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nachDRUCK # 6

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Rosinenpicken (202)

GLAUBE LIEBE

HOFFNUNG

Regie: Christoph Marthaler


Bettina Stucky als Irene Prantl in Horváths Glaube Liebe Hoffnung, inszeniert von Christoph Marthaler - Foto (C) Walter Mair


Die bunten Abende von Christoph Marthaler (und seiner kongenialen Bühnenarchitektin Anna Viebrock) haben eine, vom Gefühl her, lebensverlängerische Dimension. Alles bewegt sich hier wie unter Zeitlupe. Und weil der Zuschauer als wie der Zuhörer - aufgrund der dahingehend ausstrahlenden absoluten Ruhe - halt die ausreichendste Zeit zum Nachdenken bekommt, erscheint ihm alles Das dann irgendwie doch weit-weit auseinanderfließend und mitunter sogar auf der Stelle (tot) tretender Weise langsam oder so...

Jetzt machte die Familie mit dem Horváth-Stück bzw. der vermarthalerten (musikalischen) Bearbeitung des Horváth-Stückes Glaube Liebe Hoffnung ihre vorletzte Station am Rosa-Luxemburg-Platz; vorher gab es schon - mit jenem überlang gemachten Schauspieler-und-Musikanten-Akt (4 Stunden Dauer) - in den Städten Wien und Zürich und Paris Premieren. Ein Tourneespektakel also, das im kleinen Luxemburg (November nächsten Jahrs) ein vorläufiges Endziel haben soll.

Es geht um die (verdoppelte) Elisabeth (Olivia Grigolli & Sasha Rau), die eine Wiener Arbeitslose aus den frühen 40ern ist und sich ganz am Schluss das Leben nimmt, weil alles allgemeine wie besondere Bemühen von ihr (= Glaube, Liebe, Hoffnung) wenig oder überhaupt nichts nutzte und sie also arbeits- und erwerbslos blieb bzw. hätte bleiben müssen - gar kein gutes Beispiel also für die unter 3 Millionen von der Bundesagentur für Arbeit registrierten Arbeitssuchenden des Nachbarlandes BRD.

Der Ungar-Österreicher Horváth hatte sein Sozialdrama zu seiner Zeit mit einem Lukas Kristl, der ein sog. Gerichtssaalberichterstatter war, gefertigt; Horváth meinte damals: "Kristls Absicht war, ein Stück gegen die bürokratisch-verantwortungslose Anwendung kleiner Paragraphen zu schreiben - aber natürlich in der Erkenntnis, daß es kleine Paragraphen immer geben wird, weil es sie in jeder wie auch immer gearteten sozialen Gemeinschaft geben muß. Zu guter Letzt war also Kristls Absicht die Hoffnung, daß man jene kleinen Paragraphen vielleicht (verzeihen Sie bitte das harte Wort!) humaner anwenden könnte. Und dies war auch meine Absicht" usf.

So umständlich-schön wie oben gehen dann auch alle physischen als wie akustischen "Bewegungen" mit der sie ausführenden Marthalerfamilie regelrecht einher; als Gast in ihr konnten sich beispielsweise Fassbinder-Legende Irm Hermann (als Frau Amtsgerichtsrat) und Volksbühnen-Urgestein Ulrich Voß (als der Baron mit dem Trauerflor) allerbestens integrieren.

Bettina Stucky, Ueli Jäggi, Josef Ostendorf oder der hochgenial Klavier spielende als wie ebenfalls so hochgenial mimende Clemens Sienknecht vertraten in der altbewährten Art und Weise die insiderische Grundfraktion des Marthaler'schen Family-/Gesangsvereins.

Hektischer Jubel, kräftigende Zustimmung für Alle (auch die Ungenanntgebliebenen).




Die Marthalersche Utopie vom Paradies Arkadien als Gesangsverein in Horváths Glaube Liebe Hoffnung - Foto (C) Walter Mair

Andre Sokolowski - 28. September 2012
ID 6244
GLAUBE LIEBE HOFFNUNG (Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, 27.09.2012)
Regie: Christoph Marthaler
Bühne: Anna Viebrock
Kostüme: Sarah Schittek
Licht: Phoenix (Andreas Hofer) und Johannes Zotz
Musik: Clemens Sienknecht, Christoph Marthaler und Martin Schütz
Sounddesign / Realisierung Lautsprecherorchester: Klaus Dobbrick
Regie-Mitarbeit: Gerhard Alt
Dramaturgie: Malte Ubenauf und Stefanie Carp
Mit: Olivia Grigolli (Elisabeth), Sasha Rau (Elisabeth), Ueli Jäggi (Ein Schupo / Alfons Klostermeyer), Jean-Pierre Cornu (Präparator), Ulrich Voß (Der Baron mit dem Trauerflor), Bettina Stucky (Irene Prantl), Irm Hermann (Frau Amtsgerichtsrat), Josef Ostendorf (Der Herr Amtsgerichtsrat / Oberpräparator / Der Oberinspektor), Thomas Wodianka (Mann auf der Leiter / Joachim, der tollkühne Lebensretter / Ein Invalider / Tierkoordinator / Ein zweiter Schupo), Clemens Sienknecht (Pianist / Vorstand), Sophia Maria Keßen, Elisabeth Werdermann und Sophie Zeuschner
Berliner Premiere war am 27. September 2012
Weitere Termine: 28., 29. 9. / 16., 21., 28. 10. 2012
Eine Koproduktion mit den Wiener Festwochen, dem Schauspielhaus Zürich, dem Théâtre National de l'Odéon, Paris und den Théâtres de la Ville de Luxembourg

Weitere Infos siehe auch: http://www.volksbuehne-berlin.de


http://www.andre-sokolowski.de



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