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Besprechung


23. November 2012, Theater Bonn / Werkstatt

GENIE UND VERBRECHEN

George F. Walker



Dümmer als die Polizei erlaubt

Ein Vater-Sohn-Gespann, das zwar Verbrechen begeht, dabei aber auf Gewaltverzicht beharrt, ein betrunkener Hotelmanager, eine pseudo-toughe Gangsterbraut in Lack und Leder mit einem Männerproblem und die Tochter eines Paten, die ihrem Vater seine Gewalttaten am liebsten in gleicher Münze zurückzahlen möchte – ein nettes Figurenensemble ist auf der Bühne der Werkstatt in Bonn versammelt. Shirley, die Lederbraut, hatte Vater (Rolly) und Sohn (Stevie) engagiert, um ein Restaurant anzuzünden. Jetzt warten Rolly und Stevie in ihrem Hotelzimmer auf ihre Auftraggeberin, im Gepäck die Nachricht, dass sich der Plan geändert hat. Sie haben kein Feuer gelegt, sondern die Köchin entführt. Aber das ist nicht das Einzige, was an diesem Abend schiefläuft: Die Köchin ist die Tochter des Gangsterbosses, der hinter dem geplanten Restaurantbrand seht. Im Laufe des Abends verbündet sich mit ihren Entführern, um ihrem Vater eins auszuwischen. Da Rolly und Stevie zudem mit ihrer Bezahlung ihres Hotelzimmers im Rückstand sind, taucht in schöner Regelmäßigkeit der betrunkene Hotelmanager auf, um sie aus dem Zimmer zu werfen. Am Ende sitzt auch er mit im Schlamassel.

Nadine Scheck inszeniert das Aufeinandertreffen mit viel Gefühl für Timing und Tempo. Das einheitliche Setting sorgt zudem für eine klare Fokussierung: Die Geschichte spielt in einem Hotelzimmer, im Badezimmer und hinter dem Sofa kann man sich vortrefflich verstecken, die Bedrohung kommt von außen. Der Abend lebt aber vor allem von den klaren Typen, die die Schauspieler mit Genuss spielen: Ralf Drexlers Rolly ist liebens- und zugleich bemitleidenswert, alles, was er anpackt, endet im Chaos. Geschlagen ist er zudem mit einem einfältigen Sohn, den Nico Link wunderbar begriffsstutzig mit kurzen Momenten plötzlicher Erkenntnis spielt. Allein den beiden zuzusehen, lohnt den Besuch der Aufführung. Maria Munkert gibt eine vermeintlich harte, abgezockte Auftraggeberin, die zunächst ob der Inkompetenz des Vater-Sohn-Gespanns verzweifelt, dann aber schnell zu einem gewissen Zweckpragmatismus zurückkehrt und schließlich sogar ihr Freude daran entdeckt, sich aus der verfahrenen Situation zu befreien. Julia Goldbergs Amanda ist nur kurz das Opfer und verblüfft dann mit einer eiskalten Handlungs- und Planungsstärke. Überhaupt sind es die Frauen, die in Genie und Verbrechen das Heft des Handelns in die Hand nehmen. Bleibt noch die „Rampensau“ des Ensembles: Das ist ohne Frage Rolf Maunz‘ Hotelmanager Phillie, der immer mal wieder in die Szenerie hineinplatzt, beißende Weisheiten äußert und passenderweise auch das letzte Wort des Abends hat.

Nadine Scheck konzentriert sich bei ihrer Regie auf das Wesentliche und vertraut überwiegend – und zu Recht – auf die Stärke ihres Schauspielensembles. Genie und Verbrechen ist ein kurzweiliger und unterhaltsamer Theaterabend geworden, der das Zeug zum Kultstatus hat.


Karoline Bendig - 15. Dezember 2012 (2)
ID 6446
GENIE UND VERBRECHEN (Theater Bonn, 23.11.2012)
Inszenierung: Nadine Scheck
Bühne: Carla Friedrich
Kostüm: Sarah Stock
Licht: Lothar Krüger
Dramaturgie: Ingo Piess
Besetzung:
Rolly ... Ralf Drexler
Stevie ... Nico Link
Shirley ... Maria Munkert
Amanda ... Julia Goldberg
Phillie ... Rolf Mautz
Premiere war am 22. November 2012
Weitere Termine in diesem Jahr: 16., 21., 27., 29. 12. 2012


Weitere Infos siehe auch: http://www.theater.bonn.de


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