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17. Januar 2014 - Sophiensaele Berlin

RECHTSRADIKAL

von Christoph Winkler


Christoph Winklers RechtsRadikal in den Sophiensaelen Berlin - Foto (C) Heiko Marquardt



"Jeder fünfte Neonazi ist heute weiblich, jede zehnte rechtsradikale Straftat geht auf das Konto einer Frau. Sie besetzen Schlüsselstellen in allen Bereichen und scheuen auch vor Gewalt nicht zurück", klärt uns der einführende Text zu Christoph Winklers Tanz-Performance RechtsRadikal auf. Ferner heißt es da, dass das Stück erforschen würde, "warum immer mehr Frauen in rechtsradikalen Bewegungen aktiv sind. Lange wurden sie nur als Anhängsel der Männer betrachtet" - und:

"Gerade junge Frauen in den freien Kameradschaften mischen sich aktiv in die Straßenkrawalle rund um Neonazidemonstrationen ein. Doch trotz ihrer gewachsenen Bedeutung für die rechtsradikale Bewegung sind sie nach wie vor mit einer Ideologie konfrontiert, die nicht nur alles Andersartige bekämpft, sondern auch auf einem extrem biologistischen Rollenverständnis basiert."

Ja und das lassen wir jetzt einfach mal so stehen und beschreiben kurz, was wir in den knapp 80 Minuten Spieldauer im Hochzeitssaal der Berliner Sophiensaele zu sehen kriegten...

Zunächst tritt eine der vier jungen Frauen (Namen s.u.) auf den Plan, und wir sind drauf und dran, in ihren Gesten und Bewegungen so eine Art Persönlichkeitsentwicklung - ganz konkret an einem Beispiel vorgeführt - erkannt zu haben. Als sie mit dem Rücken zu uns steht, vermeinen wir mit einemmal, dass sie vor sich ein Fenster justament zum Öffnen bringt; ja und von draußen strömen so die dumpfbackenen Demo-Chöre einer rein akustisch eingespielten Neonazi-Ansammlung zu ihr und uns herüber. Irgend etwas regt sich im Gemüt der jungen Frau. Man ahnt also, dass das der Punkt jetzt hätte sein können, wo der Gesinnungswandel (und von wo zu wen/wohin dann eigentlich??) stattfindet - oder hatte diese junge Frau gar zwischenzeitlich irgend etwas "Negatives", also ganz privat für sich, erlebt gehabt, dass sie sich urplötzlicher Weise rechtslastigen Ablenkungen hingibt? Nichts erfuhren und erfahren wir hierüber.

Schließlich tun sich jene anderen drei jungen Frauen mit hinzugesellen; Zeitsprünge sind zu bemerken - zwischen den Beteiligten gab/gibt es echte "zwischenmenschliche Beziehungen". Bis wieder so ein (kollektiver?) Punkt erreicht ist, wo es dann (privat!) zu irgendwelchen wie auch immer motivierten und verschuldeten Zerwürfnissen zwischen der Einen und der Andern kommen sollte; ja und justament ist dann derselbe auslösende Punkt - jetzt allerdings in Gruppe(n) ausgedrückt - erreicht, der diesen Umschlag vom Privaten ins Gesinnige bewirkt o.s.ä.

Auf dem Riesenmonitor im Hintergrund werden wir nachgerader Augenzeuge eines Naziaufmarsches im nächtlichen Stolpen, unterm Motto: "Werde unsterblich". Alle Demonstranten tragen weiße Masken, und mit Fackeln in den Händen zieh'n sie durch die kleine Stadt...

Dann hören wir die Stimme Holger Apfels (damals NPD-Vorsitzender), die sich in zynischer Manier über ein einzubringendes Partei-Verbotsverfahren süffisant mokiert...

Und lauschen einem Nazi-Song, in dem es um "zwei Herzen", die fürs deutsche Vaterland entbrennen oder schlagen und worin es auch dann um ein "deutsches Kind" geht usw. usf.

Am Schluss macht sich Tänzerin Claire Vivianne Sobottke ziemlich angestrengt mit ziemlich urig aus sich raus geholten Lauten Luft.




Christoph Winklers RechtsRadikal in den Sophiensaelen Berlin - Foto (C) Heiko Marquardt



Bewertung:    


a. so. - 18. Januar 2014
ID 7525
RECHTSRADIKAL (Hochzeitssaal, 17.01.2014)
Konzept: Christoph Winkler
Von und mit: Emma Daniel, Shiran Eliaserov, Katarzyna Sitarz und Claire Vivianne Sobottke
Kostüme: Lisa Kentner
Technik: André Schulz
Produktionsdramaturgie: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro
Premiere war am 2. Mai 2013
Weiterer Termin: 18. 1. 2014
Eine Produktion von Christoph Winkler und ehrliche arbeit – freies Kulturbüro. In Koproduktion mit Lofft - Das Theater, Leipzig. In Zusammenarbeit mit der Heinrich-Böll-Stiftung und SOPHIENSÆLE


Weitere Infos siehe auch: http://www.sophiensaele.com


http://www.andre-sokolowski.de



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