Daher wirbelt Schafroth dann als konventioneller Bauer Andi im feuerroten Overall über die Bühne. Als moderner Landwirt ist er oft mehr mit Excel-Tabellen als mit Kühe melken beschäftigt. Wer aus Brüssel Subventionen will, der muss mehr schaffen, größer werden, mithalten können. Da kommt schon mal ein Tinnitus und über Depressionen bei Landwirten weiß man inzwischen auch mehr. Aber auch sein Gegenspieler, Biobauer Reto leidet:


„Ah. Da schau. Ein Schädling. So sagen die Konventionellen da. Schädling. Ich sag: Ein Schädling ist nur einer, der was anderes will als man selber. Es gibt keine Schädlinge, es gibt nur unterschiedlich gelagerte Interessen.“


Heimgesucht werden die beiden regelmäßig von Michi, dem Vertreter des BayWa-Konzerns. Man erinnert sich: Gegründet ursprünglich als Unterstützungsverein für die heimische Landwirtschaft, musste die inzwischen zum internationalen Konzern gewachsene BayWa Insolvenz anmelden, um dann von Banken gerettet zu werden. Das Thema zieht sich also durch das ganze Stück.

Maximilian Schafroth hat nicht nur mit seinem Co-Autor Martin Valdés-Stauber sondern auch mit der Schauspieltruppe großes Glück gehabt. Großartig Stefan Merki im Düngemittelrausch, der musikalische Elias Krischke singend lasziv auf dem Riesenkürbis des Biobauern liegend, Martin Weigl als treibender, aber auch getriebener BayWa-Vertreter:


„Unglaublich, die Sesselfurzer in Brüssel sind eingeknickt. Ich könnt die Welt umarmen! Saat und Dünger genetisch aufeinander abgestimmt, wenn einer das eine kauft, muss er das andere auch kaufen. Verstehst?“


Und natürlich Traute Höss als Bankerin und aufgeputzte Gutsbesitzerin, ordinär und überkandidelt gleichzeitig. Dazwischen immer Maximilian Schafroth, den man nur bewundern kann, wie er über die grandiose Bühne (Ulla Willis) wirbelt und singt. Die unbändige Spielfreude überträgt sich auf das mitgerissene Publikum.

Begleitet wird der Theaterabend von bayerischer Volksmusik. Achtung, für alle: Bayerische Volksmusik, das sind nicht junge Männer in Lederhosen, die mit E-Gitarre und Synthesizer auf der Bühne die Zuschauer zum Mitstampfen und Mitsaufen auffordern. Echte bayerische Volksmusik, das sind zum Beispiel „Die Perlseer“ Die drei jungen Damen machen nicht nur wunderbare Musik mit Harfe, Geige und Klarinette, sondern singen auch sehr schön. Und werden so fein und gekonnt in die Handlung eingebaut, dass alle ihre Musikalität bewundern müssen.

Riesenapplaus und noch eine musikalische Zugabe (auch großartig: Markus Schalk an der Gitarre). Maximilian Schafroth richtig gerührt.

Der Abend Wachse oder weiche wird sicher zu einem Erfolgsstück an den Kammerspielen. Und vielleicht hat die Zuschauerschaft aus dem MVV-Gebiet (also die aus der Stadt) sich nicht nur glänzend amüsiert, sondern auch ein bisschen was von den Nöten der Landwirtschaft verstanden.



Traute Hoess (auf dem Bild hinten) in Wachse oder Weiche von Maximilian Schafroth - an den Münchner Kammerspielen | Foto (C) Julian Baumann

Isabella Schmid - 26. Oktober 2025
ID 15530
WACHSE ODER WEICHE (Münchner Kammerspiele, 25.10.2025)
Ein Abend mit Raiffeisenbank, Riesenkürbis und Allgäublues

Regie und musikalische Leitung: Maximilian Schafroth
Text: Maximilian Schafroth und Martin Valdés-Stauber
Bühne & Kostüme: Ulla Willis
Musik: Maximilian Schafroth, Markus Schalk, Die Perlseer (Michaela Brückner, Christina Maier, Susanne Wiesner) und Reiwas (Katrin Auer, Veronika Schoosleitner, Josef Steinbacher)
Lichtdesign: Jürgen Tulzer
Dramaturgie: Hannah Baumann und Anna Laner
Mit: Traute Hoess, Elias Krischke, Stefan Merki, Maximilian Schafroth und Martin Weigel
Premiere war am 25. Oktober 2025.
Weitere Termine: 31.10./ 04., 10., 21.11./ 03.12.2025// 18.01./ 14.02./ 20.03.2026


https://www.muenchner-kammerspiele.de


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