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nachDRUCK # 6

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Doppel-Besprechung

Arme,

reiche

Weihnacht



Klaus Birkefeld (als Ebenezer Scrooge) in Lauerposition und... singt nicht nur Ein Weihnachtslied in Prosa, sondern haut auch hin und wieder kräftig zu - Foto (C) Alexander Philipps

Größer kann der Unterschied nicht sein: Ein Weihnachtslied in Prosa (nach A Christmas Carol von Charles Dickens) und Hänsel und Gretel (Märchenoper von Engelbert Humperdinck) - das Eine hat ein Macherteam aus 1 Regisseur, 4 Schauspielern und ein paar Technikern quasi umsonst, will sagen ohne die Inanspruchnahme irgendwelcher Fördermittelchen (die in der Off-Szene zum Jahresschluss im Allgemeinen aufgebraucht sind), für die Friedrichshainer Theaterkapelle fabriziert; das Andre haben die Berliner Philharmoniker als konzertantes Abo-Highlight, Einzelkartenpreise bis zu 61 EURO (Kinder hatten in der einen der drei Aufführungen freien Eintritt!), im Sharoun-Bau dargebracht. Jeweils am gleichen Tag. Man hätte Beides nacheinander oder zeitversetzt erleben können. Und es wäre einem vollbewusst geworden, wie verquer doch die Berlin'schen Interessenlagen sind. Das Eine hat den menschlich anrührenden Sinn, Kinder mit ihren Eltern oder Eltern mit den Kindern oder beide solo halt zu einem gut gemeinten und auch gut gespielten Weihnachtsstück hinter dem wohniglichen Ofen "ins Theater" mal zu locken; und das Andere diente dem Ehrgeiz, ein doch eigentlich traditioneller Weise viel zu klein gehalt'nes Werk seiner mehr stadttheatermäßigen Bestimmung burschikosest zu entreißen und das "Wahre", "Gute", "Schöne" musikalisch aus ihm rauszuholen. Doch der Reihe nach:

* *
Klaus Birkefeld ist Ebenezer Scrooge. Kein Menschen- und schon gar kein Kinderfreund, das spürt man auf den ersten Blick. Und man ist bald in großer Sorge um Tobias Wuttke, der den Neffen Caspar gibt. Wie Birkefeld den Wuttke - und nachdem der sich, als Caspar halt, in die Privatsphäre des egomanen Misanthropen "wagte" - um sich her zerrt, wie er ihn vom Podium mit 'nem Handstreich auf die kalten harten Steinfliesen hinunterschleudert, wie er nachtritt, wie er brüllt und schäumt... wie gut und glücklich dann ja Alles noch gelaufen ist! gottlob gab's wirklich keine Knochenbrüche, alle blieben soweit heil. // Elisabeth Milarch spielt die drei Geister, und Tom Seidel (der dann auch die Textbearbeitung nach Dickens lieferte) war Jacob Marle. // Volker König machte aus dem so schon Wenigen, was ihm an Bauten und Kostümen zur Verfügung stand, nicht etwa weniger. Seine Regie hebt vielmehr ganz und gar auf Dickens' Hauptfigur, die er mit Birkefeld markant besetzte, ab. /// Vielleicht nicht ganz so leicht für Kinder zu verstehen; aber Dickens war und ist ja auch kein Kinderbuchautor.


Engelbert Humperdinck (1854-1921), der Komponist von Hänsel und Gretel | Bildquelle: Wikipedia

*

Jane Henschel sitzt im Saal; und erst im letzten Drittel, also nach der Pause, macht sie sich als Mitagierende mit ihrem "Knusper, knusper knäuschen, wer knuspert mir am Häuschen?" scheinwerferbestrahlt bemerkbar. Sie verlässt abrupt den Sitz, begibt sich rasch nach vorn, durchtrippelt seitlich das Orchester und betritt die hinter den Berliner Philharmonikern errichtete Tribüne... wo bereits, von Anfang an, die Damen Michaela Kaune / Katarina Karnéus auf sie warten. Also Knusperhexe, Gretel, Hänsel singen jetzt und spielen (teil-szenisch, d.h. rein gestisch unterschiedlich drauf; und alle tragen ihr Privates auf, es gibt keine Kostüme, null Regie, alles wird jedem aus dem Bauch heraus guck- und bewegungshalber überlassen). Noch zuvor/danach beeindruckend Franz Grundheber als Vater Peter; Susan Bullock ist die Mutter Gertrud, und Susanne Kreusch / Gisela Stille Sand- und Taumännchen. Der Kinderchor der Deutschen Staatsoper Berlin soll engelgleich ertönen - tut er auch. Mark Elder dirigiert den Humperdinck mit wagnerischer Wucht und dickdäumigem Strich. Herrlichste Soli brechen zwischendurch heraus. Ein gänzlich elitäres Unterfangen!!


Andre Sokolowski - 5. Dezember 2006
ID 2835
EIN WEIHNACHTSLIED IN PROSA (Theaterkapelle Berlin, 30.11.2006)
Regie: Volker König
Textbearbeitung & Dramaturgie: Tom Seidel
Es spielen: Elisabeth Millarch, Klaus Birkefeld, Tom Seidel und Tobias Wuttke
Premiere war am 30. November 2006
Weitere Termine: 10., 14.- 17., 22./23. und 26. 12.2006

HÄNSEL UND GRETEL (Philharmonie Berlin, 03.12.2006)
Konzertante Aufführung

Susan Bullock (Gertrud)
Michaela Kaune (Gretel)
Katarina Karnéus (Hänsel)
Jane Henschel (Knusperhexe)
Franz Grundheber (Peter)
Susanne Kreusch (Sandmännchen)
Gisela Stille (Taumännchen)
Kinderchor der Deutschen Staatsoper Berlin
(Choreinstudierung: Anna Sylvan)
Berliner Philharmoniker
Dirigent: Mark Elder
http://www.berliner-philharmoniker.de




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