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nachDRUCK # 6

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Doppel-Besprechung

(Berliner) Babies im Bauch

RIGOLETTO (an der KOB) / DIE FRAU OHNE SCHATTEN (an der DOB)

Zwei furchtbar anstrengende Opernaufführungen liegen hinter mir, ich hatte also nicht nur nach der ersten Bauchschmerzen; und als ich (also nach der ersten) diese Bauchschmerzen - eine Verstimmung, weiter nichts - in mir empfand, schloss ich sofort, wie im Reflex, auf Schmerzen (also nicht nur Bauchschmerzen), die Mädchen oder Frauen so oder so ähnlich dann "empfinden"... wenn sie ihre Tage haben oder wenn sie schwanger sind oder was weiß denn ich; Arsch Mann, der sich mit Mädchen oder Frauen so und so nicht/niemals auskennt, wie denn auch? Ein Mann ist halt ein Mann, und eine Frau halt eine Frau; dazwischen liegt die ganze Welt und alle Zeit davor, danach etc. pp.

Woher aber mein Schmerzgefühl? diese "Scheinschwangerschaft"??

*

Die erste furchtbar anstrengende Opernaufführung, den Rigoletto, inszenierte Barrie Kosky. Und im Rigoletto zeigt uns Barrie Kosky Gilda, wie sie schwanger ist, also zum Schluss hin... Das ist Logik der geraden Linie. Nachvollziehbar, ohne jede Frage. Denn: Der Herzog, Negativstgestalt im Stück, wird sich nicht nur mit seiner vorgetäuschten Studiosus-Existenz vor ihr und mit ihr unterhalten haben; diese Kreatur (Herzog) wollte und will nur ficken, weiter nichts! So war und ist auch Gilda durch ihn dran und trägt, natürlich, dann an seinem Kind. Genial gedacht, brutal gezeigt. Tut weh, und wie!!

Die zweite furchtbar anstrengende Opernaufführung, Die Frau ohne Schatten, inszenierte Kirsten Harms. Und in der Frau ohne Schatten gibts zwei Gattengruppen (sag ich jetzt mal so); die eine Kaiserin & Kaiser und die andere Färber & Färberin. Zwei Paare, die sich Kinder wünschen, denen aber dieser Wunsch bisher nicht in Erfüllung ging. Was tun? Die beiden potenziellen Mütter - Kaiserin & Färberin - geraten durch die Amme, einer teuflischen Gestalt in Selbstausübung ihres Selbstauftrages, wechselseitig in Verbundenheit; und wenn die Eine (Färberin) der Andern (Kaiserin) den Schatten von sich gibt, ist ihre klitzekleine "Kinderwelt" in Ordnung; sagt die Amme... Komplizierte Handlung mit viel intellektuellem Vor- und Nachsprung; und das schlägt sich, auch dann, völlig auf den Magen, also mir.

Kosky (Rigoletto) macht Brutaltheater; siehe Gildas Schwangerschaft, und mit dem Baby noch im Bauch blutet sie wie ein abgestochnes Schwein...
* *

Harms (Frau ohne Schatten) langweilt bloß; zwei Akte lang seh'n wir ein Riesenmausoleum mit 'ner eingelassnen niedrigstirnig-niedern Färberwelt, doch ohne jede Farben; nur im dritten Akt tut uns die Landung auf dem Mond plötzlich und unerwartet optisch gut...

Ich stelle jetzt mal diese Zwischenfrage: Warum muss das Stammrepertoire der beiden Häuser ewig immer um den "guten Kern" erneuert, ausgetauscht sein? Rigolettos gabs im Hause in der Behrenstraße einige; der letzte war wohl von (?)... / Und Frau ohne Sxhatten gab es erst zehn Jahre lang im Hause in der Bismarckstraße als ein schönes Farbtheater von Arlaud. // Zwingend war'n beide neuen Inszenierungen sicherlich nicht; gerechtfertigt hätte sie eine völlig neue oder unerwartet provokante Sichtweise; bei Rigoletto ist das Alles allenthalben da - bei Frau jedoch mitnichten!!
Musikalisch: Hochniveau mit ein paar Einschränkungen:

Julia Novikova (als Gilda) ist sensationell; Manuela Uhl (als Kaiserin) ebenso. Die beiden Frauen sind die Stärksten beider Abende!! / Bruno Caproni (Rigoletto) oder Johan Reuter (Barak) machen ihre Sachen angemessen gut. // Eva Johansson, Doris Soffel, Robert Brubaker stoßen sehr hart an ihre Grenzen, stimmlich... Hector Sandoval singt hoch und hübsch, mehr nicht...

Das Orchester der Deutschen Oper Berlin spielt einen hörenswerten Strauss; Strauss war und ist und bleibt "sein Ding". Im Unterschied zu vorher, also zu der Thielemann'schen Sicht, fällt deutlich - durch Ulf Schimer - auf, wie hart und kulinarienlos auf einen unsentimentalen Punkt hin musiziert war; sehr frappant!

Das Dirigat von Patrick Lange (Rigoletto) fällt durch eine durchgepeitschte, durchgehetzte, halt "brutale" Sicht der ganzen Kosky-Chose auf; es klingt nichts wirklich schön und soll es ja auch nicht.


Andre Sokolowski - 28. September 2009
ID 4406
http://www.andre-sokolowski.de

RIGOLETTO (Komische Oper Berlin, 26.09.2009)
Musikalische Leitung: Patrick Lange
Inszenierung: Barrie Kosky
Bühnenbild und Kostüme: Alice Babidge
Besetzung: Hector Sandoval (Der Herzog von Mantua), Bruno Caproni
(Rigoletto), Julia Novikova (Gilda), Dimitry Ivashchenko (Monterone/Sparafucile),
Ingo Witzke (Graf von Ceprano/Gerichtsdiener), Christiane Oertel (Maddalena/Giovanna/Page), Mirko Janiska (Marullo), Christoph Späth (Matteo Borsa) u. a.
Chor der Komischen Oper Berlin
(Choreinsdierung: Robert Heimann)
Orchester der Komischen Oper Berlin
http://www.komische-oper-berlin.de


DIE FRAU OHNE SCHATTEN (Deutsche Oper Berlin, 27.09.2009)
Musikalische Leitung: Ulf Schirmer
Inszenierung: Kirsten Harms
Bühne, Kostüme: Bernd Damovsky
Besetzung: Robert Brubaker (Der Kaiser), Manuela Uhl (Die Kaiserin), Doris Soffel (Die Amme), Stephen Bronk (Der Geisterbote), Hulkar Sabirova (Ein Hüter der Schwelle des Tempels / Die Stimme des Falken), Yosep Kang (Erscheinung eines Jünglings), Katharine Tier (Eine Stimme von oben), Johan Reuter (Barak, der Färber), Eva Johansson (Sein Weib), Simon Pauly (Der Einäugige), Hyung-Woo Lee (Der Einarmige), Paul Kaufmann (Der Bucklige) u. v. a.
Kinderchor der Deutschen Oper Berlin
Chor der Deutschen Oper Berlin
(Choreinstudierung: William Spaulding)
Orchester der Deutschen Oper Berlin
http://www.deutscheoperberlin.de




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