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nachDRUCK # 6

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Freie Szene

NNU



Szene aus der Kunstaktion DIE UMSIEDLER, frei nach dem ähnlich lautenden Bühnenstück von Heiner Müller - Foto (C) NNU


Die Abkürzung [s.o.] steht für Neuer Notwendiger Untergrund.

"Alle, die sich beim NNU melden, werden auch als Teilnehmer geführt. Im Moment sind es knapp 50 Umsiedler aller künstlerischen Sparten, und es werden täglich mehr. Der Termin des 29. Dezember ist für alle das Orientierungsdatum und der Start. Dort wird dann nach der feierlichen Schlüsselübergabe von Seiten der Leitung der 'Theaterkapelle' Friedrichshain die 1. Delegiertenkonferenz des NNU stattfinden. Alle Umsiedler der Theaterwerkstatt werden dort die wichtigsten Informationen und Eckdaten für die gesamte Müller-Werkstatt bekommen, und unmittelbar im Anschluss wird der Startschuss für die erste Arbeitsphase gegeben..."

(Das Berliner Orphtheater erhielt letztes Jahr keine staatliche Bezuschussung mehr, es musste seine Arbeit einstellen. Uwe Schmieder, einer der Gründungsväter dieser innovativen Stätte der Freien Szene, hatte die Idee zu einer folgereichen Kunstaktion; ihr Darstellungsversuch durch obiges Zitat ist nur zu ahnen...)

Und man spielte frei nach Heiner Müllers Die Umsiedlerin oder Das Leben auf dem Lande.

Über 40 Leute, überwiegend Laien, wirkten mit bei dieser Fete.

*
Also man kommt rein, und dieser Raum ist schon mal brechend voll (von diesen über 40 Leuten). Und noch mal so viele, oder mehr oder auch weniger, als Publikum. Paar hundert also insgesamt: Man kann sich einen Teller Bohnensuppe, mit und ohne Lammfleisch, holen. Und die Whiskypulle geht reihum; wer will, nimmt einen Schluck aus ihr. Ein Lied aus meinen Kindertagen ist zu hören; ich krieg Gänsehaut; es heißt schlicht-einfach-und-ergreifend "Unsre Heimat", und ich sang als Knabe, wenn der Schulchor auf Tournee in Altersheime ging, den Solopart und fühlte mich schon damals irgendwie als Star... / Per Video kann man, tonlos, Wege übers Land verfolgen; diesen Film hatte ich, ebenfalls als Kind, hunderte Mal gesehen, er gefiel mir außerordentlich; die Hauptdarstellerin war eine große Mimin, heute muss sie sich ihr Brot in so 'ner Scheiß-Arzt-Soap verdienen, doch sie tut's mit Witz und Würde... Gott sei Dank! // Die altbekannten Stimmen Ubrichts, Honeckers und Mielkes - aber auch die Stimme von Angela Merkel (Neujahrsansprache 2009; Zitat: "Den Menschen ging es 2007 besser als 2005.") sind hörbar. /// Eine DDR-Fahne könnte für 2000,00 Euro gekauft werden, und unter dem machte man's nicht . . .

Ein Fest der alten Sinne. Schönste Nostalgie. Unter der Heiner Müller'schen Prämisse freilich, dass es Utopien geben sollte oder muss. Oder wer war das gleich, der auf die Frage, ob er denn Visionen hätte, sagte, dass derjenige, welcher Visionen hat, zum Arzt müsse o. s. ä.

Alle geben sich die allergrößte Mühe: Ein paar Ausschnitte aus Müllers Text, gepaart mit Ausschnitten aus andern Texten (Schlacht; Traktor; Gedichte) - viele Subtexte auch nebenbei bzw. untermischt. Musik, Musik. Das Kollektiv ist gänzlich bei der Sache. Ein Zusammenhaltsgefühl macht sich im Nu im Kirchraum breit. Nach anderthalb Stunden ist's vorbei. Und nochmals wird gefeiert, also hinterher.

Das Heiner-Müller-Jubiläum - 80. Geburtstag dieses Toten - kann nicht adäquater begangen werden!

Über ihn ist die Geschichte mit einem Starfighter hinweggesaust. Er hat zwar alles "prophezeit", aber das hilft uns jetzt - also nachdem er tot ist - auch nicht weiter.

Utopie oder Vision?

Ach, scheiß der Kuckuck drauf!


Andre Sokolowski - 12. Januar 2009
ID 4164



DIE UMSIEDLERIN ODER DAS LEBEN AUF DEM LANDE (Neuer Notwendiger Untergrund, 11.01.2009)
Regie: Uwe Schmieder
Dramaturgie: Eckart Seilacher, Franziska Huhn
Spiel und Musik: Liv Bronner, Anete Colacioppo, Rike Eckermann, Andrzej Fikus, Angelina Geisler, Thomas Giegerich, Simon Gläsner, Antje Görner, Markus Götze, Tom Helmprecht, Gregor von Holdt, Nicole Janze, Andreas Kamp, Aurora Kellermann, Katharina Kellin, Juliane Kissner, Lászlo Klapcsik, Boris A. Knop, Franziska Naumann, Irene Oberrauch, Constanze Roséno, Lilith Rudhart, Wolf Scheidt, Gerd Schönfeld, Jörg Tatarczyk, Judith Thimm, Natascha Zimmermann
Musikalische Leitung: Markus Götze
Raumistallation/Wandzeitung: Richard Rabensaat
Produktionsleitung/Regieassistenz/Souffleuse: Natascha Zimmermann
Technik: Nils Marstaller, Micky Esch
Video-Begleitung: Thomas Meyer
Fotos: Markus Götze
Café Müller-Team: Michael Besch,Stefanie Witzlsperger



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