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Feuilleton


19. Januar bis 5. Februar 2007, Deutsche Staatsoper Berlin

cadenza - BAROCKTAGE 2007

Abschluss des Monteverdi-Zyklus von René Jacobs)



Serpentinisches Begegnungsfest

Annette Kurz, die ab und an auch für Luk Perceval (der diese Inszenierung hier besorgte) Ausstattungen macht, kann wohl getrost als stiller Hauptstar dieses sphärisch-sonderbaren Abends in der Deutschen Staatsoper Berlin bezeichnet werden! Ihr gigantisch anmutendes Bühnenbild hat was Erschlagendes: Der ganze Spiel- und Musizierraum ist auf das Extremste, in Proszenniumslogenhöhe, an das Auditorium gedrückt. Und zwischen René Jacobs und der ersten Reihe im Parkett passt sicherlich - so scheint es jedenfalls - grad mal ein Blatt Papier. Alle und Alles sind zum Greifen nah. Auf Serpentinen kann man also ab "da unten" bis "hinauf" unter die Decke seinen Weg beschreiten... falls man schlank und rank ist, denn: Es wären lauter Hindernisse zu passieren. Menschen über Menschen haben sich auf diesen Serpentinen irgendwie dann breit gemacht: Vocalconsort Berlin, Concerto Vocale, Akademie für Alte Musik, Statisterie und die Protagonisten dieses putzig ausgedachten Spieles... einer herrlich abgehenden Sonnenuntergangs- und Mondscheinfeier in den Bergen, sicherlich in Nähe eines Wallfahrtsortes, halt wo die Madonna steingeworden und ihr Volk erwartend vor sich hin dümpelnd und ewig schnarchend schläft. Ja, die Idee von Kurz & Perceval ist schon genial!!
Was kann und soll man auch mit diesen beiden aneinander(zu)gefügten Monteverdi-Stücken (der MARIENVESPER und dem KAMPF TANGREDI'S UND CLORINDA'S) anders machen als sie sich entweder selbst zu überlassen oder eine Subgeschichte auf sie drauf zu suggerieren. Letzteres nun schien als auswegreichster Rettungsanker für den ehrgeizigen Vorsatz René Jacobs, seinen vor vier Jahren mit L'ORFEO angefangnen Monteverdi-Zyklus letztlich mit der schönsten aller Vespern abzurunden, gar nicht mal so obsolet. Im Gegenteil:

Ein demokratisches Prinzip hat hier gegriffen. Jede Frau und jeder Mann, ob mit, ob ohne Instrument, ob mit, ob ohne Stimme, sind gewichtig. Und sie tragen ihre "Lose" schwerelos. Es dauert schon ein paar Minuten, bis die allgemeine Statik dieses so noch nicht geahnten Subgeschehens aufgebrochen wird. Man sitzt auf Stühlen, man steht auf, man spielt, man singt... Und plötzlich löst sich irgendwo, in Höhe letzter Serpentinenabschnitt, eine menschliche Gestalt (die Frau in Weiß: Nathalie Hünermund), sich und die anderen so langsam, aber ziemlich sicher, in den Gang zu bringen. Also schlängelt sie sich, katzenartig, von dort oben Schritt für Schritt hinab. Sie führt auch einen Schalk im Nacken. Keiner ist vor ihren freundlichen Attacken sicher. Sie bringt die Frisuren durcheinander, krempelt Hosenbeine hoch, tauscht Brillen aus, entwendet Partituren, fummelt an den Instrumenten rum und lehnt am Rücken René Jacobs; dass der da noch unbeeindruckt dirigieren konnte, wunderte dann allerdings... Zum Schluss des Volksfestspaßes sieht man sie jetzt splitternackt die ganze Serpentinenstrecke wieder hochwärts gehen; eine fleischgewordene Madonna, die die Männerblicke auf sich zieht, um doch dann lediglich "nur" unvermittelt in den Seitenhimmel abzudriften.


Nun ists ja mit der Akustik dieses Saales alles andere als ideal bestellt. Und mit der klanglichen Verabgrenzung des Raumes insgesamt (denn durch das vorgerückte Bühnenbild fehlt es an "Fluchtfläche" für'n Schall "nach hinten") haben wir zwar allerschönste Nähe zu den Soli, die dann auch vorzüglichst rüberkommen, aber der Gesamteindruck, und insbesondere im Chorischen, ist dürr.
Viel Optisches obsiegt: Schöne Gesichter, schöne Lächeln...

Jubel über Jubel.
Und ich freue mich wie'n Kind auf ORPHEUS, der in ein paar Tagen wiederaufgenommen wird... vor allem auf Koloraturwunder Stéphane Degout!!!


Andre Sokolowski - red / 22. Januar 2007
ID 2937
www.andre-sokolowski.de


cadenza - BAROCKTAGE 2007
(Abschluss des Monteverdi-Zyklus von René Jacobs)


MARIENVESPER / COMBATTIMENTO DI TANCREDI E CLORINDA

Musikalische Leitung: René Jacobs
Inszenierung: Luk Perceval
Bühnenbild: Annette Kurz
Kostüme: Ursula Renzenbrink
Gesangssolisten: Sunhae Im, Sylvia Schwartz, Maria Cristina Kiehr, Marie-Claude Chappuis, David Hansen, Johannes Chum, Michael Slattery, Stéphane Degout, Sergio Foresti und Antonio Abete
Die Frau in Weiß: Nathalie Hünermund
Concerto Vocale
Vocalconsort Berlin
Akademie für Alte Musik Berlin


Premiere am 19. Januar 2007 in der Deutschen Staatsoper Berlin

Nächste Aufführungen: 25. / 27. 1. sowie 1. / 3. 2. 2007



L'ORFEO
Musikalische Leitung: René Jacobs
Inszenierung: Barrie Kosky
Bühnenbild: Klaus Grünberg
Kostüme: Miro Paternostro
Besetzung: Sunhae Im (Euridice), Stéphane Degout (Orfeo), Marie-Claude Chappuis (Silvia/Prosperina), David DQ Lee (La Speranza), Sergio Foresti (Caronte), Antonio Abete (Plutone) und Michael Slattery (Apollo)
Concerto Vocale
Vocalconsort Berlin
Akademie für Alte Musik Berlin


Wiederaufnahme am 30. Januar 2007 in der Deutschen Staatsoper Berlin

Nächste Aufführungen: 2., 4. und 5. 2. 2007

Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de





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