Filme, Kino & TV
Kunst, Fotografie & Neue Medien
Literatur
Musik
Theater
 
Redaktion, Impressum, Kontakt
Spenden, Spendenaufruf
Mediadaten, Werbung
 
Kulturtermine
 

Bitte spenden Sie!

Unsere Anthologie:
nachDRUCK # 6

KULTURA-EXTRA durchsuchen...

Premierenkritik

Entrümpelungen?!

BELSHAZZAR in der Staatsoper Unter den Linden

Bejun Mehta gibt den Perserkönig Cyrus in dem an der Deutschen Staatsoper Berlin szenisch gebotnen Händel-Oratorium Belshazzar - Foto (C) Monika Rittershaus

Fiel mir, gleich als Erstes, noch bevor dann überhaupt der Vorhang, hinter dem sich zu Beginn ein paar der Mitwirkenden aus dem Dunkel-Off der Ouvertüre abverabschiedeten, richtig hoch gehoben worden war, der Name Christoph Schlingensief spontaner Weise ein - zu Recht, wie ich nach Abverlauf dieser drei quälend langweiligen Stunden insistieren musste, denn: Es hätte eines Regisseurs seines Kalibers irgendhin bedurft, der diesem babylonischen und überanspruchsvollen Stücktext habhaft hätte werden müssen, mittels (Schlingensief'scher) Bilderfluten, beispielsweise, oder mittels irgendetwas anderem... aber auf jeden Fall nicht so, so derart hilf- und leblos, wie es Christof Nel mit Händels Belshazzar zu tun versuchte und woran die Produktion, vom Optischen gesehen, so grandios wie überraschend scheiterte!

Im - so wie stets - superb gestalteten Programmbuch liest es sich an eingehender Stelle so: "Den Handlungsrahmen bildet nun in der Tat der Übergang der Weltherrschaft von den Babyloniern zu den Persern. Die Nacht des Festmahls ist die Nacht, in der Babylon von Kyros erobert wird. Diese Eroberung ist zugleich eine Befreiung. Die Juden werden aus der fünfzigjährigen babylonischen Gefangenschaft und das babylonische Volk von einem Tyrannen befreit. So mag sich wohl auch George W. Bush seine Rolle im Irak gedacht haben." (Jan Assmann)



Szenenoptik aus der Deutschen Staatsoper Berlin: Denn Kenneth Tarver muss als Belshazzar sehr böse Augen machen, dass er seine Feinde hübsch erschrickt, allein der RIAS Kammerchor zeigt sich von diesen plumpen Gesten nicht sehr groß beeindruckt, und obgleich er gestisch freilich nur so tut... - Foto (C) Monika Rittershaus


Trefflich beschrieben und sehr zeitgemäß geschlossen - - aber leider leider nichts, aber auch überhaupt nichts dann, von alledem in der so gestisch herbemühten Aufführung von Nel (Regie) mit Aeschlimann & Walter (Ausstattung); es sieht halt allzu dürftig, um nicht gar zu sagen dümmlich aus, wenn Belshazzar mit großen bösen Augen und 'nem Hackebeilchen hin und her und hoch und runter läuft, ein paar gelenkige Statisten Handräder an seiner Seite schlagen und der Chor bedeutsam mit den Händen wedelt...
Apropos der Chor (konkret der RIAS Kammerchor): Der ließ das Ganze, wenigstens dann, nicht zur absouten Pleite werden, denn: Es ist "nicht nur" eine seit Jahren und Jahrzehnten schon im sog. Alten Fach perfekt agierende Gesangs- sondern sogar - was hier, in Ansätzen dann allerdings nur, spürbar wurde - Spielvereinigung. Mit andern Worten: Können nicht nur singen, sondern auch - wenn man sie richtig ließe - spielen!

René Jacobs leitete die Akademie für Alte Musik Berlin.

* * *


Und über diesen Belshazzar, worüber man, sobald er (hoffentlich) bald wieder abgesetzt sein würde, keinen Satz mehr spricht, gibt es weit Spannenderes aus der Lindenoper gegenwärtig zu berichten:

Die Ereignisse - bishin zum Umbau, der 2010 endlich beginnt - scheinen sich aufgeheizt zu überschlagen. Exintendant Mussbach hat bereits das Weite gesucht, Ronald H. Adler ist als "Zwischenlösung" (Operndirektor) installiert, Barenboim ist mit der Staatskapelle auf Lateinamerikatournee, Klaus Roth hat den Architekturwettbewerb um den neuen Zuschauersaal gewonnen, Opernstiftungschef Rosinski (& GMD Barenboim) wollen ihn = den neuen Roth-Saal, Opernförderkreis, Senatsmitglieder sowie andre einflussreiche Mäzenaten woll'n ihn nicht; und sie verwechseln permanent den von der DDR in ihrem Sinn historisierten Umbau (Paulik-Lösung 1951) mit dem Knobelsdorff'schen Original... auf dass es einem schwindlig würde.

Merke!! Wer sich d i e Gelegenheit - ein neuer Saal im alten Bau - entgehen lässt, dem ist fürwahr nicht mehr zu helfen. Wenn ihr Altmod'ler es weiterhin "historisch" haben wollt - in Potsdam, ein paar Kilometer nur von hier entfernt, gibt es das Schlosstheater im Neuen Palais, zum Beispiel. Da geht hin und lasst euch puttig inspirieren.

Fakt: Berlin kriegte mit diesem Saalneubau einen der schönsten, funktionierendsten und idealst klingenden Opernsäle dieser Welt!!!


Andre Sokolowski - 3. Juni 2008
ID 3863
http://www.andre-sokolowski.de
BELSHAZZAR (Staatsoper Unter den Linden, 01.06.2008)
Musikalische Leitung: René Jacobs
Inszenierung: Christof Nel
Bühnenbild: Roland Aeschlimann
Kostüme: Bettina Walter
Besetzung:
Belshazzar ... Kenneth Tarver
Nitocris ... Rosemary Joshua
Cyrus ... Bejun Mehta
Daniel ... Kristina Hammarström
Gobryas ... Neal Davies
RIAS Kammerchor
Akademie für Alte Musik Berlin
Dirigent: René Jacobs
Premiere war am 1. Juni 2008
Weitere Termine: 3., 6., 7., 10. 6. 2008

Weitere Infos siehe auch: http://www.staatsoper-berlin.de





  Anzeigen:



THEATER Inhalt:

Kulturtermine
TERMINE EINTRAGEN

Rothschilds Kolumnen

BALLETT |
PERFORMANCE |
TANZTHEATER

CASTORFOPERN

DEBATTEN
& PERSONEN

FREIE SZENE

INTERVIEWS

PREMIEREN-
KRITIKEN

ROSINENPICKEN
Glossen von Andre Sokolowski

THEATERTREFFEN

URAUFFÜHRUNGEN


Bewertungsmaßstäbe:


= nicht zu toppen


= schon gut


= geht so


= na ja


= katastrophal


Home     Datenschutz     Impressum     FILM     KUNST     LITERATUR     MUSIK     THEATER     Archiv     Termine

Rechtshinweis
Für alle von dieser Homepage auf andere Internetseiten gesetzten Links gilt, dass wir keinerlei Einfluss auf deren Gestaltung und Inhalte haben!!

© 1999-2024 KULTURA-EXTRA (Alle Beiträge unterliegen dem Copyright der jeweiligen Autoren, Künstler und Institutionen. Widerrechtliche Weiterverbreitung ist strafbar!)