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Feuilleton


Premiere an der Komischen Oper Berlin, 25. November 2006

DIE ZAUBERFLÖTE

Dialogfassung und Inszenierung: Hans Neuenfels

Mit Elisabeth Trissenaar (als Spielleiterin) u. a.

Pose Hans Neuenfels\' auf einem Werbefoto der Komischen Oper Berlin anlässlich der neuen ZAUBERFLÖTEN-Inszenierung



Vom Trissenaar'schen Zerstörungswerk

Die Eheleute Neuenfels behaupten allen Ernstes, dass DIE ZAUBERFLÖTE eine Kinderoper sei. Die beiden Hoppseliedchen Papagenos gelten ja bis heute als das große Feigenblatt für diese Blödsinnsthese. In dem seit Jahrhunderten als Gipfelwerk des abendländischen Musiktheaters eingestuften Werk geht es jedoch nicht etwa um das Rumgehoppse eines vor sich hin plappernden Vogelfängers (was den Kindern freilich als das Einzige an dieser vielzu langen Oper immer wieder dann gefällt), sondern vor allem um Pädophilie, Rassismus, Mord und Totschlag. Und es wird entsetzlich lang und umständlich gequatscht in dieser Klassikerrevue, zwischen den Einzelnummern nämlich, und das nervt und nervt und nervt... ich gebe's zu: für mich ist jede ZAUBERFLÖTE eine Folter, jedesmal graut es mir vor den aufgesagten Texten, und ich schaue auf die Uhr und denke mir: wann ist die sprechblasige Scheiße wohl vorbei... Aber der absolute (Folter-)Hammer sollte diesen Samstagabend auf mir niedersausen, denn: Hans Neuenfels hat sich bereits ein zweites Mal als "Dichter" resp. Nach- oder Hinzudichter hier in Berlin blamiert; vor ein paar Wochen irritierten schon die hobbydichterischen Sätze seines dilettantilösen Schubert-Schumann-Stücks in der Arena. Ist es möglich?!


Bilder, die wir ganz besonders lieben! Vier von Neuenfels erwählte schöne Jünglinge (hier als die Liedertafel-Weggefährten des Franz Schubert in Hans Neuenfels\' erdachter Oper SCHUMANN, SCHUBERT UND DER SCHNEE) gefallen sich und uns bei ihrer darstellenden Arbeit - Foto (C) Ruhrtriennale


Also 12jährigen Halbwüchsigen sollten demzufolge solche "zeitgemäßen" Textpassagen zugemutet werden: "Bettnässer", "Angst vorm Geschlechtsakt", "mache ichs mir lieber selbst", "was, diese hirn- und hodenlosen Hunde", "ja, alles kopiert, vor allem dann der Schwanz", "perverse Sau", "was willst du Nigger" - um dann lediglich die markigsten der Stellen beispielgebend aus dem Stegreif zu zitier'n. Und selbst wenn hin und wieder hellstes Kinderlachen aus den Rängen glockte, ist damit noch lange nicht bewiesen, dass ein Inszenierer - und nicht irgendeiner, nein, mitnichten; Neuenfels ist ja nicht erst seit seinem unfreiwillig "weltbekannt" gewordenen IDOMENEO ein verlässlicher Garant für allgemeinste Bürgerruhe störende Geselligkeiten - richtig lag, wenn er (selbstredend nicht an die Adresse irgendwelcher Elternkinderchen gewandt) mit so viel Dümmlich-Dreistem aufzuwarten wagte wie zu diesem Anlass der Premiere seiner ZAUBERFLÖTEN-Produktion. Hat man da Töne?!

Mehr noch:

Seine Gattin - die mir schon als Clara Schumann (nochmals zu dem Schumann-Schubert-Krampf zurückzukommen) schmerzhaft auf die Eier ging - ist jetzt in dieser neuen ZAUBERFLÖTE als 'ne Spielleiterin aufgeboten. Das will gar nichts anderes besagen, als dass sie per Kommentar und Zuspiel Licht ins Dunkel dieser schwerlich nachvollziehbaren Gesamtverhandlung bringen soll. Auch stehen ihr, als Franz & Xaver ausgewiesen, zwei wie sie schauspielernde Kollegen treu zur Seite. Was sich sohin schließen ließe, war dann promp auch eingetreten, denn: Der grauenvolle Librettistentext des Schikaneder ist durch die Hinzutuungen Neuenfels' nicht etwa kürzer oder leichter abgewogen worden - nein, er ist fast doppelt länger; welch ein insgesamter Garaus!! (Diese ganze Text-Scheiße kann nachgelesen werden im Programmheft; Neuenfels ist durch den Abdruck allerdings inkonsequent und unglaubwürdiger denn je geworden, auch weil er's ja prinzipiell verbietet, dass bei seinen "fremdsprachigen" Operninszenierungen, als Beispiel nur, die deutschen Übertitel transkribierend mitlaufen; alles soll aus den puren Bildbarmachungen an sich erklärbar sein.)

Wer von den beiden Eheleuten hat nun wen am meisten vorgeführt? Darf diese Art von zwischenmenschlichem Totalversagen allen Ernstes auf ein Haus und ein Ensemble hochgerechnet sein, dass bis vor kurzem noch zum progressivsten, stetesten und ausgewogensten unter den Schwesterngleichen dieser Stadt zu zählen war?? ((Gesungen wird ja gar nicht mal so übel. Freilich hatte man in diesem Saal schon Besseres erlebt; Maria Bengtsson als verhimmlichend geflötete Pamina fällt dann allenfalls noch aus dem Rahmen; das Orchester unter Markus Poschner hinterlässt ein uneindeutig anmutendes Klanggemisch...))
Entsetzt, schockiert sitze ich da auf meinem Platz und bin zu keiner positiven Regung fähig! Nur noch kalte Wut ergreift mich, wenn ich sowas seh' und höre, und ich schleudere der Trissanaar - sie ist nämlich schuld an Allem! sie!! sie ganz allein, allein durch ihr undiplomatisches In-Szene-setzen-Lassen!!! - lauthalsig mein Buh entgegen.


Andre Sokolowski - 26. November 2006
ID 2817
www.andre-sokolowski.de


DIE ZAUBERFLÖTE
Große Oper in zwei Aufzügen von Wolfgang Amadeus Mozart
Libretto von Emanuel Schikaneder in der Dialogfassung von Hans Neuenfels

Musikalische Leitung: Markus Poschner
Inszenierung: Hans Neuenfels
Ausstattung: Reinhard von der Thannen
Besetzung: James Creswell (Sarastro), Peter Lodahl (Tamino), Maria Bengtsson (Pamina), Cornelia Götz (Königin der Nacht), Bettina Jensen, Elisabeth Starzinger und Hilke Andersen (Drei Damen) Jens Larsen (Papageno), Claire Wild (Papagena), Peter Renz (Monostatos), Christoph Späth und Carsten Sabrowski (Zwei Geharnischte), Peteris Eglitis (Sprecher), Domeni Grundel, Julian Klink und Patrick Schmiederer (Drei Knaben) sowie Elisabeth Trissanaar (Spielleiterin), Ludwig Blochberger und Alexander Heidenreich (ihre Gehilfen), Piero von Jaduczynski (großer Löwe und schwarzer Mann), Andreas und Sascha Jähnert (zwei kleinere Löwen), Carsten Wykrota ([sündhaft schöner!!] Diskuswerfer)

Chor und Orchester der Komischen Oper Berlin
(Choreinstudierung: Robert Heimann)

Premiere am 25. November 2006 an der Komischen Oper Berlin

Nächste Vorstellungen: 28. 11. / 3., 9., 15., 19., 26. 12. 2006 / 3., 6., 9, 28. 1. / 12., 18. 2. / 5. 3. 2007

Weitere Infos siehe auch: http://www.komische-oper-berlin.de





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