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Les Contes d'Hoffmann

an der Hamburgischen Staatsoper



"Man gewinnt Größe durch Liebe, noch größer aber wird man durch Leid", stellt der Chor im fünften Akt fest. Ob es aber im Leben um Größe geht, wird nicht hinterfragt. Soll der Dichter Hoffmann der Muse folgen oder der Liebe? Die beiden Lebenswelten miteinander zu verbinden scheint von vornherein aussichtslos zu sein. Im Zweifelsfall zerstört der Künstler die Liebe sogar, aus dem erfahrenen (und begangenen) Leid lassen sich dann immer noch berührende Geschichten stricken.

Drei solcher Geschichten vom Scheitern der Liebe erzählt Hoffmann (Giuseppe Filianoti) während er auf seine große Liebe Stella (Elena Mosuc) wartet, die Sängerin, die gerade noch im Don Giovanni singt. Aus ihr und den anderen Wartenden in der sehr chicen Bar "La Diva" gewinnt er das Personal für die Fantasien. Aus Stella wird Olympia, die Puppe, die so schön singen kann. Regisseurin Mielitz zeigt sie als Monroe-Klon, der typische Marilyn-Posen im Repaeat-Modus abspult. Ihr zur Seite ein Albert Einstein als Spalanzani (Frieder Stricker) und dessen Gehilfe Cochenille (Benjamin Hullet) kommt als Mischung von Elvis und Jacko daher, eine Fernsteuerung für die Puppe in der Hand. Die nachfolgende Szene ist eine überaus amüsante Aneinanderreihung von gespieltem Witz bei gleichzeitiger Virtuosität im Gesang. Mag die Ikonografie hier sehr einfach gewählt sein, so ist sie doch schlüssig und schön durchgeführt.




Giuseppe Filianoti (Hoffmann), Benjamin Hulett (Cochenille) und Elena Mosuc (Olympia). Foto (c) Klaus Lefebvre


Nach der ersten Pause wird der Puls dankenswerterweise langsamer, die Musik bei gleicher Kraft tiefer und die Bilder weniger bunt. Auch im Folgenden tauchen Figuren aus dem Pop-Kosmos auf, aber sie sind lange nicht so allgemeingültig und kulturell verwurzelt wie in der Olympia-Szene. Zwar gibt es auch noch eine Zirkusnummer mit Szenenapplaus als Frantz (Benjamin Hullet) in Strapsen in den Spagat geht, insgesamt aber überwiegen tragische Töne. In der Antonia-Szene wird das Hauptthema der Oper noch einmal variiert: Soll sie singen oder lieben? Weil beides nicht geht und der Romantiker die Erfüllung des Lebens im Tod sieht, singt sie sich an der Rampe ins Jenseits.

Nach der zweiten Pause zeigen die Sänger keinerlei Schwächen oder Abnutzungserscheinungen. Auch die Regie ist nicht um Einfälle verlegen. Ein sehr schöner ist die Verbrennung der drei Spiegelbilder Hoffmanns mittels geschickt genutzter Projektionstechnik. Hoffmann, inzwischen betrunken von Alkohol und seiner destruktiven Fantasie gleichermaßen, verdirbt es sich mit seiner Liebe Stella. Neuer Stoff für den Dichter. Der Chor hebt zu einer letzten Überwältigung an, das Publikum dankt mit langem Applaus und vielen Bravos für die Sänger. Zu Recht. Giuseppe Filianoti als Hoffmann mit Kraft und Schönheit in der Stimme, Elena Mosuc in den Frauenrollen brillant und virtuos in großer Leichtigkeit, beide auch darstellerisch toll, Nino Surguladze als Muse und Nicklausse sowie Kyle Ketelsen in den "bösen" Rollen stehen in nichts nach.

Das Orchester unter Emmanuel Plasson zeigt die Bandbreite des Offenbachschen Schaffens, sowohl die "Operette" klingt an, als auch die "romantische Oper" An diesem Abend war das kein Widerspruch. Regie (Christine Mielitz) und Bühnenbild (Hartmut Schörghofer) machten es dem Publikum leicht, durch den langen Abend zu kommen. Auch das ist eine Qualität.

Sven Lange - 19. Oktober 2007
ID 3485
LES CONTES D'HOFFMANN (Hamburgische Staatsoper, 17.10.2007)
Inszenierung: Christine Mielitz
Bühnenbild: Hartmut Schörghofer
Kostüme: Renate Schmitzer
Licht: Friedrich Rom
Chor: Florian Csizmadia
Video: fettFilm
Mit: Giuseppe Filianoti (Hoffmann), Benjamin Hulett (Cochenille) und Elena Mosuc (Olympia)

Weitere Infos siehe auch: http://www.hamburgische-staatsoper.de





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