5. September 2013 - Vierte Welt
POLITISCHES SOLO
Ein Aktion von Elisa Müller
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Plakat der Vierten Welt - Foto (C) Jamal Tuschick
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Neue Nachrichten aus der 4. Welt
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Die 4. Welt ist kein Notstandsgebiet. Sie gibt einem erweiterten Politikbegriff Raum in Kreuzberg. Künstler und andere Experten gehen darin ans Eingemachte der Gesellschaft. Sie untersuchen Möglichkeiten der Beteiligung. Aus dem Programm: „Wie ist politische Mitbestimmung anzuwenden? Wie können wir konkreten Einfluss auf politische Entscheidungsprozesse erlangen? Politisches Solo beantwortet diese Frage nicht mit einer abstrakten Analyse von Systemen, Diskursen, Macht- und Gewaltverhältnissen, sondern thematisiert den eigenen politischen Handlungsspielraum: Wo beginnt die Verantwortung eines jeden Einzelnen?”
Die Lage ist unklar. In der 4. Welt könnte man gerade überall falsch sitzen. Kein Fokus – das ist der Untergang des Abendlandes. Das Auditorium sucht trotzdem ein Zentrum. Wenn man sich in der Mitte der Gesellschaft vermutet, erwartet man das Wesentliche in Unmittelbarkeit der eigenen Gegenwart. Die Außenseiter spiegeln sich in ihren Perspektiven. Sie bevölkern die Ränder, um keine Zweifel aufkommen zu lassen. In ihrer Wahrnehmung verrätselt sich der Raum.
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Elisa Müller und ihr Politisches Solo - Foto (C) Jamal Tuschick
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Elisa Müller reagiert auf die Verwirrung: „Dieser Ort ist sehr poetisch, da man nicht weiß, was der Ort ist.”
Die Künstlerin behauptet: „Über diesen Raum muss entschieden werden, das ist eine Chance für Demokratie.“
Die Performance reduziert Elisa Müller auf eine sitzende Person. So kann wenig Zufall sein, aber alles notwendig. Alles ist der Text. Der Text geht von einem Interesse aus. Dem Interesse an der Welt. Das Interesse an der Welt klärt auf und takelt ab. Keiner kann mit der Welt zufrieden sein.
Elisa Müller stellt einfach Fragen, sie bohrt die Fragen an. In minimalen Störungen baut sich Spannung auf: „Denkt sich in dir ein Widerstand etwas aus.“ – „Würdest du sagen, dass du eine Wirkung erzielen kannst?“ – „Wo kommen wir hin, wenn wir uns selbst ernst nehmen?“
„Politik beginnt da, wo der Konsens endet und Meinungen verhandelt, konfrontiert, diskutiert werden müssen. Das Politische Solo fordert den Dialog auf Augenhöhe und riskiert den Blickwechsel, um über Strategien politischen Handels zu sprechen.”
Das junge Gesicht der Wahlenthaltung
Elisa Müller geht die Möglichkeiten einer Beteiligung durch: Verein, Partei, Revolte. Sie stellt Horst Kahrs als Referenten der Rosa-Luxemburg-Stiftung vor. Die Performance wird zum Vortrag. Der gleiche Text noch einmal anders. „Wenn man einen Text mit einer Farbe belegt, dann den gleichen Text mit einer anderen Farbe, bringt die Oberfläche den Untergrund zur Wirkung.” (Heiner Müller)
Kahrs spricht über „Wahlenthaltung in Zeiten der Selbstentmachtung des politischen Systems.” Er weiß, warum „gerade unter Wahlberechtigten in prekären Lebensverhältnissen die Wahlenthaltung zur letzten politische Maßnahme wird.”
„Das Anwachsen der Wahlenthaltung hat ein junges Gesicht.” In den Milieus der Verweigerung stellt der Wahlgang „ein von der sozialen Norm abweichendes Verhalten dar.” Dabei bekämen die Nichtwähler mehr von dem, was sie nicht wollen. Sie begünstigen die Herrschaftsverhältnisse.
Mir gefällt eine Einlassung besonders: Das Hauptproblem demokratisch legitimierter Herrschaft ergäbe sich daraus, Entscheidungen gegen die Mehrheit der Besitzlosen herbeiführen zu müssen. Nichtwähler sind die Hilfstruppen des Kapitals. Sie erkennen sich als Versager an und verweigern sich selbst Partizipation. Das sagt Kahrs, ich denke noch darüber nach.
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Ufos über der Vierten Welt (Kreuzberg/ Kottbusser Tor) - Foto (C) Jamal Tuschick
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Jamal Tuschick - 6. September 2013 ID 7122
Weitere Infos siehe auch: http://www.viertewelt.de/Daheim.html
Post an Jamal Tuschick
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