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34. Internationales Festival TANZ IM AUGUST

Marrugeku

Jurrungu Ngan-ga / Straight Talk


Bewertung:    



Die australische Company Marrugeku eröffnete das diesjährige Festival TANZ IM AUGUST mit Jurrungu Ngan-ga / Straight Talk. Es gab drei Aufführungen im Haus der Berliner Festspiele; ich war bei ihrer letzten Vorstellung am vergangenen Sonntag live vor Ort.


Das Stück "ist ein emotional aufgeladenes Kraftpaket aus Tanz, Klang und Installation. Mit einer expressiven Bandbreite von Traurigkeit über Wut, Widerstand bis zu Freude beschäftigt sich Jurrungu Ngan-ga (Yawuru für 'Klartext') mit Menschenrechtsverletzungen in der jüngeren Gefängnis-Praxis Australiens, und zieht eine Verbindung zwischen den skandalösen Zahlen indigener Gefangener und der unbefristeten Inhaftierung von Asylsuchenden. Das Stück selbst spielt im 'Gefängnis des australischen Geistes' und wurde inspiriert von Kein Freund außer den Bergen, einem mit dem renommiertesten Literaturpreis Australiens ausgezeichneten Tatsachenbericht über Exil und Inhaftierung des kurdisch-iranischen Schriftstellers Behrouz Boochani (in Zusammenarbeit mit dem iranisch-australischen Wissenschaftler und Aktivisten Omid Tofighian). Jurrun gu Ngan-ga ist entstanden durch eine für Marrugeku typische Stück-Entwicklung, bei der aus den unterschiedlichen kulturellen und Community-Erfahrungen des Teams ein interkultureller Tanzprozess entsteht, der angeleitet wird von der Choreografin Dalisa Pigram und der Regisseurin Rachael Swain."

(Quelle: kampnagel.de)


*


Die Kombination von Tanz und Sprache - es gab deutsche Simultanübersetzungen per Übertitel - ließ kaum Missdeutungen zu, ja und man wusste/ weiß doch längst, dass dann der sogenannte "weiße Mann" ein durch und durch denkender, fühlender und auch agierender Rassist war, ist und (höchstwahrscheinlich) bleibt. Besiedelungsgeschichtlich hat die weiße "Herrenrasse" durch ihre gewalttätige Kolonialeroberung weltweit verbrannte Erde hinterlassen. Dass sie sich durch koloniale Städtearchitektur (um nur ein Beispiel anzuführen) mit ihren vermeintlich kulturellen Tatzenabdrücken in entferntesten Gebieten, deren Existenz sie vorher nicht für möglich hätte halten wollen, in schier bleibende Erinnerung zu bringen vermochte, ist wohl eine Tatsache und also ziemlich sichtbar. Dass sie vergewaltigend und mordend hauste, um zu unterdrücken, zu besitzen also allumfänglich jedes und jeden zu beherrschen, lernten oder lernen brav die ("Herrenrassen"-)Kinder in den Schulen in- und auswändig; schlechtes Gewissen eingebläut zu kriegen und im Umkehrschluss zu denken, dass das dann mit Einsicht oder potenzieller Wiedergutmachung zusammenhinge, ist und bleibt aber ein Trugschluss. Den Latent-Rassismus bei den Menschen insbesondere mit weißer Hautfarbe endgültig auszutreiben resp. richtig weit, weit hinter sich zu lassen bleibt ein schönster Menschheitstraum. Aber die Hoffnung stirbt, wie wir ja alle wissen, ganz zuletzt...

Czack ‘Ses’ Bero, Emmanuel James Brown, Chandler Connell, Luke Currie-Richardson, Issa el Assaad, Zachary Lopez, Macon Esteban Riley, Bhenji Ra, Feras Shaheen und Miranda Wheen gaben also dann auch viel privat Erlebtes von sich preis; in erster Linie ging es freilich dann - bei ihren kommunizierten Geschichten - um die Auswüchse des hochspeziellen australischen Rassismus, dessen rezipierte Beispiele einem dann schon den Schauer über den Rücken jagten. Als Einheitsort wählten sie ein Gefängnis, wo sie - als die sozusagen Nicht-Dazugehörigen - ihr außer-australisches Dasein fristeten und fristen, und obgleich ein beträchtlicher Teil von ihnen zu den (primitiv gesprochen:) Ureinwohnern dieses 1770 von James Cook für die britische Krone eroberten Kontinents noch immer zählen...

Australien wird seine Beherrschungs- und Eroberungsgeschichte einfach nie und nimmer los!!

Beeindruckendes Tanz- und Sprechstück.



Foto (C) Abby Murray

Andre Sokolowski - 9. August 2022
ID 13747
Jurrungu Ngan-ga / Straight Talk (Haus der Berliner Festspiele, 07.08.2022)
Konzept: Dalisa Pigram, Rachael Swain und Patrick Dodson
Choreografie: Dalisa Pigram
Regie: Rachael Swain
Dramaturgie: Hildegard de Vuyst
Cultural Dramaturgy: Behrouz Boochani, Patrick Dodson und Omid Tofighian
Musik: Sam Serruys, Paul Charlier und Rhyan Clapham aka DOBBY
Sounddesign: Sam Serruys und Paul Charlier
Bühne: Abdul-Rahman Abdullah
Kostümdesign: Andrew Treloar
Lichtdesign: Damien Cooper
Zusätzliche Choreografie: Stacy Peke aka Red Ladybrui5er (Krump Army)
Tontechnik: Raine Paul
Von & mit: Czack ‘Ses’ Bero, Emmanuel James Brown, Chandler Connell, Luke Currie-Richardson, Issa el Assaad, Zachary Lopez / Macon Esteban Riley, Bhenji Ra, Feras Shaheen, Miranda Wheen
Gastspiel von Marrugeku bei TANZ IM AUGUST


Weitere Infos siehe auch: https://www.tanzimaugust.de/


https://www.andre-sokolowski.de

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