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theaterdiscounter Berlin, 8. Oktober 2005

Strategie No. 2 – So leben wir

Gastspiel LOFFT Leipzig

Regie Mario Keipert



Foto: (C) Jeannine Simon - (v.l.n.r.): Carsten Wilhelm, Daniel Prantl, Tine Gerstner, Corinna Schubert.


Die freie Theaterszene hat ein Klischee hervorgebracht: Das "Projekt". Inhaltlich am Zeitgeist orientiert, eine Collage aus politischen, soziologischen und weitaus banaleren Texten wird mit jeder Menge lauter Popmusik verbunden. Meist sind die Bühnen kahl, man hat eben kein Geld, aber ein bisschen Video muss schon sein. Und dann sind da ungefähr vier junge Menschen in scheußlichen Kostümen und ein Mikrofon. Theaterillusion wird mutwillig gebrochen oder ganz vermieden, klassische "Figuren" oder "Szenen" sind ein no-go. Als wolle man diesem Klischee gerecht werden, kommt "Strategie No. 2 So leben wir" aus Leipzig nach Berlin zu Besuch.
Vier Darsteller, drei Stühle, ein Mikrofon, Video (völlig überflüssig) und jede Menge laute Musik. Dazu These um These zu Themen wie Ich AG, Arbeitslosigkeit und Karrieredruck, Präsentation des Individuums in der Gesellschaft. Die Thesen, von Wittgenstein über Marx und Engels bis Heiner Müller, sind zum Teil von berückender Naivität, immer aber politisch korrekt. Diskutiert werden diese Thesen nicht, weder auf einer intellektuellen, noch auf einer theatralen Ebene. Wo Figuren behauptet werden, Szenen gar, folgt der Bruch, bevor es etwas zu brechen gibt. Wenn die angedeuteten Schicksale auch nicht rühren mögen, gelingt den Darstellern immerhin die eine oder andere szenische Pointe. So bleibt aber am Ende nur eine assoziative bis willkürliche Aneinanderreihung von Momenten. Und Willkür ist das Gegenteil von Kunst – auch von (Regie)Handwerk.
Ist das möglicherweise alles gewollt? Ist das ein Ausdruck von "So leben wir" heute? Schokoriegel mampfend, hektisch, zerfasert, bruchstückhaft, von Pop-Songs garniert, aber ohne größere Zusammenhänge oder einer Idee von einem anderen Leben, von Sinn gebenden Alternativen? Und selbst, wenn es so wäre, ist dann die reine Abbildung auf der Bühne nicht zu wenig für spannendes, neues, experimentelles Theater?
Immerhin, die Zuschauer bedankten sich mit andauerndem Applaus. Sie mögen ihre Lebenswelt oder ihre gesellschaftspolitischen Einstellungen in den 90 Minuten Spielzeit vielleicht wieder gefunden haben. Der Autor dieser Zeilen fühlte sich 10-15 Jahre in die Theatervergangenheit versetzt. In eine Zeit, als ein neues Klischee des freien Theaters etabliert wurde: Das "Projekt".


Sven Lange - red. / 8. Oktober 2005
ID 00000002056
Strategie No. 2 – So leben wir

Regie Mario Keipert
Mit Tine Gerstner, Corinna Schubert, Daniel Prantl und Carsten Wilhelm

Weitere Infos siehe auch: http://www.theaterdiscounter.de






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