ADELA BRAVO SAURAS
Die Regisseurin nimmt alles sehr genau
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Bildquelle: http://nofourthwall.com/index.php?/adela-bravo-sauras/
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La Belleza de la Inteligencia – Die Schönheit der Intelligenz
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„Es muss hier und jetzt passieren“, sagt Adela Bravo.
Hier und jetzt vergammelt ein Nachmittag auf der Pappelallee, das Wetter passt zur Zeit. Adela Bravo will auf einem Friedhof reden. Da spricht es sich mit Blick auf blanke Hügel zwischen Grabsteinen. Skelette rotieren zu Kellergeräuschen, Bikinis ächzen. Kinder üben Gleichgewicht, gerade klebt das Leben wie Eis am Arm.
Adela Bravo stammt aus dem Norden Spaniens. Sie wächst heran als Lieblingsnichte eines dem Theater verfallenen Onkels in Madrid.
Aficionado ist zu wenig, um seiner Obsession in der Beschreibung Herr zu werden. Im sagenhaften Olimpia-Theater sieht die Vierjährige Rodando Rodan und kennt nun ihre Bestimmung.
„Theater ist keine Kunst“, verkündet Adela Bravo auf dem Friedhof der jungen Väter, wie sie sich ihrer Brut anvertrauen in der Sehnsucht nach Kindheit.
„Theater verfolgt soziale Ziele.“
An der Escuela Técnica Superior de Arquitectura de Madrid studiert Adela Bravo Architektur. Auch das macht sie so besonders, die leidenschaftlich-kaltblütige Verbindung von Theater und Architektur.
Sie hat ferner Regie studiert und promoviert über „das Fundament des Theaters“.
Vier Forderungen stellt sie an eigene Inszenierungen:
- Es muss hier und jetzt passieren.
- Macher und „Genießer“ müssen unbedingt „da“ sein.
- Eine Realität entsteht in der Interaktion – keine Fiktion.
- Eine soziale Gemeinschaft ergibt sich im Raum - im Zusammenspiel aller.
Adela Bravo arbeitet mit theoretischen Texten. Wissenschaftlicher Prosa will sie Spielräume eröffnen. Sie verkündet die Schönheit des Hermetischen und vermeidet Theater-Metapher. Immer geht es darum, die Entwicklung eines individuellen Zuschauerstandpunkts zu begünstigen. Wie lange der Zuschauer „in einer Geschichte bleibt“, ist seine Sache. Jeder Zuschauer sieht sein eigenes Stück. Das schließt Manipulation nicht aus: Dieses architektonische Theater soll den Zuschauer dahin führen, wo er sich selbst nicht vermutet.
„Es gab Zuschauer, die sich mit uns ausgezogen haben.“ - Nicht umsonst heißen Stücke von Adela Bravo: What are you doing after the Orgy?
„Fast alles, was einem Menschen passieren kann, ist unabhängig vom Geschlecht“, glaubt Adela Bravo. Sie zitiert den Neurobiologen Joachim Bauer: „Alle biologischen Erklärungen sind Ausreden.“
Für den Liebhaber biologischer Erklärungen, der das Zitat notiert, klingt es befremdlich.
„Man kann den Rucksack seiner Biografie beiseite stellen und sein Geschlecht vergessen“, verkündet Adela Bravo dem Sonnenschein auf dem Friedhof. Ich denke & sage, solche Ansichten kommen aus dem optimistischen Reproduktionsmodus, Adela Bravo findet das unsachlich. Sie kam nach Berlin, um Hesses Steppenwolf-Theater im Untergrund der Stadt zu entdecken – und wurde zu einer Entdeckung der freie Theaterszene.
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Jamal Tuschick - 2. August 2013 ID 7015
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