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Die Kafkamaschine

schnurrt und

surrt -

absurd



Kafkamaschine im Münchner TamS | Foto (C) Johann Bentele

Bewertung:    



Am 3. Juni jährt sich Franz Kafkas Todestag zum 100. Mal, doch schon seit Jahresbeginn reiht sich eine Kafka-Jubiläums-Produktion an die andere. An vielen Orten und in vielen Veranstaltungen, in Büchern, Blogs, Podcasts und sogar Videospielen wird an ihn und sein Vermächtnis erinnert. Das Münchner TamS Theater hat eine besondere, ja außergewöhnliche Idee entwickelt: die Kafkamaschine.

Die Titelrolle spielen vier filigrane Quader, die die schwarze Bühne füllen: Regale, gefüllt mit allerlei Gerätschaften, die wirken, als habe man sie eben mal aus dem Wertstoffhof mitgenommen. Ein alter Recorder, ein Diaprojektor, eine Nähmaschine, ein Brotschneider, ein Metronom und vieles Merkwürdige mehr. In der Mitte eine Spule, die rollt und rollt, Fäden zieht, Zusammenhänge, die mit Wäscheklammern aneinandergeheftet wurden, langsam, aber sicher auflöst, bis die Maschine am Ende stillsteht. Dazu Töne und Geräusche aller Art. Nichts gehört zueinander, aber alle Elemente beziehen sich irgendwie aufeinander, schalten sich überraschend an und ab, unsichtbar geführt wie von Zauberhand. Auch Kafka selbst soll ja gar nicht so selten gelacht haben. Das ergibt ein zartes Puzzle von lauter poetischen Ungereimtheiten und bildet den Hintergrund für kurze, eher unbekannte Texte des Jubilars. Eine großartige Tüftelei von Regisseur Lorenz Seib unter Mitarbeit von Frank Sattler, wie sie nur in dem kleinen Theater am Sozialamt erdacht und inszeniert werden kann.

Irene Rovan & Lena Vogt, die Partnerinnen des Apparates, tragen aufs Wundersamste Fragmente und Skizzen vor, gekleidet in einen Flickerloverall voll bunter Kafka-Fetzen (Ausstattung: Claudia Karpfinger, Katharina Schmidt, Lorenz Seib). Traumhafte, absurde Begegnungen, die von Willkür, Macht und Ohnmacht erzählen. Die Ohnmacht kommt gar persönlich zu Besuch, in lang fließendem Kleid. Von einem „Prozess“ in einem riesigen historischen Saal wird erzählt, man erörtert vor allem die Frage, wie er geheizt werden kann. Ausnahmsweise gibt es eine Antwort: gar nicht. Immer aber geht es ums „Rätsel der Lösung“. Warum mag der Himmel Krähen nicht? Warum wollen Kinder nicht mehr König spielen, sondern Kurier? Ihre Botschaften gehen doch ins Leere. Welche „Nebenumstände“ (siehe Das Schloss) verhindern ein Treffen zwischen zwei Geschäftspartnern, obwohl der Weg bekannt und kurz ist? Warum fliegt ein alter Mann nicht fort aus der belagerten Heimat-Stadt, obwohl er doch Flügel hat? Und zu guter Letzt noch die bekannte, traurig-schöne Parabel Auf der Galerie: Warum ruft der junge Zirkusbesucher nicht Halt, als er die Qual der Zirkusreiterin erkennt? Immerhin legt er das Gesicht auf die Brüstung „und weint, ohne es zu wissen“.

Mit diesem letzten Wort steht die Kafkamaschine still.

Ihr Rätsel lohnt den Besuch.



Kafkamaschine im Münchner TamS | Foto (C) Johann Bentele

Petra Herrmann - 6. April 2024
ID 14689
KAFKAMASCHINE (TamS, 05.04.2024)
Idee und Regie: Lorenz Seib
Ausstattung: Claudia Karpfinger, Katharina Schmidt und Lorenz Seib
Mitarbeit Maschine: Frank Sattler
Licht: Wolfgang Förster
Regieassistenz: Doris Länglacher
Produktion: TamS Theater
Mit: Irene Rovan und Lena Vogt
Premiere war am 16. März 2024.
Weitere Termine: 10.-13.04./ 08.-11.05.2024


Weitere Infos siehe auch: https://tamstheater.de


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