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Rosinenpicken (167)

Hundstage




Die niederländische Autorin, Choreografin und Regisseurin Alize Zandwijk, die mit ihrer Truppe RO Theater Rotterdam und ihrem Tanzstück Hondsdagen zwei Tage in den Kammerspielen des DT gastierte, war auch eine der drei PodiumsteilnehmerInnen einer Diskussion zum Thema "Holland in Not" - hier wird es freilich auch um den Besorgnis erregenden gesellschaftspolitischen Rechtsruck unseres Nachbarlandes gegangen sein; aber "nicht nur" das personelle Stichwort Wilders wird hierfür verantwortlich gemacht sein können: Alles Rechtsruckige kommt im Allgemeinen immer aus der Richtung Hirne, und die (rechten) Populisten sind dann meistens "nur" die Anpeitscher und Ausnutzer einer sich in der allgemeinen Menschenverachtung suhlenden gesellschaftlichen Denke. Schuld an den sozialen Schieflagen und Missständen einer Gesellschaft wären - es war immer so - die sogenannten Minderheiten, die im Lande nichts/nichts mehr zu suchen hätten; Ausgrenzung und Abschiebung sind daher und zunächst als (rechte) Konsequenz thematisiert; aber das reichte Denen garantiert noch lange nicht... Wir Deutsche wissen, wohin sowas führte!

Es ist selbstverständlich auch ein allgemein gesellschaftliches Phänomen, was uns die Hundstage mittels des gleichnamigen und beängstigenden als wie aufwühlenden Zandwijk-Stücks vermitteln wollten: diese inflationär gewordene Gleichgültigkeit des in kapitalistischen Systemen beheimateten "westlichen" sprich abendländischen Menschenexemplars sich selber sprich seinem Mitmenschen gegenüber. Hinterfragt werden Vokabeln wie Mitmenschlichkeit & Nächstenliebe.

Hundstage bezeichnen die heißesten Tage eines Jahres. Meistens sind sie für die Menschen derart unerträglich, dass so eine Art von Ausnahmezustand existiert. Man wird durch allzu große Hitze anders als man sonst ist: abgeschlafft zum Einen - angespannt und aggressiv zum Anderen; es scheint wohl einzig und allein vom Körper auszugehen...

Zandwijk lässt die neun Protagonisten als Insassen, Pfleger und Besucher eines Pflegeheims agieren. Ein geschlossener und gleichsam offner Raum (Bühne von Thomas Rupert); und ein Riesenberg von ungewaschner weißer Wäsche weist auf ein Unsauber- oder Unsaubergewordensein einer sich sauber und gar fürsorglich begreifenden Gesellschaftsordnung hin. Es gibt dann jeweilige Paar-Beziehungen und Paar-Geschichten. Zwischen diesen jeweiligen Grund-Polen spielen sich dann auch Leidenschaften oder Rudimente dieser Leidenschaften ab. Alles in hundstägiger Hitze, wie gesagt.

Der Schlüssel der Geschichte(n): Beppe Costa, der geniale schauspielernde Musiker des kurzweiligen Abends, legt sich zweimal bauchlings auf ein Plastik-Laken und wird von der "Pflegerin" mit einer Riesenwindel abgedeckt - kurz später hebt sie sie, die mittlerweile voll durchkotet ist, empor und säubert Bebbe Costa nach und nach... Ein solcher freizügiger Inbegriff von Nächstenliebe und Mitmenschlichkeit (s. o.) ist in seiner ungeschminkten Optik nicht leicht aushaltbar; ein paar Besucher stahlen sich dann auch davon.

Wir waren/sind begeistert von den Hondsdagen sowie dem RO Theater Rotterdam!!



HONDSDAGEN / HUNDSTAGE von Alize Zandwijk als Gastspiel des RO Theater Rotterdam im Deutschen Theater Berlin - Foto (C) Leo van Velzen

Andre Sokolowski - 24. März 2012
ID 5821
HODSDAGEN / HUNDSTAGE (Deutsches Theater Berlin, 23.03.2012)
Regie: Alize Zandwijk
Bühne: Thomas Rupert
Kostüme: Inge Büscher
Komposition und musikalische Leitung: Beppe Costa (Finding Andrew en Woordenloos door Maartje Teussink)
Musiker: Beppe Costa und Maartje Teussink
Dramaturgie: Hildegard De Vuyst
Besetzung:
Angelina Deck, Goele Derick, Yahya Gaier, Charlotte Goesaert, Gijs Naber, Hannah van Lunteren und Bart Slegers
Gastspiel des RO Theater Rotterdam am 22. und 23. März 2012
http://www.rotheater.nl


Weitere Infos siehe auch: http://www.deutschestheater.de


http://www.andre-sokolowski.de



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