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Rosinenpicken (199)

14. September 2012, Theater im Bauturm (Köln)

NATHAN DER WEISE



Charles Ripley und Makke Schneider in der finalen Verbrüderungsszene zwischen Nathan und dem jungen Tempelherrn - Foto (C) Christoph Herkenrath


"Mit seinem Nathan reagierte Lessing 1778 auf die religiöse Orthodoxie und Intoleranz seiner Zeit. Ort der Handlung ist Jerusalem während der Kreuzzüge – eine Stadt, in der Christentum, Islam und Judentum direkt aufeinandertreffen. Im Mittelpunkt des Stücks, in dem es um eine moral- und geschichtsphilosophische Botschaft, um die Aufforderung zu Toleranz und Humanität geht, steht die berühmte Ringparabel, die der reiche jüdische Kaufmann Nathan erzählt: Sie soll die hintergründige Frage des Sultans Saladin beantworten, welche der drei Religionen die wahre sei. Nathans Antwort ist die Forderung nach einem gleichberechtigten Nebeneinander aller Religionen.

2012 stellt sich die Frage nach einem gleichberechtigten und gewaltfreien Nebeneinander der Religionen immer noch – und ein Miteinander mit Friedensabsicht scheint eine naive Sehnsucht zu sein. Vergleichbar mit dem aufklärerisch revolutionären Denkansatz Lessings? Wie sehr sind die Religionen der Trennungsgrund und wie sehr werden sie benutzt um andere, politische und wirtschaftliche Ziele zu verfolgen?

Neben inhaltlichen Provokationen forderte Lessing seine Zeitgenossen auch über die Formulierung und Umsetzung einer zeitgenössischen Dramaturgie heraus – Anlass genug diese anhand des Nathans für heute spielerisch zu überprüfen."


(Quelle: Theater im Bauturm)

* * *


Catharina Fillers (Inszenierung) meinte also vollkommen zurecht, dass Lessings Nathan der Weise eigentlich DAS Stück zur Zeit ist! Nicht nur religiöserseits macht unsere von (religiösen) Kriegen und Anschlägen durchpeinigte Welt einen mehr oder weniger unkompatibelen Eindruck; nichts scheint also - außer geschichtlich ("historisch überliefert") - eine mehr oder weniger (private) Übereinkunft der drei monotheistischen Weltreligionen zuzulassen. Juden/Christen/Moslems - wo (fragt sich der menschliebende Atheist) steckt das Problem? Und warum fliegen uns dann also heutzutage Menschenknochen nur so um die Ohren??

Lessings Stück vermag dem eigentlichen "Grundproblem", das gänzlich außerreligiös ist, selbstverständlich überhaupt nicht zu begegnen. Dass es eine einzige soziale Komponente gibt, die für den Sprengstoff (s. o.) hauptverantwortlich gemacht sein müsste, driftet schon in die verhältnismäßigen Belange einer irgendwie zu definierenden oder womöglich zu begreifenden Klassengesellschaft, die es nun mal weltweit gibt: Die meisten Armen werden also von verschwindend-wenig Reichen ausgebeutet, drangsaliert und unterdrückt - das Recht auf Bildung bleibt natürlich dabei auf der Strecke; und von Humanität und Toleranz hätten dann auch die Meisten der Meisten irgendwie noch nie etwas gehört; und Lessings Werk kannte und kennt (dort) sowieso kein Schwein...

Evelyn Tzortzakis, Lara Pietjou, Charles Ripley, Makke Schneider sind die gut gelaunten Spieler - anfangs machen sie sich auf das Kumpeligste mit dem Publikum gemein; ihm tun sie beispielsweise ihre generellen Vorbehalte oder "Sorgen", die sie mit dem Lessing allgemein und seinem Stück besonders haben, eingestehen. Dass es halt dann auch ein heutzutage kaum noch nachvollzieh- oder bezwingbarer Theater-Brocken wäre oder so. Und Blankvers hin und fünfaktiger Aufbau her; schon in der Schule machte man (heute gewiss nicht anders als vor Jahren und Jahrzehnten) einen Riesenbogen um den dicken Schinken. Zu viel Text, zu viele Handlungen, zu viel Gesülze...

Erst am Schluss des gottlob auf "nur" 90 min verkürzten Schauspielabends gibt es dann die "Auflösung" einer in ihrer Großverfitzung bis da unentwirrbar gewesenen Familien-Geschichte; und die Schauspieler entblößen eine Banderole, die sie ringsum eingeschlossen hatte, worauf sinngemäß dann stand 'der Vorhang zu' o. s. ä.

Kurzweil. Hat uns also gut gefallen!!




Evelyn Tzortzakis und Lara Pietjou sind auch noch Teil des Darsteller-Quartetts der etwas reduzierten Spielfassung von Nathan der Weise im Kölner Theater im Bauturm - Foto (C) Christoph Herkenrath


Andre Sokolowski - 15. September 2012
ID 00000006212
NATHAN DER WEISE (Theater im Bauturm, 14.09.2012)
Inszenierung/Spielfassung: Catharina Fillers
Ausstattung: Cordula Körber
Dramaturgie: Kerstin Ortmeier
Regieassistenz und dramaturgische Mitarbeit: Sarah Wagner
Mit: Lara Pietjou, Charles Ripley, Makke Schneider und Evelyn Tzortzakis
Premiere war am 13. September 2012
Weitere Termine: 15., 16., 19. - 22. 9. / 3. - 6., 17. - 20., 26. - 29. 10. 2012
Eine Koproduktion der GbR „Nathan der Weise“ und Theater im Bauturm


Weitere Infos siehe auch: http://www.theater-im-bauturm.de





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