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nachDRUCK # 6

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Feuilleton


24. Januar 2007, Haus der Berliner Festspiele

ROUGH CUT
Ein Stück von Pina Bausch

und
28. Januar 2007, Staatsballett Berlin

MALAKHOV & FRIENDS



Steineblühn

Bei Globetrotter's wird gefeiert. Die Belegschaft kommt vor einer Kletterwand, die so ein weißfelsiges Bergmassiv markiert, zusammen. Es steht 9:8 von den Geschlechtern her, die Frauen haben sich in buntes schwereloses Abendkleid getüllt, die Männer schlacksen vor sich hin im schwarzen Einreiher - am Anfang sieht man zwei von ihnen, ihre Hände in den Hosentaschen, unbeschwert und lustig pfeifend, ihre zärtlich ausgestoßnen Pfiffe ping-pong-artig an- und zueinander echolotend, sich mit ihnen auf das Kleinjunghafteste "bewerfend", schließlich küsst der Eine jenem Andern seinen Dedizierpfiff, der vielleicht nur ihm allein gegolten haben sollte, wieder weg: ein spitzmäuliger Zungenkuss, geschehen und geschehen lassend - - bis Piquedame, herzurauschend, an wessen Seite von den beiden dann auch immer (ist ja völlig gleich) sie sich herab- oder herniederlässt, mit offnem Haar pariert... / "Hm, Seide?"fragt die Nächste, und sie zieht den Dritten von den acht an der Krawatte zu sich ran. / Zwei Weitere lassen die Mokkatassen, die sie zitternd an den Henkeln halten, auf die Untertassen schirren. Das macht Eindruck auf die Frau in Rot, die eine Peitsche hinterm Po verborgen hält, der Mann vor ihr ist auf sein Rollenspiel als ein zu bändigendes Tierchen der Dompteuse längst gefasst. / Eine hat sich 'nen Gürtel aus Papierblumen gebunden, hält ein Feuerzeug und zündet nacheinander alle Blumen an. / Einer versucht den Berg hinaufzuklettern. / Stühle fliegen gegenseitig zu, man fängt sie auf, man stellt sie ab. / Eine in Grün, sie fällt im Nachhinein dann immer mehr als die Vereinzelteste von den Frauen auf, hat sich am eignen Haarschopf haltend wie von selbst vorbeibewegt. / Die Hellste und die Weißeste beginnt eine Verfolgungsjagd - das treibt sie auch nach weiteren zwei Stunden Spiel - - sie wird verfolgt, sie will es so - - - das Tempo steigert sich. / Das Tellerfangenspiel. / Chinasalatblätter dienen als Zudecke für einen zu beerdigenden Mann. / Und Frauen schrubben Männern ihre Rücken. / Er zu ihr: "Du bist so wunderschön, ja, deine Arme, deine Hände, deine Finger, alles ist so wunderwunderschön." - Sie: "Kannst du das noch einmal sagen?" - Er: "Du bist so wunderschön, ja, deine Augen, deine Nase und dein Mund, alles ist wunderwunderschön." - Sie: "Kannst du das noch einmal sagen?" usf. / Der Berg fängt an zu blühen! Eine bunte Sommerwiese nimmt ein Pärchen in sich auf. / Daphnis hat einen Albtraum: einen Teig "mit ohne Hefe" dauerlich zu kneten. / Feuerwerke spritzen aus dem Berg. / Menschen auf Rolltreppen. / Die Männer spielen mit den Frauenkleidern Stierhörner ins rote Tuch. / Die Frau in Grün lässt sich die Haare striegeln. / Laufen, laufen, Lust und Lüste . . .

Pina Bausch war da.

Ein Mann durchmisst mit blanker Brust - es fällt kein Wort, es klingt kein Ton - von hinten her den Raum. Die Knospen stoßen ihm ans offene Trikot, sein Herzschlag teilt sich jedem pochend mit, er schaut nach vorn mit großen Babyaugen, was er sieht scheint ihm allein versonnen, es ist völlig dunkel um ihn, und Berührungen erfolgen blind. Ein Reigen wird gestellt: 4 Frauen sowie er, die Weggefährtinnen mit ihrem Weggefährten: 5. (Carola Höhn, die links in Augenhöhe steht, beginnt zu singen.)
Kehrt zu ihm die Zeit des Frühlings, des Septembers in Gestalt der ersten beiden Frauen sinnbildlich zurück, ist es das Schlafengehen, das Zubettebringen, das er sich jetzt mit der dritten Frau herzuersinnt: Sie legt ihn, bettet ihn, sie gibt ihm
einen Gutenachtkuss, er entschläft... erwacht: Die Vierte balanciert ihn, weiß um seinen letzten Tagtraum, nimmt ihn also bei der Hand... sie heißt ihn nochmals aufzustehen, ihre Haut umfängt ihn kalt, er kann sich ihrem süßen Mörderatem nicht entziehen, ist bereitwillig wie'n Kind, mit ihr will er für alle Mal zueins geraten sein.
Vladimir Malakhov erzählte uns vom Sterben.


Andre Sokolowski - red / 30. Januar 2007
ID 2954
www.andre-sokolowski.de



ROUGH CUT
Ein Stück von Pina Bausch

Inszenierung und Choreografie: Pina Bausch
Bühne und Videos: Peter Pabst
Kostüme: Marion Cito
Mit: Regine Advento, Ruth Amarante, Rainer Behr, Andrey Berezin, Silvia Farias, Ditta Miranda Jasjfi, Na Young Kim, Daphnis Kokkinos, Melanie Maurin, Thusnelda Mercy, Pascal Merighi, Cristiana Morganti, Franko Schmidt, Michael Strecker, Fernando Suels Mendoza, Kenji Takagi und Anna Wehsarg
Eine Produktion des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch
Gastspiel vom 24. bis 28. Januar 2007 im Haus der Berliner Festspiele
(spielzeiteuropa)

Weitere Infos unter http://www.berliner-festspiele.de




SERAIT-CE LA MORT?
Choreografie von Maurice Béjart
(Musik von Richard Strauss: "Vier letzte Lieder")

Einstudierung der Originalchoreografie von Maurice Béjart (1970): Maina Gielgud
Mit: Vladimir Malakhov, Beatrice Knop, Shoko Nakamura und Polina Semionova.
Gesangssolistin: Carola Höhn (Sopran)
Orchester der Deutschen Oper Berlin
Dirigent: André Presser
(Im Rahmen der diesjährigen Gala MALAKHOV & FRIENDS mit Vladimir Malakhov, Gastsolisten sowie Ensemblemitgliedern des Staatsballetts Berlin)
Premiere am 28. Januar 2007 in der Deutschen Oper Berlin
Nächste Aufführungen: 30. 1. sowie 2./4. 2. und 22./25./29./31. 3. 2007

Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsballett-berlin.de





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