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30. August 2013 - Premiere am Deutschen Theater Berlin

HIERON. VOLLKOMMENE WELT (UA)

von Mario Salazar


Das ist Mario Salazar, der Uraufführungs-Autor von Hieron. Vollkommene Welt - Foto (C) Muriel Liebmann | Bildquelle http://www.kiepenheuer-medien.de



Ein bisschen gemahnte das gestern Abend am Deutschen Theater Berlin [ergänzt mit Schillers Demetrius] zur Uraufführung gebrachte Mario Salazar-Stück Hieron. Vollkommene Welt an die düstere Endzeitvision Orwells von 1984. Aber auch der Anfang und der Schluss von David Leans Filmepos frei nach Pasternaks Doktor Schiwago, wo uns "Lara" Julie Christie als so eine Staudammarbeitsbiene unter Tausenden in einem Grau in Grau des industriell-aufstrebenden Sowjetstaats erschienen war, kamen uns flugs als Assoziationen in den Sinn...

Was wollte uns der Jungdichter (geb. 1980) nun mit seiner eigenwillig-kurz geschlossenen Allerweltsfantasie zum Denken und zum Fühlen reichen; erst mal taten wir uns - unvoreingenommen - durch den von ihm annotierten Beipackzettel zu dem Stück vorinformieren:

"Xenophon (425-355 v. Chr.) lässt Simonides und Hieron in seinem Werk 'Hieron. Gespräch über die Tyrannis' die Frage nach der richtigen Herrschaft erörtern. Wie auch später in Senecas Empfehlung an Nero 'De Clementia', geht es um die Ziehkräfte zwischen Herrschaft und Gesellschaft. In 'Hieron - Vollkommene Welt' wird die Frage nach Herrschaft und Gesellschaft in die Zukunft verlegt. [...]"
(Quelle: kiepenheuer-medien.de)

Doch eigentlich - wie wir dann in der einen Stunde Spieldauer erfuhren - ist das Alles von dem Autor schlicht und klar und einfach formuliert; und man kriegt also, was bei Stücken resp. ihres Nachvollzugs dann wohl nicht immer derart schlicht und klar und einfach rezipierbar ist, die Handlung schlicht und klar und einfach mit:

Melancholischer Weltenherrscher (Felix Goeser) hat sich so ein Weltenherrschaftsreich erdacht/errichtet, wo tagein, tagaus, von früh bis spät - außer am Heiligabend - nur gearbeitet, aber, bei Androhung von Todesstrafe, nicht gesprochen wird; außer halt einmal jährlich heiligabends, und dann dürfen halt die Kinder ihre Eltern aufsuchen, ja und es finden solcher Art "Familienfeiern" statt, wie wir sie auch bei uns, seit Jahr und Tag, zu Heiligabend kennen... Die Familientochter Magda (Olivia Gräser) gibt nun Kund, dass sie am Ersten des kommenden Monats, weil für sie ab da dann keine Arbeit mehr vorhanden wäre, hingerichtet werden soll; Familienmutter Katrin (Judith Hoffmann) nimmt die Mitteilung gelassen auf à la 'Was soll ich dazu sagen' oder so, sie scheint die Angepassteste in Salazars Modellsystem zu sein. Ja und vergleicht man sie mit ihrem Stück-Gatten/Familienvater Alexander (Michael Goldberg), so muss, was seinen Fall betrifft, ein fast schon revolutionäres oder doch nur aufmüpfiges Opponentendasein registriert werden; er hat nämlich andauernd an der Gattin irgend etwas auszusetzen. Der Familiensohn mit Namen Yuri (Elias Arens) spricht dann sowieso kein Wort; wahrscheinlich Folgen eines paranoiden Eingeschüchtert- oder auch bloß Ratlosseins. / Hieron durchstreift dann, auf zwei Stahlkrücken gestützt, die herrschaftlichen Auen und bringt sich zum Schluss des Stückes um; wir lesen da: "Am nächsten Tag / Werdet ihr / Arbeiten / Immerzu" (= letzte Stückverse des Autors).

Darauf - insgesamt gemeint - muss Jemand erst mal kommen.


* * *


Stephan Kimmig hatte stimmig inszeniert und - schlicht und klar und einfach wie der vorliegende Stücktext.

Katja Haß hatte ihr Bühnenbild mit der sich drehenden Teil-Zimmer-Wand in meistens Schwarz gestellt; auch wurden zwischendurch - sobald die merkwürdigen Dauerarbeitsphasen eine Stilisierung finden sollten - rote Video- und Leuchtmotive großformatig eingestreut (das hätte gut zu einer Rheingold-Inszenierung [Alberichs Arbeitswelt] gepasst).

Leise Zitate von Maria Callas oder etwas Jahreszeiten von Vivaldi ließen uns zu der Vermutung kommen, dass es sich bei jenem Hieron doch tatsächlich wohl um einen (wahnsinnig geword'nen) Melancholiker gehandelt haben könnte - - ob der Kimmig das dann ähnlich sah?



Das ist Felix Goeser [hier als der Demetrius], der dann gleichsam auch den Hieron im DT Berlin verkörperte - Foto (C) Arno Declair


Bewertung:    

Andre Sokolowski - 31. August 2013
ID 7099
HIERON. VOLLKOMMENE WELT (Deutsches Theater Berlin, 30.08.2013)
Regie: Stephan Kimmig
Bühne: Katja Haß
Kostüme: Anja Rabes
Musik: Michael Verhovec
Video: Peer Engelbracht und Christopher Lensing
Dramaturgie: Juliane Koepp
Besetzung:
Hieron, Der Allmächtige ... Felix Goeser
Simonides, Berater des Allmächtigen ... Ole Lagerpusch
Katrin, Arbeiterin / Alex' Ehefrau ... Judith Hoffmann
Alexander, Arbeiter / Katrins Ehemann ... Michael Goldberg
Magda, Arbeiuterin / Tochter ... Olivia Gräser
Yuri, Arbeiter / Sohn ... Elias Arens
Uraufführung war am 30. August 2013
Weitere Termine [mit Demetrius]: 31. 8. / 2., 13., + 23. 9. 2013
Hieron. Vollkommene Welt wurde zusammnen mit Schillers Demetrius produziert und zur Aufführung gebracht.


Weitere Infos siehe auch: http://www.deutschestheater.de


http://www.andre-sokolowski.de



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