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Premierenkritik

15. Oktober 2013 - Premiere im Berliner Ensemble

DON JUAN KOMMT AUS DEM KRIEG

Drama von Ödön von Horvath


Katharina Susewind und Samuel Finzi in Don Juan kommt aus dem Krieg am Berliner Ensemble - Foto © Martin Walz



"Soll ich mich zu ihr zwingen?"

Für sein Stück unter dem Titel Don Juan kommt aus dem Krieg hatte der Horváth ungefähr anderthalb Jahre Schaffensdauer aufgebracht - in 1936 setzte er unter ihm einen vorläufigen Schlusspunkt. Dass es letztlich bis in 1952 währte, ehe es dann seine Uraufführungsstätte ("Theater der Courage" Wien) gefunden haben sollte, muss im Nachhinein als Schicksal gelten; schicksalsträchtig auch der Tod des Dichters, der am 1. Juni 1938 von einem herabstürzenden Ulmen-Ast während eines Gewitters in der Nähe der Pariser Champs-Elysées ganz ungeplant zu Tode kam...

In Horváths Stück schlummert so eine Ur-Idee: Der einzige und letzte Überlebende des Ersten Weltkrieges kehrt heim, findet "nur" Frauen vor (die Männer sind wohl auf den Schlachtfeldern geblieben) und muss sich - genau wie früher, also vor dem Krieg - der Frauenübermacht erwehren; früher galt er halt bei seinen und den andern Frauen als der größte Schürzenjäger weit und breit, nunmehr (wohl etwas schlachtenmüde) hat er keine große Lust mehr auf Rechtfertigung / meine zwei Lieblingssätze aus dem Don Juan: "Kann ich dafür, daß sie mir nicht mehr gefällt? Soll ich mich zu ihr zwingen?" Diese implizieren jenes maskuline Freiheits-Credo des bis heute - neben Faust - interessantesten und glaubwürdigsten Dramenhelden.

Doch im Großen und Ganzen ist das Horváth-Stück stinklangweilig! Das Witzige, das er mit ihm womöglich wollte, war, dass er dem einen und einzigen männlichen Protagonisten (Samuel Finzi) sage und schreibe 35 Frauen (!) gegenüber stellte; freilich gab er zu bedenken, dass natürlich für die 35 Frauen-Rollen nicht gleich 35 (Einzel-)Frauen zur verkörpernden Verfügung stehen müssten - - und so war es auch dann heute Abend im BE:

Star-Regisseur Luc Bondy gab sich da mit einem Dutzend mehr oder weniger bekannter Star-Aktricen zufrieden; und das Star-Dutzend spielte dann selbstverständlich diesen Einzel-Finzi systematisch an die Wand!! Wir heben hier besonders Kathrin Angerer und Ilse Ritter und Swetlana Schönfeld (als des Teufels Großmutter) hervor - - - jaja, das machte Lust und Laune, diesen Damen bei der Arbeit zuzusehen!!!




Kathrin Angerer und Samuel Finzi in Don Juan kommt aus dem Krieg am Berliner Ensemble - Foto © Ruth Walz



Krampfhaft suchte ich auf meinem langen Heimweg nach der aktuellen Querverbindung, die uns dieses Horváth-Stück zum Heute hätte auftun können - lediglich fielen mir da die Kriegsgeschehnisse vom letzten Balkankrieg, die ziemlich dann "in unsrer Nähe" stattgefunden hatten, ein; aber so einen (kriegsversehrten) Don-Juan-Typ hätte man sich freilich auch in diesem Fall "ausdenken" müssen, ergo: Alle Männer sind und bleiben Scheiße! Oder doch nicht?



Bewertung:    

Andre Sokolowski - 15. Oktober 2013
ID 7265
DON JUAN KOMMT AUS DEM KRIEG (Berliner Ensemble, 15.10.2013)
Inszenierung: Luc Bondy
Bühne: Karl-Ernst Herrmann
Kostüme: Moidele Bickel
Musik: Bela Koreny
Bewegung: Reinhild Hoffmann
Dramaturgie: Dieter Sturm und Dietmar Böck
Mit: Samuel Finzi; Kathrin Angerer, Antonia Bill, Claudia Burckhardt, Anke Engelsmann, Larissa Fuchs, Johanna Griebel, Ursula Höpfner-Tabori, Coco König, Laura Mitzkus, Ilse Ritter, Swetlana Schönfeld und Katharina Susewind sowie den Musikern Bela Koreny, René Decker und Dragan Lawford
Premiere war am 15. Oktober 2013
Weitere Termine: 19., 24., 30. 10. / 1., 9. 11. 2013


Weitere Infos siehe auch: http://www.berliner-ensemble.de


http://www.andre-sokolowski.de



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